Mein persönlich-politischer Jahresrückblick 2022: KRIEG IN EUROPA – FRIEDEN DURCH RECHT + SOLIDARITÄT

Nach zweijähriger Unterbrechung Übesicht über meine Aktivitäten 2022

Mein persönlich-politischer Jahresrückblick 2022

Krieg in Europa – Frieden durch Recht und Solidarität, Meldungen zur Friedens- und Sicherheitspolitik Nr. 60,  Winfried Nachtwei, MdB 1994-2009

Als Angehöriger des ersten deutschen Nachkriegsjahrgangs hatte ich mit meiner West-Generation ein historisches Glück sondergleichen. Auf dem Westteil des jahrhundertelangen „Kontinents der Kriege“ über 75 Jahre KEIN Krieg und eine im weltweiten Vergleich einmalige Zone von Stabilität, Frieden und Freiheit. Mir und etlichen Mitstreiter*innen war seit langem bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, dass Frieden und Sicherheit nicht zum Nulltarif zu haben sind und Einsatz, Investitionen, Fachleute und Vorsorge durch Strukturen und Fähigkeiten gemeinsamer Sicherheit brauchen. Aber zugleich hatte sich ein Glaube an die Dauerhaftigkeit des europäischen Friedens breitgemacht.

Erkennbare Indizien für einen russischen Angriff gab es reichlich. Die Dimension des Großangriffs auf die Ukraine am 24. Februar war dann aber doch für die allermeisten überraschend. Schlag auf Schlag folgten weitere Überraschungen: die enorme und anhaltende Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte und die Widerstandskraft der ukrainischen Gesellschaft, die gravierenden strategischen und operativen Mängel der russischen Angreifer, die Geschlossenheit von NATO und EU, die systematisch das humanitäre Völkerrecht missachtende und umfassend hybride Kriegführung Russlands, die sich zugleich gegen das demokratische Europa und die UN-Charta insgesamt richtet. Ein Epochenbruch zumindest für Europa.

INHALT

(1) Erschwerte Bedingungen

(2) Gerüst meiner Aktivitäten

(3) Schwerpunkt Konfliktländer, Ukrainekrieg

(4) Schwerpunkt Krisenprävention und Friedensförderung

(5) Schwerpunkt Spurensuche und Erinnerungsarbeit

(6) Publikationen

(1) Erschwerte Bedingungen

Auch zwölf Jahre nach meinem Ausscheiden aus dem Bundestag arbeite ich weiter als “freier Mitarbeiter im friedens- und sicherheitspolitischen Außendienst”. Seit 19 Monaten unter erschwerten Bedingungen:

– Im Mai 2021 der plötzliche Tod meiner Frau Angela im Zusammenhang mit Corona. Verloren ging mir meine geliebte Mitstreiterin, Bodenstation und und im füreinander Einstehen beste Kameradin. Gestützt von der Dankbarkeit für 55 gemeinsame Jahre lebt sie in mir anders weiter – und ich arbeite in ihrem Auftrag weiter. Mit dem partiellen Alleinsein komme ich bisher ordentlich klar, mit der Alleinverantwortlichkeit für alle meine Angelegenheiten unterschiedlich.

– Der Kollaps und das Desaster in Afghanistan im Sommer 2021, die strategische Niederlage der – vor allem westlichen – Staatengemeinschaft hatte ich seit längerem befürchtet, x-Mal davor gewarnt. Bisher habe ich diesen Absturz nur politisch verarbeitet, nicht emotional.  Mein Engagement zu Afghanistan war seit vielen Jahren nicht mehr primär politisch motiviert, sondern von vielfältigen persönlichen Verbundenheiten getrieben. Und jetzt die Massen an menschlichen Katastrophen, wo ich viel zu wenig helfen konnte. So viele Ohnmachtserfahrungen wie nie zuvor! Mit meiner Berufung als Dauer-Sachverständiger in der Enquete-Kommission des Bundestages zu Afghanistan ist Afghanistan wieder als Schwerpunkt reaktiviert, zunächst im Rückblick-Modus.

– Der russische Angriffskrieg schließlich verschob und erhöhte mein Aufgabenspektrum. Als ich am ersten Kriegstag gebeten wurde, bei einer Mahnwache vor dem Rathaus des Westfälischen Friedens in Münster als Nicht-Ukraineexperte zu sprechen, war ich noch ratlos. Die Rede am 2. Kriegstag vor überraschenden 5.000 hatte dann beste Resonanz. Zugute kam mir in den Folgewochen und –Monaten die im Verteidigungsausschuss über 15 Jahre erlernte Grundbefähigung, neue Krisenlagen schnell zu erfassen und Orientierung im Getümmel finden zu können. Eine Begleitfolge des Ukrainekrieges für mich ist seitdem, dass sich mein Zeitbedarf für Pressseauswertung und Recherche verdoppelt bis verdreifacht hat.

– Ein erhebliches Publikations- und Sichtbarkeitshindernis ist der Teilausfall meiner langjährigen Website www.nachtwei.de , die ich seit September 2021 nicht mehr bestücken kann. Meine Übergangs-Website www.domainhafen.org erreicht natürlich viel weniger Interessierte. Meine neue www.nachtwei.de soll in den kommenden Monaten in die Gänge kommen. Als Einmann-Betrieb bin ich da was langsam.

Auf www.facebook.com/winfried.nachtwi flankiere ich in unregelmäßigen Abständen meine politichen Beiträge. Hierüber erreiche ich immer wieder eine große Breite an Interessenten, viele darunter Friedenspraktiker aus Kriseneinsätzen.

(2) Gerüst meiner Aktivitäten ist

(a) die ehrenamtliche Vollzeittätigkeit in einer Vielzahl von Beiräten und Vorständen (in den ersten beiden Beiräten intensive Mitarbeit).

