SPENDENAUFRUF Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine

Geschätzt 42.000 NS-Überlebende leben noch in der Ukraine. Als alte Menschen leiden sie besonders unter dem Angriffskrieg: ein Aufruf zur Nothilfe.

Nothilfe für die Opfer zweier Terrorkriege – SPENDENAUFRUF – Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine

Winfried Nachtwei, 10.10.2022

„Durch den aktuellen Krieg in der Ukraine sind viele Menschen in große Not geraten. Unter den Leidtragenden sind auch die Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung. Sie brauchen jetzt mehr denn je unsere Hilfe, damit lebenswichtige Grundlagen wie Nahrung und medizinische Versorgung sichergestellt, aber auch Wiederaufbauarbeiten unterstützt werden können.
Mit diesem Anliegen hat sich am 9. März 2022 ein Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine auf Initiative des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V. gegründet. Es besteht mittlerweile aus knapp 50 Initiativen, Stiftungen, Erinnerungsorten und Gedenkstätten in Deutschland und Österreich, die sich mit NS-Verbrechen beschäftigen und teilweise langjährige Kontakte zu Überlebenden der NS-Verfolgung, Fachkolleg*innen und Kooperationspartner*innen in der Ukraine pflegen.
HELFEN SIE MIT IHRER SPENDE DEN ÜBERLEBENDEN DER NS-VERFOLGUNG IN DER UKRAINE!
Mit Hilfe von Spenden realisieren wir eine koordinierte und unbürokratische Unterstützung von ehemaligen NS-Verfolgten, ihren Angehörigen und den partner*innen des Netzwerks.
Spendenkonto bei der Berliner Volksbank
Empfänger: Kontakte-Kontakty

IBAN DE59 1009 0000 2888 9620 02

Das Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine ( www.hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de ) besteht aus den folgenden Organisationen, Stiftungen, Erinnerungsorten und Gedenkstätten in Deutschland, die sich mit NS-Verbrechen beschäftigen und langjährige Kontakte zu ehemaligen NS-Verfolgten, Fachkolleg:innen und Kooperationspartner:innen vor Ort pflegen.

Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.;

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF); AMCHA Deutschland;
Anne Frank Zentrum; Arbeitskreis BLUMEN FÜR STUKENBROCK;

Arolsen Archives; Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.; Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten; BrückeIMost-Stiftung;

Museum Berlin-Karlshorst;

Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager;

Dokumentationszentrum Topographie des Terrors / Stiftung Topographie des Terrors;

Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Stiftung Topographie des Terrors; Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz;
Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e.V.;

Gedenkhalle Oberhausen; Gedenkstätte Breitenau;

Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz;

Gedenkstätte „Denkort Bunker Valentin“; Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht;
Gedenkstätte Lager Sandbostel; Gedenkstätte und Museum Trutzhain;

Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne; Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig; KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V.; Kreismuseum Wewelsburg; KZ-Gedenkstätte Dachau;

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg; KZ-Gedenkstätte Mauthausen; KZ-Gedenkstätte

Moringen; Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt;

Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Dortmund; Maximilian-Kolbe-Werk;

NS Dokumentationszentrum der Stadt Köln; OFEK e.V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung;

Projekt »Netzwerk Erinnerung« / Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas; Sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus; Stiftung Bayerische Gedenkstätten; Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten;
Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen;

Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ);

Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora;

Stiftung Gedenkstätte Esterwegen; Stiftung niedersächsische Gedenkstätten;

Stiftung Sächsische Gedenkstätten / Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain;

Verband der Gedenkstätten in Deutschland e.V. / FORUM (VGDF);

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma;

Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.“

„Die Nazis überlebt, vom Elend des Krieges eingeholt“

von Klaus Hillenbrand, taz 26.09.2022

„(…) Geschätzt 42.000 NS-Überlebende, fast ausschließlich sehr alte Menschen, leben noch in der Ukraine. Darunter Juden, Roma, ehemalige Zwangsarbeiterinnen und –arbeiter. Schon immer war ihre Lage prekär. Die Renten sind, wie in vielen Staaten Europas, ausgesprochen gering. Ein wenig Unterstützung erhielten viele in jüngster Zeit durch die Entschädigungsregelung für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Deutschland. Doch der aufgezwungene Krieg hat das bisherige Leben vieler zerstört. Ihre Familien sind oft nicht mehr in der Lage beizuspringen, weil sie selbst kaum über die Runden kommen. (…)“