  • Beirat Zivile Krisenprävention und Friedensförderung der Bundesregierung: In ihm arbeite ich seit seiner Gründung 2005 mit – erst als Gast und Vertreter der Grünen Fraktion, ab 2010 als berufenes Vollmitglied; Mitarbeit in der AG „Öffentliche Kommunikation von Ziviler Krisenprävention“ und mehreren Ad-hoc-AG`en. In den letzten vier besonders produktiven Jahren waren die Klimawissenschaftlerin Kira Vinke und der VENRO Geschäftsführer Bodo von Borries unsere vorzüglichen Vorsitzenden. Ende 2022 wurde ich für weitere vier Jahre in den 8. Beirat berufen (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/krisenpraevention/beirat-zivile-krisenpraevention-friedensfoerderung/2163062 )
  • Seit 2009 im Beirat für Fragen der Inneren Führung (jetzt 15.) bei der Bundes-ministerin der Verteidigung: Der Beirat tagt viermal/Jahr, zusätzlich in Arbeits-gruppen und erarbeitet kritisch-konstruktive Empfehlungen, die direkt an die Ministein gehen. Meine AG´en: „Einsatzrückkehrer, –folgen und Soziales“, die ich seit 12 Jahren leitete; AG  „Bundesweht in der Gesellschaft“ und „Extremismus-Prävention“; Truppenbesuche (Bw-Kontingent in Rukla/Litauen, KSK, Luftlande-brigade 1 in Saarlouis). Die Zusammenarbeit der Mitglieder mit ihrer Vielfalt an Erfahrungen und Kompetenzen unter Vorsitz von Generalleutnant a.D. Rainer Glatz war ausgesprochen produktiv und machte Freude.
  • Enquete-Kommission des Bundestages zu Afghanistan, ständiger Sachverständiger (die Kommission setzt sich aus je 12 MdB und 12 Sachverständigen zusammen und soll im Sommer 2024 ihren Abschlussbericht vorlegen)
  • Task Force Afghanistan der GKKE (Gemeinsamen Kommission Kirche und Entwicklung)
  • Vorbereitungsteam der Villigster Afghanistan-Tagung, im Dezember 2022 die 36. Tagung seit 1984, europaweit einzigartiges Treffen von Menschen mit AFG-Herkunft, -Erfahrung, – Interesse, -Herz.
  • Afghanisch-Deutsches Forum, Initiative zur Förderung des politischen Dialogs unter Afghaninnen und Afghanen
  • Vorstand „Gegen Vergessen – Für DemokratieV.“ (seit 2004): Schwerpunkte NS, SED-Regime Politischer Extremismus, Demokratieförderung. Vorsitzender ist jetrt der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Andreas Voßkuhle (www.gegen-vergessen.de )
  • Vorstand von „Lachen HelfenV.“: Initiative deutscher Soldaten und Polizisten für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten, wird 2016 20 Jahre alt. Projekte aktuell in Südsudan, Mali, Nordirak, Balkan ( www.lachen-helfen.de )
  • AG „Gerechter Friede“ der Deutschen Kommission „Justitia et Pax“ (Einrichtung der Dt. Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katkoliken zur Förderung von Entwicklung, Menschenrechten und Frieden) seit 2009, aktuelles Thema ist die europäische Außen- und Sicherheitspolitik und China, (http://www.justitia-et-pax.de/jp/index.php )
  • Mitarbeit in der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Frieden und Internationales von Bündnis 90/Die Grünen als kooptiertes Mitglied (mit Stimmrecht), Mitarbeit seit Gründung Anfang der 80er Jahre; seit Mai 2020 koordiniere ich zusammen mit einer Bundeswehrangehörigen die AG Bundeswehr der BAG, die sich „dank“ Corona bisher fast 30 Mal virtuell traf und in der sich erstmalig überraschend viele Grüne mit Bw-Bezügen in einem grünen Parteizusammenhang austauschen können.
  • Facharbeitskreis „1648 – Dialoge zum Frieden“ bei der Stadt Münster
  • Deutsches Riga-Komitee: Als Mitinitiator des vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge koordinierten Komitees begleite und unterstütze ich das Netzwerk häufig mit meinen Riga-Vorträgen. (https://www.volksbund.de/partner/deutsches-riga-komitee.html
  • Kuratorium der „Gesellschaft für Sicherheitspolitik“ (GSP)
  • Vorstand der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen DGVN 2001 bis 2022, seitdem Mitglied des Präsidiums. dgvn.de

Ausgeschieden bin ich aus dem

Hinzu kommt die Mitgliedschaft in etlichen Vereinen und Initiativen, angefangen bei der vorbildlichen und freundschaftlich verbundenen Friedensinitiative Nottuln (bei Münster), dem Forum Ziviler Friedensdienst/ ZFD, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, Gesellschaft für bedrohte Völker, Politisch-Militärischen Gesellschaft, Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V., Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

(b) eine rege Vortrags- und Publikationstätigkeit:

Vorträge, Reden + Podien: insgesamt 53 (2019 42, 2018 37), davon zu Afghanistan 20 (2019 9, 2018 7, 2014 20), zur Ukraine 22 z.T. virtuell, zunehmend wieder Präsenzveran-staltungen, neun zum Komplex Riga-Deportationen.

Medienbeiträge

– 29.03.2022 WDR-Gespräch „Erlebte Geschichten: Der Friedenspolitiker Winfried Nachtwei“ mit Heiner Wember,  https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/erlebtegeschichten/nachtwei-100.html (beste Rückmeldungen)

– Ausführliche Interviews mit Ulrich Fichtner /SPIEGEL für sein Essay „Widerwillige Weltmacht“ 24/2022 10.06.22 (1,5 Spalten)

– Ausführliche Interviews mit Sonja von Behrens für „Wir Deutschen und die Bundeswehr“, für ZDF-History 2023 und mit Florian von Stetten über die Deutschen und die Bundeswehr für einen WDR-Fernsehbeitrag

Eigene Beiträge siehe unter den Schwerpunkten und in der Publikationsliste am Schluss

(3) Schwerpunkt  Konfliktländer (Afghanistan, Balkan, Mali) + Ukrainekrieg

  • Afghanistan

Eine systematische und ressortübergreifende Wirkungsanalyse des deutschen AFG-Einsatzes wurde seit der Lageverschärfung 2006 immer wieder gefordert. Erfolglos! Chancen zu rechtzeitigen Kurskorrekturen wurden damit grob fahrlässig vertan. Erst ab 2021, dem Jahr des strategischen Scheiterns, kamen solche Prozesse in die Gänge:

Noch vor den letzten Bundestagswahlen im September 2021 beschlossen Auswärtiges Amt, Entwicklungsministerium und Innenministerium eine Ressortevaluierung für den Zeitraum 2013-21. Damit wurde von vorneherein die ersten 12 Jahre, in denen die wesentlichen Weichenstellungen und die Masse des deutschen Einsatzes stattfanden, ausgeklammert.

Das BMVg beteiligte sich nicht an diesem verkürzten Evaluierungsansatz.

Mit Beschlüssen des Bundestages im Sommer 2022 wurde die Einsetzung eines Unter-suchungsausschusses zu Vorgeschichte und Ablauf des Evakuierungsdesasters im Sommer 2021 und eine Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“ beschlossen. Neben Dr. Katja Mielke vom BICC wurde ich seitens meiner früheren Fraktion als ständiger Sachverständiger in der Kommission vorgeschlagen. Auf Seiten der 12 MdB-Mitglieder sind acht neu im Bundestag. Unter den langjährigen parlamentarischen Mitauftraggebern des Afghanistaneinsatzes gab es offenbar kein besonderes Interesse, persönlich zu der selbstkritischen Aufarbeitung des Einsatzes beizutragen.

Im Rahmen der monatlichen Vollsitzungen findet jeweils eine öffentliche Anhörung externer Experten statt. Die Aussagen zum Beispiel von Prof. Conrad Schetter, Generalmajor a.D. von Buttler (erster dt. ISAF-Kontingentführer) und Michael Steiner (außenpolitischer Berater von Bundeskanzler Schröder) waren ausgesprochen erhellend und aufschlussreich.

Über meine Mitarbeit in der Projektgruppe I (Stabilisierung und Sicherheit) stelle ich den Kolleg*innen Materialien aus meinem umfassenden Afghanistanarchiv zur Verfügung (rund 250 eigene Beiträge, darunter 20 umfassende Reiseberichte, rund 100 Aktenordner). An den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses ging eine Liste meiner rund 40 AFG-Beiträge zwischen Januar 2020 und August 2021 (darunter 20 Warnberichte).

Aufgabe der GKKE-Task Force AFG ist, die spezifischen Erfahrungen und lessons learned kirchlicher Akteur*innen zu ermitteln, sie in den Gesamtkontext einzuordnen und Perspektiven einer weiteren Arbeit zu AFG zu skizzieren.

Der AG „Untersuchung der grünen AFG-Politik“ in der Bundesarbeitsgemeinschaft Frieden & Internationales von Bündnis 90/Die Grünen stand ich für ein ausführliches Hintergrundgespräch und ein Streitgespräch zu den ersten zehn Jahren zur Verfügung.

Der Ressortevaluierung / Teil Polizei stand ich mit einem Hintergrundgespräch und bei einem Workshop an der Dt. Hochschule der Polizei zur Verfügung.

Die Nachbereitung des AFG-Einsatzes in der Truppe, unter AFG-Rückkehrern insgesamt, die Verarbeitung des Scheiterns im Großen spielt bei den politischen Prozessen bisher keine erkennbare Rolle. In der Bundeswehr selbst war niemand zu finden, der dazu einen Gesamtüberblick hatte. Neben dem Trend, schnell auf die aktuellen Herausforderungen umzuschalten, gab es einzelne Nachbereitungsveranstaltungen vom Kommando Heer, vom Deutsch-Niederländischen Corps. Aber für diejenigen, die ihren Einsatz als besonders belastend erfahren haben, zuletzt die Evakuierungsoperation im Kabuler Chaos, scheint es bisher keinen Nachbereitungsprozess zu geben.