(https://taz.de/Nazi-Verfolgte-in-der-Ukraine/!5883540&SuchRahmen=Print/ )

Holocaust-Mahnmal bei Charkiw getroffen – Raketenangriff auf Lwiw

Welt, 26.03.2022, https://www.welt.de/politik/ausland/article237794891/Ukraine-Krieg-Holocaust-Mahnmal-bei-Charkiw-getroffen-Raketenangriff-auf-Lwiw.html

Ein Holocaust-Mahnmal am Stadtrand der ostukrainischen Großstadt Charkiw ist nach örtlichen Medienberichten durch russischen Beschuss beschädigt worden. An dem Denkmal in Form eines siebenarmigen Leuchters fehlten zwei Arme, berichtete das Portal „KharkivToday“ am Samstag. Es gab keine Angaben, wann das Mahnmal getroffen wurde. Die Gedenkstätte Drobizkij Jar erinnert an 16.000 bis 20.000 Juden und sowjetische Gefangene, die dort 1941/42 von der nationalsozialistischen Besatzung ermordet wurden.

Auch andere Ehrenmale in Charkiw seien bei den Kämpfen beschädigt worden, hieß es. In der zweitgrößten Stadt der Ukraine war vergangene Woche der 96-jährige Holocaust-Überlebende Boris Romantschenko bei einem Bombenangriff getötet worden. Am 1. März beschädigte russischer Raketenbeschuss auf den Fernsehturm der Hauptstadt Kiew bereits das Mahnmal für den Judenmord von Babyn Jar 1941.

Entsetzen über Tod von KZ-Überlebendem bei Angriff auf Charkiw

Spiegel 21.03.2022

Er überlebte vier deutsche Konzentrationslager – nun ist der bekannte Zeitzeuge Boris Romantschenko offenbar durch russische Bomben gestorben. Dabei begründet der Kreml seinen Krieg damit, die Ukraine zu »denazifizieren«.

Bei einem Angriff im ukrainischen Charkiw ist der KZ-Überlebende Boris Romantschenko getötet worden. Dies berichteten die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie die ukrainische Regierung. Nach Stiftungsangaben wurde Romantschenko 96 Jahre alt. Er hatte während der NS-Zeit vier Konzentrationslager überlebt und war lange Zeit Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora.  »Ein Geschoss traf das mehrstöckige Gebäude, in dem er wohnte. Seine Wohnung brannte aus.«

»Das macht mich fassungslos«, erklärte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. »Die Nationalsozialisten haben es nicht geschafft, diesen großen Menschen zu brechen, ihn zu töten – sehr wohl aber das System Putin mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine.«

 

Deutscher Vernichtungskrieg in der Ukraine vor 81, 80 Jahren …

(Aus: W.N., Zwischen Geschichtsvergessenheit und historischer Verantwortung, 10.04.2022, https://domainhafen.org/category/ukraine/page/2/ )

(Orte, die im heutigen Krieg bombardiert + beschossen wurden/werden)

Am 22. Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion mit 81 Infanterie-Divisionen, 17 Panzer- und 15 motorisierte Divisionen, 9 Polizei- und Sicherungsdivisionen, mit 3.350 Panzern und über 2.000 Flugzeugen, insgesamt 3.050.000 deutsche Soldaten. Es war die größte Angriffsstreitmacht der Weltgeschichte.

Die Heeresgruppe Süd (998.000 Soldaten, 962 Panzer, 969 Flugzeuge) griff südlich der Pripjet-Sümpfe den Großraum der heutigen Ukraine mit den strategischen Zielen Dnjepr, Kiew, Donezbecken an. Zur HG Süd gehörten die 6., 17. und 11. Armee sowie der Panzergruppe 1 (u.a. mit der im Wehrkreis VI aufgestellten 16. Panzer-Division aus Münster/Westfalen).

Den Fronttruppen der Wehrmacht folgten unmittelbar die Einsatzgruppen von Sicherheitspolizei und SD: Die Einsatzgruppe C mit den Sonderkommandos 4a, 4b und den Einsatzkommandos 5 und 6 (insgesamt rund 700 Mann) der Heeresgruppe Süd in der nördlichen und mittleren Ukraine, die Einsatzgruppe D (10a, 10b, 11, a, 11b, 12, insgesamt rund 600) der 11. Armee der Heeresgruppe Süd in die südliche Ukraine.

Kriegsstationen der 16. Panzer-Division

– Am 24. Juni 1941 überschritt die 16. Panzer-Division die sowjetische Grenze bei Sokal-Krystinopol am Bug.

Uman-Kessel, August 1941, 15 sowjetische Divisionen vernichtet, 100.000 Gefangene.

Eroberung von Nikolajew am Schwarzen Meer, 16./17. August 1941,  durch die 16. Panzer-Division

Kesselschlacht bei Kiew, September 1941: „Das XI. Korps trieb die Russen von Südwesten her der 16. Panzer-Division. vor die Rohre. (…) Die Kompanien umgingen keine Ortschaften mehr; sie säuberten Dorf für Dorf.“ Nach der Schließung des Kessels am 24. 9.: „Insgesamt wurden 51 russische Divisionen vernichtet, 665.000 Gefangene eingebracht.“ (Wolfgang Werthen,: Geschichte der 16. Panzer-Division 1939-1945, Bad Nauheim (Podzun) 1958, S. 65 ff.)

Schlacht am Asowschen Meer, September/Oktober 1941, 100.000 Gefangene.

– Schlacht um Rostow, November 1941, erstmaliger Rückzug auf breiter Front.

– Mius-Winterstellung

– „Bis zum Februar 1942 waren von den etwa 3,3 Millionen sowjetische Soldaten, die bis dahin  in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren, rund zwei Millionen gestorben – verhungert, erfroren, von Seuchen hingerafft und erschossen.“ (Reinhard Rürup (Hrsg.): Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945, Berlin 1991, S. 108) Von den insgesamt 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg starben bis 1945 über drei Millionen.

– Von Mius-Stellung Ende April 42  in den Raum

Stalino (heute Donezk)/ Makejewka

– Mai 42 Gefechte bei Isjum, Oblast Charkow, am Ufer Slwersky Donez 125 km südöstlich Charkow; (23. Juni 1942 bis 5. Februar 1943 von der Wehrmacht besetzt) bei Berwenkowo und Losowaja; (Ende der Kesselschlacht von Charkow (heute Charkiw; laut Wehrmachtsbericht angeblich 240.000 sowjetische Gefangene, durch die 16. Pz.Div. 31.500 Gefangene, 700 Mann eigene Verluste).

– 22. Juni Angriff auf Kupjansk am Oskol („Unternehmen Friederikus“, Gewinnung eines Brückenkopfes), Ablösung, zurück nach Makejewka; Wechsel vom III. Pz.Korps zum XIV. Pz.Korps (mit zwei Inf.Div. mot)

– Im Juli Beginn der Sommeroffensive (Ziel: die Wolga in 400 km Breite von Saratow bis Stalingrad, die Ölfelder des Kaukasus, , Vereinigung mit dem Afrikakorps in Persien und Angriff längs der Wolga in den Rücken Moskaus)

Eine Gruppe der Division erreicht den Donez südlich Lissitschansk (Lyssytschansk) am 15. Juli. Die Masse der Division erreicht den Raum Artemowsk (Bachmut) am 14. Juli.

Vormarsch nach Osten, fast kampflos.

(Wechsel zur 4. Pz.Armee, die zusammen mit der 2. und 6. Armee (Paulus) die Heeresgruppe B bilden; Donsteppe (Die 16. Pz.Div. gilt als „Speerspitze der 6. Armee“)

  1. Juli nach 300 km in 10 Tagen Bobowskaja am Tschirr, voraus der Große Donbogen, 200 km Luftlinie bis Stalingrad

– Kämpfe am Großen Donbogen; Juli 1942, Panzerschlacht von Kalatsch: 8.300 sowjetische Gefangene, 275 Panzer zerstört. Von 13.000 Soldaten der sowjetischen 181. Schützendivision können nur 105 über den Don entkommen. „1.000 Panzer waren der Division seit dem 22. VI. 41 zum Opfer gefallen.“ (Werthen S. 104)

Sommeroffensive 1942, Vorstoß nach Stalingrad: Überquerung des Don, 23. August als erste Wehrmachtdivision an der Wolga (nördlich Stalingrad). Schon Mitte November lagen die Leichen von über 4.000 Soldaten der Division auf dem Divisionsfriedhof an der Bahnstrecke Nord-Stalingrad – Frolow.