Im Vorbereitungsteam der AFG-Tagung an der Evangelischen Akademie in Villigst/Ruhr und vor allem mit der Online-Tagung am ersten Dezember-Wochenende verfolgten wir weiter die düstere Entwicklung in AFG. Im Januar 2022 veröffentlichten wir zusammen mit dem Afghanisch-Deutschen Forum den Appell „Überlebenshilfe für Afghanistans Menschen – jetzt!!!“ (vgl. auch meine Liste „Überlebenshilfe für Afghanistan: Aufrufe und Hilfs-organisationen zur weltweit größten humanitären Krise“) Verbindungen wurden gehalten zu NGO`s wie Freundeskreis AFG, Afghanischer Frauenverein u.a., die seit vielen Jahren hervorragende Schulprojekte unterstützen und die nach der Taliban-Machtübernahme zunächst relativ ungestört weiterarbeiten konnten. Wenigstens solche Hoffnungsinseln gab es noch. (Im November 2021 teilte mir der AFV mit, dass die über 7.000 Euro Spenden anlässlich des Todes meiner Frau Angela besonders hoffnungsvoll investiert wurden: ein erster Trinkwasserbrunnen in dem Dorf Qalla Hassan Khan bei Kabul. Ein weiterer folgte inzwischen bei einer Mädchenschule, die gerade gebaut wurde. So konnte Angela anders weiterhelfen: „Wasser ist Leben“.)

Inzwischen hat der radikale Talibanflügel die Oberhand gewonnen und die weibliche Hälfte der Bevölkerung so extrem entrechtet wie in keinem anderen Land auf dem Globus. Wo Engagement zur humanitären und menschlichen Mega-Katastrophe in Afghanistan so notwendig ist, da beschäftige ich mich jetzt vorrangig mit Aufarbeitung des Einsatzes und mit dem neuen Schwerpunkt Ukrainekrieg. Das macht mir zu schaffen.

(b) Ukrainekrieg

Der russische Großangriff auf die Ukraine sprengte die europäische Friedensordnung, nahm direkt massenweise ukrainische Zivilbevölkerung und indirekt das demokratische Europa und die UN-Charta unter Beschuss. Erleichtert war ich über den Kurswechsel von SPD und Grünen auf letzten Drücker in Sachen Waffenlieferungen an die Ukraine. Dass diese in der Vergangenheit aus „besonderer historischer Verantwortung Deutschlands“ verweigert wurden, hielt ich schon länger für einen schlechten Vorwand. Denn gegenüber einem Land, das vor 81/80 Jahren von Nazi-Deutschland verwüstet worden war, konnte historische Verantwortung des demokratischen Nachfolgestaates doch nur bedeuten, diesem besonders verlässlich gegen eine drohende Aggression beizustehen.

Etliche Kommentatoren erwarteten eine Wiederauflage des innergrünen „Kosovo-Konflikts“ von 1999. Sie übersahen, dass jetzt im Unterschied zu ´99 die völkerrechtliche Lage völlig eindeutig war, dass in Folge von Erfahrungslernen in Regierungsverantwortung die Grünen schon lange keine radikal pazifistische Partei mehr sind. Und dass es zwischenzeitlich einen erheblichen Generationenwechsel gegeben hat. Auch die von vielen Grünen gelesene taz wird eine wichtige Rolle gespielt haben: Über das Netzwerk der taz Panther Stiftung war die Ukraineberichterstattung mit ihren vielen Beobachter*innen vor Ort so authentisch und engagiert wie wohl bei keinem anderen deutschen Medium. Verbunden mit der weiterhin relativ stärkeren Werteorientierung unter Grünen verlief deshalb der friedens- und sicherheits-politische Kurswechsel der Grünen ohne sonderliche Friktionen: Anerkennung des Selbstverteidigungsrechts von Überfallenen – selbstverständlich! Beistand für Überfallene – selbstverständlich! Wehrhaftigkeit gegenüber einem so hemmungslosen Aggressor wie Putin-Russland, Wiederherstellung von Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit durch ausreichende Ausrüstung der Bundeswehr – unumgänglich!

Viele Bürgerinnen und Bürger, die bisher militärgestützter Sicherheitspolitik sehr distanziert gegenüberstanden, änderten angesichts der unübersehbaren russischen Aggression ihre Grundhaltung zur Bundeswehr. Das sicherheitspolitische Stimmungsbild verschob sich Richtung „wehrhafter Frieden“.

Auf Seiten der organisierten Friedensbewegung, wo vor dem Angriff vor „Kriegshysterie“ gewarnt worden war, gab es erhebliche Bestürzung und Verunsicherungen. Bis auf die DKP verurteilten die allermeisten Gruppen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, kehrten aber überwiegend zu ihren traditionellen Mustern zurück: Putins Kriegsschuld wurde oft durch Verweis auf die angebliche Mitverantwortung der NATO relativiert, Waffenlieferungen an die Ukraine durchgängig abgelehnt und Waffenstillstand und Verhandlungen sofort gefordert. Bald rückte de Aufrüstungsschub des Sondervermögens Bundeswehr in den Vordergrund des Protestes, so auch bei den letzten Aktionstagen er Friedensbewegung im Oktober und November. Eine positive Ausnahme vom Verhalten der Mainstream-Friedensbewegung war und ist die Friedensinitiative Nottuln (Münsterland), die sich sehr deutlich gegen den Angriffskrieg positionierte, dialogisch um die angemessenen und verantwortbaren Antworten auf diesen Krieg rang und humanitäre Solidarität praktiziert. Unsere Auseinandersetzung dazu war sehr kontrovers, mündete dank freundschaftlicher Verbundenheit aber nicht im Bruch.

Unterstützt auch von etlichen Promi`s und Intellektuellen ist der Kern der Position der organisierten Friedensbewegung, der überfallenen Ukraine Überlebenshilfe zur Selbstverteidi-gung zu verweigern, damit ihre Wehrlosigkeit zu befördern und ihr unausgesprochen oder sogar explizit die Kapitulation nahezulegen. Eine solche Position bricht mit den Grund-prinzipien gemeinsamer und kollektiver Sicherheit, wie sie in der UN-Charta festgelegt sind. Sie missachtet die traumatischen Kollektiverfahrungen der Menschen in der Ukraine (und anderer kleinerer osteuropäischen Länder). Diese haben in der Sowjetzeit und unter deutscher Besatzung erfahren, was Okkupation bedeutet. (vgl. „Zwischen Geschichtsvergessenheit und historischer Verantwortung“) Fundamentalpazifisten leugnen eine Schutzverantwortung der Staaten und Staatengemeinschaft gegenüber Aggressionen und Massengewalt. Sie praktizieren damit nicht Überparteilichkeit, sondern Parteinahme mit Aggressoren.

Differenzen gab es in der heterogenen Friedensbewegung immer. Seit den friedens- und sicherheitspolitischen Herausforderungen der Balkankriege, dann des AFG-Einsatzes und anderer Kriseneinsätze im UN-Auftrag wurde die Kluft zwischen schrumpfender traditioneller Friedensbewegung und früheren Mitstreiter*innen vor allem bei Grünen und SPD immer größer. Zugleich blieben Felder, wo Kooperation möglich war: bei Kampagnen gegen Streumunition, gegen konfliktfördernde Waffenexporte in Konfliktländer, beim Aufbau einer Infrastruktur zivile Konfliktbearbeitung. Seit dem Ukrainekrieg erfahre ich aber die Kluft zur organisierten Friedensbewegung also so tief und grundsätzlich wie nie zuvor. Angesichts ihrer Geschichtsvergessenheit gen Osten und ihrer UN-Ignoranz sehe ich derzeit keine Brücken mehr.