„Holocaust durch Kugeln“ in der Ukraine

(Quelle: Boris Zabarko – Margret Müller – Werner Müller (Hrg.), Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine – Zeugnisse von Überlebenden, Berlin 2019)

„Bis zur Perestroika war das Thema Holocaust in der Sowjetunion ein Tabu. Auf allen Mahnmalen aus jener Zeit war immer nur zu lesen, dass dort friedliche Sowjetbürger von den Faschisten ermordet wurden, ohne Hinweise darauf, dass es sich um Juden handelte.“ (S. 24)

Das Militär hatte die kleinen motorisierten Tötungseinheiten der Einsatzgruppen mit Quartier, Treibstoff, Lebensmittel, und ggfs. Funkverbindungen zu versorgen. Die Kommandos operierten im Frontgebiet in „einzigartiger Partnerschaft mit der Wehrmacht“. (S. 58)

„Vor dem Einmarsch in die Sowjetunion hatten alle Einsatzgruppen die Weisung erhalten, unauffällig großangelegte Ausschreitungen der Bevölkerung gegen Juden zu „inspirieren“.  (…) In den ersten zwei Wochen des Feldzuges kam es in der Westukraine nahezu  flächendeckend zu antijüdischen Pogromen mit brutalsten Massenmorden. (…) Eine Schlüsselrolle spielten hierbei die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und die von ihr aufgestellten Milizen. (…)“ (S. 58)

„Um möglichst viele Städte möglichst rasch zu erreichen, folgten die Einsatzgruppen den vorrückenden Truppenverbänden auf den Fersen und riegelten die großen jüdischen Wohngebiete ab, ehe den Opfern überhaupt bewusst wurde, welche Gefahr ihnen drohte.“

Orte größter Massenerschießungen auf dem Gebiet der Ukraine (Auswahl)

(Reichskommissariat Ukraine, Distrikt Galizien, Transnistrien, Ostukraine unter dt. Militärverwaltung; von 26 Oblasten mit ihren Gebietshauptstädten und rund 100 Bezirken, insgesamt weit mehr als 600 Orte der Vernichtung)

1941, 5.Juli, Gebietshauptstadt Lemberg (Lwiw): Erschießung von etwa 2.000 männlichen Juden in einem Waldgebiet außerhalb der Stadt durch die Einsatzkommandos 5 und 6. Am 25.-27. Juli ermordeten pro-deutsch-ukrainische Nationalisten etwa 2.000 bis 3.000 Juden (Petljura-Pogrom). Bei der Umsiedlung von 80.000 Juden in das Ghetto der Stadt im Dezember Ermordung von 5.000 alten und kranken Menschen. Ab 19. März Deportation von etwa 15.000 Juden in das Vernichtungslager Belzec, im August von weiteren 40.000 Juden nach Belcek. (…)

1941, 9. Juli Beginn der Judenerschießungen im Gebiet (Oblast) Shitomir: im Juli 3.000, im August 10.000, im September ungefähr 27.000, im Oktober 5.500 und im November 3.000. Von 1941-1944 wurden insgesamt 55.000 Juden aus 135 Städten, Siedlungen und Dörfern erschossen.  5.000 Juden erschossen. In der Gebietshauptstadt Shitomir wurden im Juli und August etwa 2.000 Juden durch das Sonderkommando 4a unter SS-Standartenführer Paul Blobel ermordet, laut anderen Quellen 5.000.  Am 19. September erschoss das Sonderkommando 4a im Bogun Wald außerhalb der Stadt 3.145 Juden, (S. 282)

(Bis Januar 1942 ermordete das Sonderkommando 4a unter Blobel ca. 60.000 Menschen) 1941, August  in Kamenez-Podolski 23.600 Juden erschossen durch ein Kommando des Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Russland Süd Friedrich Jeckeln unter Mithilfe des Polizeibataillons 320 (erstes Blutbad solchen Ausmaßes)