Als ich öffentlich am Aufruf zum Ostermarsch Münster kritisierte, dass er keine Forderung gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine und keine Solidarität mit den Angegriffenen beinhaltete, gab es wütende Gegenvorwürfe. Zu meinem Vortrag über Konsequenzen des Ukrainekrieges für die Friedensbewegung an der Uni Münster wurde ein Flugblatt der Friedenskooperative Münster verteilt, das dem „grünen Bellizisten“ „Kriegspropaganda“ und „Geschichtsrevisionismus“ vorwarf.

Umso wichtiger bleiben solche praktischen Pazifisten (z.B. forumZFD), für die die Erprobung und Weiterentwicklung gewaltfreier Ansätze und Methoden und Erfahrungslernen an erster Stelle steht – und nicht ein Glaube, ausschließlich mit Gewaltfreiheit zu jeder Zeit und an jedem Ort Gewalt wirksam begegnen zu können.

Der sicherheitspolitische Kurswechsel seit dem russischen Angriff betraf nicht nur die Frage von Waffenexporten und Rüstungsausgaben:

– Seit Jahrzehnten ist in Deutschland die Verdrängungsbereitschaft gegenüber Worst-Case-Szenarien, die nicht ins eigene Weltbild passen, erheblich. Da gilt für alle politische Richtungen, auch die Grünen. Notwendig sind rücksichtslos-realitätsnahe Risiko- und Bedrohungsanalysen ohne Weichzeichner und ohne Schwarzmalerei.

– „Rehabilitiert“ wurde das Abschreckungsprinzip, das für meine politische Generation seit den 80er Jahren und den angehäuften Overkill-Kapazitäten „verbrannt“ war.

– Relativiert wurden die Grundauffassungen, dass Abrüstung immer friedensförderlich und Aufrüstung immer friedensgefährdend sei. Angesichts eines aggressiven Nachbarn kann fehlende Aufrüstung (so die europäischen Nachbarn von Nazi-Deutschland in den 30er Jahren) oder gar einseitige Abrüstung eher „einladend“, also friedensgefährdend sein.

– Deutlich wurde, dass bei der Entwicklung des Politikfeldes und Instrumentariums Zivile Krisenprävention der Fokus immer auf innerstaatlichen Konflikten lag – und von zwischenstaatlichen Gewaltkonflikten keine Rede war.

Bei aller notwendigen Kursänderung ist aber konsequent darauf zu achten, nicht wieder in alte Fehler zu geraten:

– Ein auf absehbare Zeit konfrontatives Verhältnis zwischen Russland und dem Westen darf nicht der Versuchung von Feindbilddenken erliegen.

– Risiko- und Bedrohungsanalysen müssen, um nicht in einen Strudel von deprimierenden Krisenwahrnehmungen gerissen zu werden, mit systematischen Chancenanalysen einhergehen.

– Aufrüstung, die zzt. nur eine im Sinne der wiederherzustellenden Verteidigungsfähigkeit notwendige Ausrüstung ist, darf nicht in neues Wettrüsten münden, muss also mit Anstrengungen zur Rüstungskontrolle einhergehen.

– Mit der Rückkehr der Landes- und Bündnisverteidigung sind innerstaatliche Gewaltkon-flikte und Krisenprävention keineswegs Themen von gestern. In einer weiterhin globalisierten und vernetzten Welt stehen UN-Mitglieder hier weiterhin in internationaler Verantwortung. Allerdings unter der Voraussetzung, dass endlich besser aus den vielen strategischen Misserfolgen gelernt wird. (dazu mein Beitrag „Aus Erfahrungen lernen: Einige Konsequenzen für eine Außen- und Sicherheitspolitik, die Frieden bewahren und wiederherstellen soll“)

(c) Konfliktländer unter Beobachtung: Kosovo und Bosnien & Herzegowina, Mali/Sahel

Den Bosnieneinsatz habe ich lange begleitet, den Kosovoeinsatz seit Anfang, letzter Besuch im Dezember 2021. Beide Einsätze sind in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend vergessen, obwohl sie – gemessen am militärischen Auftrag – erfolgreich waren. In Regionen von hohem Konflikt- und Gewaltpotenzial wurde erneute Kriegsgewalt verhindert.

Zum Malieinsatz haben wir im Beirat Innere Führung mehrfach Einsatzrückkehrer befragt und im Rahmen der DGVN Veranstaltungen durchgeführt. Im Rahmen des Beirats Zivile Krisenprävention initiierte unsere AG „Öffentliche Kommunikation von Ziviler Krisenprävention“ eine Medienresonanzanalyse zum zivilen deutschen Engagement in Mali. Das Geahnte wurde zur Gewissheit: Eine Kommunikation der Bundesregierung dazu, die sich in der hiesigen Medienberichterstattung niederschlagen würde, gibt es nicht. Nicht einmal das Dachthema „vernetzter Ansatz“ schlug sich in der Berichterstattung nieder.

(d) Wichtige Einzelveranstaltungen waren

– „Afghanistan-Nachbereitung“ mit Einsatzveteranen und Soldat*innen des Deutsch-Niederländischen Corps im Februar

– Rede am 2. Kriegstag vor dem Münsteraner Rathaus vor 5.000

– „Putins Krieg in der Ukraine“, Vortrag und Gespräch mit der Oberstufe des Overberg-Kollegs in Münster und anderen Schulen

– Streitgespräch zum Krieg in der Ukraine mit befreundeten Vertretern „meiner“ Friedens-initiative Nottuln beim Grünen Ortsverband Billerbeck

– Teilnahme am Tag der Einsatzveteranen am 27./28.05. in Potsdam (Bund Deutscher EinsatzVeteranen)

– „Nie wieder!“ Nie wieder? Verantwortung zum Schutz vor Krieg und Massengewalt, Vortrag beim Forum an der Piusallee der Katholischen Hochschule NRW, 2.06.

– Vorlesung „Konsequenzen des Ukrainekrieges für die Friedensbewegung“ im Rahmen der Ringvorlesung „Russlands Krieg gegen die Ukraine“ (Prof. Ricarda Vulpius + Prof. Thomas Bremer) an der Uni Münster (mit Protestflugblatt der DFG-VK), 13.06.

– Tag des Peacekeeping + 20 Jahre ZIF am 26.06. in Berlin

– Grußwort beim 31. Jahrestreffen der Traditionsgemeinschaft Flugköpergeschwader 2 in Geilenkirchen (ich war von 6/1966-4/1967 Soldat bei der FKGrp 21 in Nörvenich vor Zulauf der Pershing-1A-Raketen; seitdem kein Kontakt)

– Rede bei der Demo zum ukrainischen Unabhängigkeitstag am 24.08. in Münster

– Besuch der AG Bw der grünen BAG Frieden & Internationales beim Einsatzführungs-kommando der Bundeswehr (Premiere)

– Eröffnung des KSK-Besucherzentrums am 29.09. mit der ersten öffentlichen Darstellung wichtiger KSK-Einsätze (wichtiger Schritt zu einer Teilöffnung Richtung Gesellschaft, s. Bericht)

– Konstituierung der Enquete-Kommission des Bundestages zum dt. AFG-Einsatz

– Besuch der AG „Einsatzrückkehrer“ im Beirat Innere Führung bei der Luftlandebrigade 1 am 7./8.11. in Saarlouis insbesondere zur Evakuierungsoperation Kabul

– Hauptrede bei der erstmaligen „Fahnenbandverleihung Einsatz“ am 10.11. bei der Panzerlehrbrigade 9 in Munster (s. Bericht)

– „Die Entwicklung in der Ukraine aus friedenspolitischer Sicht“ bei der Arbeitstagung „Kriegsverbrechen in der Ukraine“ an der Dt. Hochschule der Polizei in Münster, 30.11.