  1. September in Berditschew 18.600 Juden erschossen durch das Polizeiregiment Süd, Reservepolizeibataillon 45 und die Stabskompanie Friedrich Jeckelns

21.-23. September in Nikolajew (ukr. Mykolajiw) 7.000 Juden erschossen durch das Sonderkommando 11a (Nikolajew wurde am 16. August von der 16. Panzer-Division besetzt, am  17./18.  August rückte das Sonderkommando 11a ein; im Gebiet (Oblast) Nikolajew wurden von Juni bis Dezember 1941 insgesamt 31.100 Juden ermordet, 1942 weitere 8.700.

24./25. September in Cherson 5.000 Juden durch das Sonderkommando 11a erschossen mit Unterstützung des Sonderkommandos 10a und Soldaten der 72. Infanteriedivision

29./30. September in Kiew (Kyjiw) Babi Jar, 33.771 Juden erschossen durch das Sonderkommando 4a, unterstützt durch das dem HSSPF Friedrich Jeckeln unterstehende Polizeibataillon 303 und einheimische Kräfte (größte Massenerschießung auf dem Territorium der Sowjetunion). (Jeckeln, 1940/41 HSSPF West in Düsseldorf, war neben Blobel der eigentliche Initiator des Massakers. Als HSSPF Russland Nord und Ostland war er der verantwortliche Planer und Organisator der Liquidierung des Rigaer Ghettos, bei der am 30. November und 8. Dezember 1941 insgesamt über 27.000 Menschen ermordet wurden – um Platz zu schaffen für die angekündigten Deportationszüge aus dem Reich.

  1. Oktober in Dnjepropetrowsk 10.000 Juden erschossen durch Angehörige der Stabskompanie von Friedrich Jeckeln und des Polizeibataillon 314
  2. Oktober in Stanislau (heute Iwano-Frankowski) mehr als 10.000 Juden erschossen durch Trupps der Sicherheitspolizei, des Reserve-Polizeibataillons 133 und der ortskundigen ukrainischen Miliz
  3. Oktober 1941 bis März 1942 in der Gebietshauptstadt Odessa (Transnistrien/ Rumänien) bis zu 25.000 Juden durch rumänisches Militär, unterstützt von Gendarmerie und Polizei, erschossen. Am 22. Oktober 1941 wurde das Hauptquartier des rumänischen Militärs in die Luft gesprengt. Am Folgetag wurden etwa 19,000 Juden zu einem Platz am Hafen gebracht und erschossen, am nächsten Tag weitere 25.000, die in neun große Speicher gepfercht, erschossen und verbrannt wurden. (S. 768)

20./21. Oktober in Mariupol 8.000 Juden erschossen durch SD (S. 1008)

05./06. November in Rowno 15.000 Juden erschossen durch Ordnungspolizei und das Außenkommando Rowno des Einsatzkommandos 5

  1. Dezember ff. in Charkow (Charkiw), Schlucht von Drobyzkyi Jar etwa 16.000 Juden erschossen durch das Sonderkommando 4a unter Paul Blobel mit Unterstützung des Polizeibataillons 314.

Januar 1942 Artemowsk (Bachmut): In den Stollen des ehemaligen Kalkbergwerks begingen Wehrmachtsangehörige Erschießungen an der Bevölkerung. Am 9.-12. Januar ermordeten  Angehörige der Einsatzgruppe C etwa 3.000 Juden, indem sie diese in den Stollen 50-70 m unter der Erde bei lebendigem Leib einmauerten. Die Wände wurden abgesprengt, um die Tat zu vertuschen. Die 17. Armee leistete logistische Unterstützung.

(vgl. W.N., Bachmut, Ostukraine – Drei Kriege: seit Mai bis heute, 2014/15 und 1941/42, 14.09.2022,. https://domainhafen.org/2022/09/14/bachmut-ostukraine-drei-kriege-seit-mai-bis-heute-2014-15-1941-42/ )

Insgesamt fielen dem deutschen Vernichtungskrieg in der Ukraine acht Millionen Menschen zum Opfer, ein Vierteil der Bevölkerung, davon fünf Millionen Zivilisten, 1,6 Millionen jüdische Menschen.

 

 

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