– 36. Afghanistan-Tagung in Villigst

(e) Wichtige Eigenbeiträge waren 

– Angriffskrieg gegen die Ukraine – aus Erfahrungen lernen: Einige Konsequenzen für eine Außen- und Sicherheitspolitik, die Frieden bewahren und wiederherstellen soll, 28.10.2022, www.domainhafen.org

– Nothilfe für die Opfer zweier Terrorkriege – SPENDENAUFRUF: Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine (mit Materialien zum Tod von Boris Romantschenko, zum deutschen Vernichtungskrieg in der Ukraine  10.10.2022, www.domainhafen.org , www.hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de

Widerworte zur Antikriegstagsrede von Margot Käßmann am 1. September 2022 in der Erlöserkirche in Münster („Nein zum Krieg! Frieden schaffen ohne Waffen!“), https://domainhafen.org/2022/09/06/widerworte-zur-antikriegstagsrede-von-margot-kaessmann-in-muenster/

Zwischen Geschichtsvergessenheit und historischer Verantwortung – Deutscher Vernichtungskrieg in der Ukraine 1941-43 und russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine jetzt, 11.04.2022, https://domainhafen.org/2022/04/10/zwischen-geschichtsvergessenheit-und-historischer-verantwortung-der-deutsche-vernichtungskrieg-in-der-ukraine-1941-43/

(4) Schwerpunkt Krisenprävention und Friedensförderung

(a) Der Beirat Zivile Krisenprävention und Friedensförderung der Bundesregierung veröffentlichte in den letzten vier Jahren erstmalig neben Empfehlungen auch umfangreichere Studien. Ich arbeitete bei folgenden Themen mit bzw. kommentierte einzelne Studien:

– Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und seinen Konsequenzen für kollektive Friedenssicherung in Europa (Stellungnahme) https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/stellungnahme-ukraine/ ,

– Zur überfälligen Wirkungsanalyse der deutschen zivilen und militärischen Beiträge zum multinationalen Afghanistan-Engagement 2002-2021 (Stellungnahme): Meines Wissens die differenzierte und konkreteste Stellungnahme in Deutschland. Sie fand auch einigen Niederschlag im Bundestagsbeschluss zur Enquete-Kommission: https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/stellungnahme-wirkungsevaluierung-afghanistan/

– Am Beispiel Mali zum Dauerproblem, dass konstruktive Ansätze ziviler Friedens-förderung meistens „unsichtbar“ bleiben: „Kommunikation als strategische Herausforderung – Medienresonanzanalyse zum deutschen Engagement in Mali“ (extern),  https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/kommunikation-als-strategische-herausforderung/

– Zu „Schutzzonen: Möglichkeiten, Grenzen, Dilemmata“ von Andreas Heinemann-Grüder, Rainer Glatz, Philip Rotmann (Studie 3), 2021

https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/schutzzonen/

Klimawandel und Konflikte – Herausforderungen für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik, Kira Vinke, Hans-Joachim Giessmann, Susanne Dröge, Charlotte Hamm, Stefan Kroll, Janna Rheinbay, Stefanie Wesch (Studie 2), 2021, https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/klimawandel/

Zur Gesamtarbeit des Beirats in den letzten vier Jahren, seiner Entstehungsgeschichte, meiner Publikationsliste und Vortragsangeboten vgl. den Beitrag auf www.domainhafen.org vom 30. Dezember 2022.

(b) Zivile Planziele

Ein zentrales Handicap beim Aufbau der Infrastruktur zivile Krisenprävention und Friedens-förderung war, dass es über die Jahre wohl hier mal da Aufstockungen und Weiterentwick-lungen gab, aber nie einen systematischen und bedarfsorientierten Aufbau notwendiger Fähigkeiten und Kapazitäten auf der Zeitschiene. Ich hatte Entsprechendes unter der Überschrift „Zivile Planziele (bei der EU Civilian Headline Goals) seit 2005 immer wieder gefordert. Über die Beiratsstellungnahme zum Umsetzungsbericht der Bundesregierung zu den Leitlinien von 2017 gelangten die Zivilen Planziele in den Koalitionsvertrag von 2021.

Mit einer AG des Beirats machten wir uns an eine erste Konkretisierung. Bei einem Outreach-Workshop des Auswärtigen Amtes zur Nationalen Sicherheitsstrategie mit dem Beirat stellten wir unsere Eckpunkte vor. Seitdem ruhte unsere Weiterarbeit an dem Thema wg. Arbeitsüberlastungen. Die Plattform Zivile Krisenprävention hat inzwischen zu einem Workshop im Februar zu de Zivilen Planzielen eingeladen.

(c) Am 26. Juni 2022 fand nach zweijähriger Unterbrechung endlich wieder eine Feierstunde zum Tag des Peacekeeping (bisher Tag des Peacekeepers, angelehnt an den International Day of UN-Peacekeeepers) statt, dieses Mal im Bundesinnenministerium. Bei dieser inzwischen neunten Feierstunde wird ziviles, polizeiliches und militärisches Personal aus internationalen Einsätzen geehrt und am Beispiel von je drei Frauen und Männern im Gespräch vorgestellt.  Erfreulicherweise waren in diesem Jahr alle Einladenden, die Ministerinnen des Auswärtigen, des Innern und der Verteidigung anwesend. Das hatte es zuletzt 2013 beim ersten Tag des Peacekeepers gegeben. Danach hatten sich die Minister*innen meist von ihren Staatssekretären vertreten lassen.

Am selben Tag wurde in der St. Elisabethkirche unter dem Motto „Voller Einsatz für den Frieden“ das 20-jährige Bestehen des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) mit mehreren hundert Gästen begangen. Nach der Jubiläumsrede der langjährigen Geschäftsführerin Dr. Almut Wieland-Karimi und mehrere prominente Grußworte, u.a. von der OSZE-Generalsekretärin Helga Schmid, dem Under-Secretaty-General for Peace Operations Jean-Pierre Lacroix sprach Außenministerin Annalena Baebock die Laudatio. Anschaulich, überzeugt und überzeugend sprach sie von den Herausforderungen und Leistungen der vom ZIF entsandten Fachkräfte. Stark die Geschichte von dem traditionellen „Machtstab“, die sie aus ihrer Begegnung am Vormittag mit der Hamburger Staatsanwältin Arnold wiedergab, die im Rahmen der UN-Mission im Südsudan als Staatsanwältin wirkte.   Die Ministerin empfahl ausdrücklich, die Tage des Peacekeeping künftig im Deutschen Bundestag vor großem Publikum zu begehen. (Die Reden und Grußworte unter  https://www.zif-berlin.org/jubilaeum-20-jahre ). Beim erstmaligen Sehen des Rede-Videos der Ministerin heute fiel mir eine Passage auf, die ich inzwischen fast verdrängt hatte. Als sie auf die Gründungsphase des ZIF zu sprechen kam, hieß es ab Min. 9:20

„Ich möchte an dieser Stelle danke sagen (…) Ludger Vollmer, Winrich Kühne und Winni Nachtwei, dass Ihr, dass Sie damals diejenigen waren, die mit voller Leidenschaft dieses Zentrum aufgebaut haben. Und ich hoffe, Ludger Vollmer und Winrich Kühne verzeihen mir das, aber ich muss einmal einen persönlichen Satz zu Winni Nachtwei an dieser Stelle sagen. Weil vielleicht hat auch ein bisschen zu dem, Außenministerin zu sein, und vor allen Dingen, jetzt zu spüren, was das ZIF bedeutet, beigetragen, dass Winni Nachtwei mal mein Chef war, als ich in der grünen Bundestagsfraktion Referentin für Außen- und Sicherheitspolitik war und er mir immer wieder mitgegeben hat: Annalena, in Afghanistan, es läuft nicht gut. Aber was wäre, wenn wir weg wären. Und dieses Verständnis, was wäre, wenn wir nicht dort wären, dieses Verständnis prägt auch das ZIF. Man kann so einfach sagen, es läuft alles nicht gut, in Mali, in Afghanistan katastrophal. (…)“( https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/20-jahre-zif-deutschlands-friedensarmee-im-einsatz-18123635.html )

(d) Stellenwert des Politikfeldes

Mit dem Ukrainekrieg traten die Grenzen der zivilen Krisenprävention zutage. Ihre Maßnahmen können im Ukrainekrieg von unten zu gesellschaftlichem Zusammenhalt, zu Resilienz, zum Umgang mit Traumatisierungen und zu Verständigungsprozessen beitragen. Punktuell kann auch gewaltfreier Protest möglich sein (z.B. anfangs in Cherson). Gegenüber einem Angriffskrieg mit Distanzwaffen gegen Zivilbevölkerung und exzessiver Gewalt sind aber Dialoginitiativen, Mediation, gewaltfreier Widerstand wehr- und aussichtslos. Zur Beendigung des russischen Angriffskrieges können sie zzt. nicht maßgeblich beitragen. Mittelfristig müssen sie aber wieder an Gewicht gewinnen, Friedenskonsolidierung angesagt ist.

Mit der „Zeitenwende“ und der Rückkehr der Landes- und Bündnisverteidigung verdichteten sich in den letzten Monaten Hinweise, dass (zivile) Krisenprävention, Stabilisierung und Friedensförderung an Beachtung und Gewicht verloren.

Im Unterausschuss „Vereinte Nationen, internationale Organisationen und zivile Krisenprävention“ des Auswärtigen Ausschusses dominierten in seinem ersten Jahr UN-Themen. ZKP-Themen spielten offenbar keine nennenswerte Rolle. Ein strukturelles Problem ist, dass praktisch alle Erfahrungsträgerinnen in Sachen ZKP nicht mehr Abgeordnete sind oder in anderen Ausschüssen wirken. Neue Abgeordnete sind überreichlich durch die gegenwärtigen Akutkrisen absorbiert.

Im Entwurf des Bundeshaushalts 2023 sanken die AA-Etatposten für Friedenssicherung und Stabilität von 4.07 Mrd. auf 3,43 Mrd. Euro, für Krisenprävention und humanitärer Hilfe von 3 auf 2,52 Mrd. Euro.

Viele, auch ich, nahmen deutlichen gegen diesen ausgesprochen kurzsichtigen Trend Stellung.

Das fruchtete: Bei der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses gab es eine erfreuliche Kehrtwende.  Die Etats von AA und BMZ werden je um rund 1 Milliarde Euro erhöht. Der Titel Krisenprävention + Stabilisierung (AA) steigt um 52 Mio. auf 550 Mio. Euro, Abrüstung/Rüstungskontrolle/Nichtverbreitung um 40 Mio., die Reduzierung bei Auswärtiger Kulturpolitik wird voll zurückgenommen. Der BMZ-Titel „Krisenbewältigung und Wiederaufbau“ (BMZ werden ggb. 2022 deutlich erhöht.

(e) Beobachtung der Montagsspaziergänge der Impfgegner etc. über einige Monate in Münster: Seit den 70er/80er Jahren hatte ich als eifriger Demonstrant immer wieder die Erfahrung gemacht, mit Kontrahenten auch nach heftigem Streit ordentlich ins Gespräch zu kommen. Eine solche Streit- und Diskussionsbereitschaft erlebte ich nur einmal in der Anfangsphase, dann nicht mehr. Die Mauern waren hochgezogen, die Angesprochenen kommunikativ nicht erreichbar.

(5) Spurensuche + Erinnerungsarbeit zur 1. Hälfte 20. Jahrhundert

Mit Spurensuche und Erinnerungsarbeit zum deutschen Vernichtungskrieg im Osten befasse ich mich seit 1988. (Weißrussland, Riga und Baltikum, Polizeibataillone) Dauerschwerpunkt sind die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich in das „Reichsjudenghetto Riga ab Ende 1941. Ich gehöre zu den Mitinitiatoren des 2000 gegründeten und vom Volksbund Dt. Kriegsgräberfürsorge koordinierten Deutschen Riga-Komitees. Seine Arbeit begleite und unterstütze ich mit dem Vortrag „Nachbarn von nebenan – verschollen in Riga“, den ich in 2022 in Gronau, Borgholz/Krs.Höxter, Paderborn, Minden, Höxter, Nordhorn, Waldorfschule Münster, Villa ten Hompel in Münster (227. Riga-Vortrag seit 1989) hielt, außerdem bei der 4. Gedenkreise des Komitees im Juli nach Riga und beim 6. Symposium des Riga-Komitees in Rheine/Westfalen. Bei der Gedenkreise waren besondere Ereignisse die Einweihung der vom Volksbund erstellten Außenausstellung auf der Massenmordstätte und heutigen Gedenkstätte im Wald von Bikernieki und die erstmalige Präsentation der Ausstellung „Endstation Riga“ im Zentrum vor dem Okkupationsmuseum. Besonders bewegend war die mehrfache Begegnung mit dem 96-jährigen Ghetto-Über-lebenden und Gründer des Museums „Juden in Lettland“ Margers Vestermanis. (s. Bericht)

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verschaffte dieser Erinnerungsarbeit eine neue Aktualität. Bei dem pazifistischen Aufruf „Die Waffen nieder!“ (taz 2. März) fiel mir auf, dass wohl von „berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands“ die Rede war, aber mit keinem Wort die Bedrohungserfahrungen und Sicherheitsinteressen der baltischen Staaten, Polens und anderer ehemals von der Sowjetunion okkupierter Länder erwähnt wurden. Der Ukraine wurde empfohlen, militärischen Widerstand aufzugeben und auf gewaltfreien Widerstand  (soziale Verteidigung) umzustellen. Das wurde einer Bevölkerung empfohlen, die 1941 bis 1944 von Nazi-Deutschland in nie dagewesener Weise terrorisiert worden war. Die erfahren hat, was Okkupation durch einen höchst gewaltbereiten Aggressor bedeutet, und dass Befreiung der Ukraine, Russlands, Europas vom Naziterror nur mit Militärgewalt möglich war. Dieses Schweigen zur Okkupationserfahrung der osteuropäischen Nachbarn und insbesondere zum deutschen Vernichtungskrieg auf dem Boden der Ukraine war durchgängig bei allen friedensbewegten und linken Stellungnahmen gegen eine verteidigungsfähige Ukraine. Seit April veröffentlichte ich deshalb mehrere Beiträge, in denen ich Täter- und Opferspuren des deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieges in der Ukraine verfolgte und viele Orte ermittelte, die damals verwüstet, deren jüdische Bevölkerung massakriert wurde – und die heute wieder Kriegsschauplatz sind. Extremes Beispiel dafür ist das ostukrainische, seit Anfang August hart umkämpfte Bachmut. Besondere Bezüge bestehen zwischen dem damaligen deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieg in der Ukraine, der monströsen Schlacht um Stalingrad, der besonderen Rolle einer Division aus Münster und dem heutigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dazu habe ich gerade die Materialien

Stalingrad vor 80 Jahren nach 14 Monaten Krieg in der Ukraine: Tat- und Opferspuren der 16. Panzer-Division aus Münster, „Speerspitze“ im Vernichtungskrieg, vernichtet in Stalingrad“ (23 Seiten, in Kürze auf www.domainhafen.org ) erstellt. Diese krassen Zeitzeugnisse machen

  • deutlich, in welche Höllen auf Erden es münden kann, wenn menschenverachtenden Aggressoren nicht wehrhaft, gemeinsam und rechtzeitig begegnet wird (vgl. Tim Bouverie, MIT HITLER REDEN – Der Weg vom Appeasement zum Zweiten Weltkrieg, 2021)
  • verständlich, warum vor allem unsere osteuropäischen Nachbarn das so richtige wie zu allgemeine „Nie wieder Krieg!“ weiter buchstabieren: Sie wollen NIE MEHR WEHRLOS, NIE MEHR ALLEIN SEIN! Diese elementaren Schlussfolgerungen müssen in der demokratischen Erinnerungskultur in Deutschland viel mehr wahrgenommen werden.

Wichtige Beiträge

– „Die Massenmorde an lettischen und deutschen Juden in Riga – 50 Jahre danach noch ohne Erinnerung“, Gespräch mit Gerda Koch und Jörg Schürmann, April 2022, 33 Minuten,

https://vimeo.com/user51789194

– Erinnerung an die Riga-Deportationen vor 80 Jahren – hochaktuell angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, 15. Mai/5. Juni 2022, https://domainhafen.org/2022/05/16/erinnerungen-an-die-riga-deportationen-vor-80-jahren-hochaktuell-angesichts-des-angriffskrieges-gegen-die-ukraine/

(6) Publikationen (Eigenbeiträge)

Angriffskrieg gegen die Ukraine (und zur Kriegsgeschichte in Osteuropa)

– Vortrag „“Entwicklungen in der Ukraine im Krieg aus friedenspolitischen Perspektiven“ bei der Arbeitstagung Kriegsverbrechen: Entwicklungen in der Ukraine“ an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, 30.11.-02.12.2022

– Persönlicher Bericht von der 4. Gedenkreise des Deutschen Riga-Komitees nach Riga: Meilensteine der Erinnerung und traumatische Erfahrungen nach 50 Jahren wechselnder Okkupationen, (Juli 2022), Oktober 2022, www.domainhafen.org

– Angriffskrieg gegen die Ukraine – aus Erfahrungen lernen: Einige Konsequenzen für eine Außen- und Sicherheitspolitik, die Frieden bewahren und wiederherstellen soll, 28.10.2022, www.domainhafen.org

– Nothilfe für die Opfer zweier Terrorkriege – SPENDENAUFRUF: Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine (mit Materialien zum Tod von Boris Romantschenko, zum deutschen Vernichtungskrieg in der Ukraine  10.10.2022, www.domainhafen.org , www.hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de  (Teilveröffentlichung in Westfälischen Nachrichten Münster, Rundbrief Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster)

– Bachmut/Ostukraine – Drei Kriege: seit Mai bis heute, 2014/15 und 1941/42, 14.09.2022, https://domainhafen.org/2022/09/14/bachmut-ostukraine-drei-kriege-seit-mai-bis-heute-2014-15-1941-42/

– Seit 6 Monaten russischer Angriffskrieg und ukrainische Selbstbehauptung, Vortrag bei der Veranstaltung „Zum Überfall Putins auf die Ukraine und die „Friedenspolitik“ Russlands“ von Gesellschaft für bedrohte Völker und Eine-Welt-Forum Münster, 06.09.2022

Widerworte zur Antikriegstagsrede von Margot Käßmann am 1. September 2022 in der Erlöserkirche in Münster („Nein zum Krieg! Frieden schaffen ohne Waffen!“), https://domainhafen.org/2022/09/06/widerworte-zur-antikriegstagsrede-von-margot-kaessmann-in-muenster/

Deutscher Überfall auf Polen vor 83 Jahren Vernichtungskrieg von Anfang an! Die Konsequenz bis heute: „Nie mehr wehrlos, nie mehr allein!“ Ein Flugblatt/1989, Reisenotizen aus Pommern 1993 (ursprünglich zusammengestellt zum 80. Jahrestag 2019), https://domainhafen.org/2022/09/01/deutscher-ueberfall-auf-polen-vor-83-jahren-vernichtskrieg-von-anbeginn-lehre-bis-heute-nie-mehr-wehrlos-nie-mehr-allein/

Rede bei der Kundgebung zum Tag der Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August 2022 vor dem Historischen Rathaus in Münster (veranstaltet vom Verein „Ukrainische Sprache und Kultur in Münster“), Text: https://domainhafen.org/2022/08/25/meine-rede-zum-tag-der-unabhaengigkeit-der-ukraine-bei-grosser-kundgebung-von-ukrainerinnen-in-muenster/ , https://www.youtube.com/watch?v=qfICdoisOhw

– Angriff und Luftüberfall auf Stalingrad vor 80 Jahren, dabei die 16. Panzerdivision aus Münster – Erinnern auch zurzeit des Angriffskrieges gegen die Ukraine, 17.08.2022, https://domainhafen.org/2022/08/19/angriff-luftueberfall-auf-stalingrad-vor-80-jahren-dabei-die-16-pd-aus-muenster-erinnern-auch-zzt-des-angriffskrieges-auf-die-ukraine/

– „Für die „friko Münster“ (Friedenskooperative) ist man Bellizist (Kriegsverherrlicher), wenn man sich für das Völkerrecht der Selbstverteidigung, Beistand für Überfallene und die Verteidigung der UN-Charta einsetzt“ – meine Replik auf ein Flugblatt, 26.06.22. https://domainhafen.org/2022/06/27/fuer-die-friedenskooperative-muenster-ist-ein-kriegsverherrlicher-wer-sich-fuer-das-recht-der-selbstverteidigung-beistand-fuer-ueberfallene-die-un-charta-einsetzt-meine-replik/

Konsequenzen des Krieges für die Friedensbewegung, Vortrag am 13.06.2022 im Rahmen der Ringvorlesung „Russlands Krieg gegen die Ukraine“ an der Uni Münster

– „Nie wieder! Nie wieder? Verantwortung zum Schutz vor Krieg- und Massengewalt, Vortrag am 02.06.2022 beim Forum an der Piusallee, Katholische Hochschule NRW. https://katho-nrw.de/news/detailansicht/deutschland-ist-in-sachen-verhinderung-von-voelkermord-ein-laiendarsteller-winfried-nachtwei-zu-gast-beim-forum-an-der-piusallee

Zwei Kriege in der Ukraine – vor 80 Jahren und heute zwischen Charkiw und Donesk (mit Münsterbezug), 22.06.2022. https://domainhafen.org/2022/06/22/zum-22-juni-zwei-kriege-in-der-ukraine-vor-80-jahren-und-heute-zwischen-charkiw-und-donezk/

– Ukrainekrieg: Antworten auf ein Flugblatt mit kritischen Fragen zur Politik von NATO, Bundesregierung und Grünen, 20. Juni 2022, www.domainhafen.org

Stellungnahme zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, Empfehlungen des Beirats der Bundesregierung Zivile Krisenprävention und Friedensförderung (Mitarbeit in der Schreibgruppe des Beirats), Mai 2022, https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/neuigkeit/stellungnahme-des-beirats-zum-russischen-angriffskrieg-gegen-die-ukraine/

Okkupationserfahrungen östlicher Verbündeter: zum Beispiel Lettland, 20.04.2022 (zusammengestellt anlässlich der Baltikum-Reise von Außenministerin Annalena Baerbock)

Zum Appell „Nein zum Krieg! Demokratie und Sozialstaat bewahren – Keine Hochrüstung ins Grundgesetz!“ (22. März) – Wegweisend oder am Thema vorbei? 20.04.2022

– Keine Forderung gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine, keine Solidarität mit den Angegriffenen: Aufruf zum Ostermarsch 2022 in Münster – ein Offenbarungseid, 17.04.2022,https://domainhafen.org/2022/04/16/keine-forderung-gegen-den-anfriffskrieg-gegen-die-ukraine-keine-solidaritaet-mit-den-angegriffenen-aufruf-zum-ostermarsch-2022-in-muenster-ein-offenbarungseid/

Zwischen Geschichtsvergessenheit und historischer Verantwortung – Deutscher Vernichtungskrieg in der Ukraine 1941-43 und russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine jetzt, 11.04.2022, https://domainhafen.org/2022/04/10/zwischen-geschichtsvergessenheit-und-historischer-verantwortung-der-deutsche-vernichtungskrieg-in-der-ukraine-1941-43/

– Aus europäischer Geschichte gelernt? Nie wieder? Nie mehr wehrlos, nie mehr allein! Anmerkungen zum russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, 03.03.2022, https://domainhafen.org/2022/02/06/dies-ist-ein-test/

– Kommentar zum Aufruf „Die Waffen nieder!“, 06.03. 2022, https://domainhafen.org/2022/03/06/kommentar-zum-aufruf-die-Waffen-nieder/

Waffenlieferungen an die Ukraine: Überlebenshilfe, 26.02.2022, Stellungnahme vor der Sondersitzung des Bundestages am 27. Februar, übersandt an Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck, https://domainhafen.org/2022/02/27/waffenlieferungen-an-die-angegriffene-ukraine-ueberlebenshilfe/

Rede bei der Kundgebung „Für Frieden und gegen die russische Aggression in der Ukraine“ am 25.02.2022 vor dem Historischen Rathaus in Münster, https://domainhafen.org/2022/02/25/166/

Nie wieder – nie mehr allein! Perspektiven auf den Vernichtungskrieg. Interview zum 80. Jahrestag des dt. Einmarsches in die Sowjetunion, Zeitschrift „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ Juni 2021, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&catid=107&aid=1700

Spurensuche und Erinnerungsarbeit zum Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion im Baltikum, Belarus, Ukraine, Russland: Stationen seit 1988, Mai 2021, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&catid=107&aid=1692

Afghanistan

– Meine Berufung in die Enquete—Kommission des Bundestages zu Afghanistan, 18.09.2022)

– Eröffnung des Besucherzentrums KSK in Calw – Teilöffnung zur Gesellschaft nach vielen Jahren der Totalgeheimhaltung, 09/2022, www.domainhafen.org

Fehlwahrnehmungen, Täuschungen  und selbstkritische Stimmen, Auszüge aus eigenen Beiträgen (seit 2009), Zeitzeugenaussagen aus „Das verwundete Land“ (ARTE) und Craig Whitlock, Die Afghanistan-Papers, Juli 2022

– Passagen zum Afghanistaneinsatz  „Afghanistan: Enduring Freedom, ISAF, Resolute Support – Warum wurden zentrale Ziele nicht erreicht?“ in: „Die Auslandseinsätze der Bundeswehr: Bilanz, Erfahrungen, Schlussfolgerungen aus der Sicht eines parlamentarischen Mitauftraggebers“, in „“Der Panzerspähtrupp“, Nachrichtenblatt Nr. 69 des Freundeskreises der Heeresaufklärer, Juli 2022

– Afghanistan – Das Scheitern im Großen. Dringendes Lernen geht nur mit Ehrlichkeit und Konsequenz auf allen Ebenen, Essay, IF 2/22, Zeitschrift für Innere Führung, https://www.bundeswehr.de/resource/blob/5376782/99bca3b97ab7d2fa5131c9a17df5ab3b/if-zeitschrift-fuer-innere-fuehrung-02-2022-data.pdf

Überlebenshilfe für Afghanistan: Aufrufe und Hilfsorganisationen zur weltweit größten humanitären Krise, Januar 2022

– Afghanistan: Unser Scheitern im Großen – Bilanz eines Mitauftraggebers (17.01.2022), in SIRIUS – Zeitschrift für strategische Analysen. 6/2021

– Kurzmeldungen zur Friedens- und Sicherheitspolitik – Auszüge zu Afghanistan 2003-20010/21, 111 Seiten

— Endlich eine „ehrliche Bilanz“ ziehen – Der Beirat der Bundesregierung gibt Empfehlungen zur Untersuchung des gescheiterten Einsatzes, von Jürgen Rahmig, Reutlinger Generalanzeiger, 04.12.2021, www.facebook.com/winfried.nachtwei

– Stellungnahme „Wirkungsevaluierung der deutschen zivilen und militärischen Beiträge zum multinationalen Afghanistan-Engagement 2001-2021“ des Beirats Zivile Krisenprävention und Friedensförderung der Bundesregierung, November  2021 (Mitglieder Generalleutnant a.D. Rainer Glatz, Prof. Andreas Heinemann-Grüder, Prof. Hans-Joachim Gießmann, Winfried Nachtwei/AG-Leitung, Ltd. Kriminaldirektor Lars Wagner), https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/stellungnahme-wirkungsevaluierung-afghanistan/

– Offener Brief an Afghanistan-Veteranen und Einsatzpraktiker: Nach 20 Jahren Afghanistaneinsatz Rückkehr der Taliban an die Macht – war alles umsonst und sinnlos? 20.09.2021, https://www.facebook.com/EinsatzVeteranen/ ; https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/nachtwei-zum-ende-des-afghanistan-einsatzes-ein-historisches-scheitern-und-zum-verzweifeln ; „Der Deutsche Fallschirmjäger“, Zeitschrift des Bundes Deutscher Fallschirmjäger, 5/2021

Beiträge + Artikel zu Lage + Perspektiven in Afghanistan und zur Bilanzierung des militärischen und zivilen Einsatzes seit Ende 2019 – und einige frühe Warnungen, September 2021, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1718 (51.400 Aufrufe bis 05.12.22)

– Sinn der Projekte von Lachen Helden e.V. (Initiative von Soldaten und Polizisten für Kinder in Krisen- und Kriegsgebieten), Stellungnahme zum Abbruch des internationalen Einsatzes in Afghanistan, 01.09.2021, https://www.lachen-helfen.de/2021/10/sinn-der-projekte/

Zusammenstellungen für die Enquete-Kommission

Listen / Ordner mit Beiträgen zu

– Liste eigener Beiträge zu Afghanistan insgesamt ab September 2001 (ca. 250)

– Liste eigene Beiträge zu den ersten zehn Jahre des Afghanistaneinsatzes

– Liste eigener Beiträge zu Lage + Perspektiven in Afghanistan und zur Bilanzierung des militärischen und zivilen Einsatzes seit Ende 2019 – und einige frühe Warnungen

– Liste eigener Beiträge zu staatlichem + zivilem Aufbau

– Liste Beiträge zu Sicherheit + Stabilisierung 2001-2014

– Ordner mit allen eigenen Beiträgen zur Lage Sicherheit

– Ordner Reiseberichten (alle 20)

Textsammlungen

– Materialien zur Sicherheitslage Afghanistans (militärisch/polizeilich) 2007-2012, 147 Seiten

 Materialien zur Sicherheitslage Afghanistan: UNAMA-Zivilopferberichte, mit Auszügen aus SIGAR-Quartalsberichten, 2013-2019, 45 Seiten (Beichte bis 2021 vorhanden, aber noch nicht aufgenommen)

– Fehlwahrnehmungen, Täuschungen und selbstkritische Stimmen, Auszüge aus eigenen Beiträgen (seit 2009), Zeitzeugenaussagen aus „Das verwundete Land“ (ARTE) und Craig Whitlock, Die Afghanistan-Papers, Juli 2022

– Persönliche Kurzmeldungen zur Friedens- und Sicherheitspolitik (monatlich) – Auszüge zu AFGHANISTAN (2003-2010-2021), 30.1.2022, 116 Seiten

– Kunduz-Berichte 2004-2019, Auszüge aus 13 Reiseberichten

– Zur Einsatzgeschichte der Saarlandbrigade – Auszüge aus Reiseberichten Afghanistan 2008, 2011,

– Dokumentation Polizeiaufbau in Afghanistan 2002-2022, Auszüge aus Reiseberichten u.a., 72 Seiten

– „11. September bis 22. Dezember 2001 – Von New York nach Afghanistan aus Berliner Sicht“, Persönliche Aufzeichnungen aus dem Bundestag, Verteidigungsausschuss, Fraktion, öffentlichen und internen Veranstaltungen von 2001, zusammengestellt im August 2011

Archiv zum deutschen Einsatz (insbesondere AA, BMVg/Bw, BMZ/GIZ, BMI/GPPO/T), auch von NL, CAN, GB, US/OEF, NGO`s), zur Sicherheitslage, zum Aufbau, SIGAR-Reports, UNAMA-Zivilopfer-Berichte, Presseberichtersta

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