Bachmut/Ostukraine – dreimal Krieg + Vernichtung: Solidarität mit der um ihre Existenz kämpfenden Ukraine!

2022/23, 2014 russischer Angriffskrieg, 1941/42 deutscher Vernichtungskrieg

Bachmut/Ostukraine – Dreimal Krieg + Vernichtung: Solidarität mit der um ihre Existenz kämpfenden Ukraine!

  • Seit August 2022 Brennpunkt der Kämpfe im Gebiet Donezk
  • April 2014 mehrere Wochen von prorussischen Separatisten besetzt
  • Januar 1942 3000 Juden durch die dt. Einsatzgruppe C ermordet

Winfried Nachtwei (20.01./10.02.2023) (Karte + Aufruf www.facebook.com/winfried.nachtwei )

Bachmut (1924-2016 Artemowsk) am Fluss Bachmutka ist eine von vielen, relativ kleinen Industriestädten mit ehemals 74.000 Einwohnern in dem ostukrainischen Gebiet (Oblast) Donezk und liegt an der Fernstraße E40 in der Mitte des Abschnitts zwischen der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw und dem russischen Rostow-am-Don. Knapp 20 km nördlich liegt die Stadt Soledar (ehemals 11.000 Einwohner).

Beide Städte stehen seit Angriffsbeginn im Februar 2022 unter Beschuss. Seit August toben hier mit die heftigsten Kämpfe in der Ukraine. Die Rede ist von extremen Verlusten auf beiden Seiten. Die Tagesthemen am 17. Januar schilderten die verzweifelte Lage der letzten 8.000, zum großen Teil alten Einwohner: „Kein Strom, kein Gas, kein Wasser.“

Anfang 2014 waren beide Städte mehrere Wochen von prorussischen Separatisten besetzt, die dann aber von der ukrainischen Armee vertrieben wurden. Im Herbst 2014 wurde in Soledar ein gemeinsames Kontrollzentrum der russischen und der ukrainischen Armee sowie der OSZE eingerichtet, das die Einhaltung der in Minsk vereinbarten Waffenruhe koordinieren sollte. Es wurde nie vollständig umgesetzt, Russland zog seine Mitarbeiter 2017 ab.

Im November 1941 besetzte die deutsche Wehrmacht Bachmut. In den Stollen des ehemaligen Kalkbergwerks kam es zu Erschießungen von Zivilpersonen durch Wehrmachts-angehörige. Am 9.-12. Januar 1942 ermordeten Angehörige der Einsatzgruppe C etwa 3.000 Juden, indem sie diese in den Stollen 50-70 m unter der Erde bei lebendigem Leib einmauerten. (vgl. „Bachmut/Ostukraine – Drei Kriege: seit Mai bis heute, 2014 und 1941/42“, 14.09.2022,

https://domainhafen.org/2022/09/14/bachmut-ostukraine-drei-kriege-seit-mai-bis-heute-2014-15-1941-42/

(1) BACHMUT AKTUELL

10.02. „Hölle auf Erden“ –  Die Schlacht um Bachmut: Für die Ukraine und Moskau symbolgeladen, von Daniela Prugger + Jo Angerer in Der Standard/Wien, https://www.derstandard.de/story/2000143427304/die-schlacht-um-bachmut-fuer-die-ukraine-und-russland-symbolgeladen Vor dem Krieg war Bachmut in der Oblast Donezk vor allem für die Kellerei, einen der größten Sekthersteller Osteuropas, bekannt. Artwinery produzierte hier unter anderem den Krimsekt – und zwar unter der Erde, in einem bis zu 72 Meter tiefen Gipsbergwerk. Heute sind zehntausende Menschen geflüchtet, die Stadt ist größtenteils verwüstet und verlassen. Doch das Bergwerk erfüllt noch immer einen wichtigen Zweck: Mit seinen kilometerlangen Schächten und Eisenbahnschienen trägt es dazu bei, dass die ukrainische Armee die Stadt noch immer verteidigen kann.

„Die Tunnelsysteme können für die Lagerung von Waffen genutzt werden und sind ein sicherer Ort bei Artilleriebeschuss“, erklärt Oleksandr Musiyenko, Experte am Zentrum für militärische und rechtliche Studien in Kiew. Seit August 2022 spielen sich am Rande von Bachmut die mitunter heftigsten und blutigsten Gefechte dieses Krieges ab – die Bilder von Soldaten und Schützengräben lassen Vergleiche mit der verlustreichen Schlacht bei Verdun während des Ersten Weltkriegs ziehen. Es ist eine weitere Hölle auf Erden.

Lange Leidensgeschichte

Dabei ist der russische Invasionskrieg in der Ukraine nicht das erste gewaltsame Kapitel in der langen Geschichte der Stadt: Ein Wanddenkmal im Stollen erinnert an die Nazi-Besetzung, während der hier mehr als 3.000 Juden und Jüdinnen ermordet wurden.

Bachmut befindet sich an der Autobahn E40 zwischen Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, und Rostow in Russland. Eine Einnahme der Stadt würde den russischen Truppen einen direkten Weg nach Westen zu Städten wie Kramatorsk eröffnen und einen taktischen Vorteil bei der Planung neuer Offensivoperationen bedeuten, so Musiyenko.

Für Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer hat die Stadt in der Analyse des Militärexperten weniger eine strategische Relevanz als vielmehr eine symbolische Bedeutung: Bachmut ist längst zum Inbegriff des ukrainischen Widerstands geworden – in einer Gegend, in der der Krieg schon seit bald neun Jahren andauert. „Die ukrainische Armee versucht mit aller Kraft, die Angriffe zu stoppen und die russischen Truppen zu verlangsamen“, so Musiyenko. Denn Russland wolle die gesamte Ostukraine erobern.

Täglich „hunderte Tote“

Es gibt keine offizielle Zahl der Todesopfer. Jedoch behaupten beide Seiten, täglich jeweils hunderte feindliche Soldaten getötet zu haben. Die Ankündigung, dass in den kommenden Wochen und Monaten Leopard-Panzer geliefert werden, hat in der Ukraine neue Hoffnung geschürt. Auch deshalb versucht Russland, den Druck auf Bachmut zu erhöhen – und greift mittlerweile von drei Seiten an, erklärt Musiyenko. „Die Russen versuchen, die Zeit bis zur Ankunft der westlichen Waffen für sich zu nutzen.“

Die russische Offensive, mit der jederzeit zu rechnen ist, hat für Musiyenko in Wahrheit schon begonnen. „Wir beobachten mehr russische Streitkräfte und heftige Kämpfe im Donbass – etwa bei Kreminna in der Oblast Luhansk.“ Mit einer Gegenoffensive von ukrainischer Seite rechnet er im späten Frühjahr, in Richtung der besetzten Regionen Saporischschja und Cherson. Darauf, dass auch die ukrainische Armee mehr Soldaten braucht, deutete Präsident Wolodymyr Selenskyj jüngst in einer Rede vor Studierenden in Kiew hin: Die Militärführung habe die Aufgabe, Reserven zu schaffen – nur so könnten die Soldaten an der Front – etwa in Bachmut – rotieren.

RUSSLAND – Putin braucht Erfolg mithilfe der Wagner-Söldner

Jetzt kämpft der Boss persönlich: Jewgeni Prigoschin, Chef der berühmt-berüchtigten Söldnergruppe Wagner, postet ein Video von sich an Bord eines Kampfflugzeugs, das nach seinen Angaben Bachmut angegriffen hat: „Wir sind gelandet, wir haben Bachmut bombardiert.“ Martialisch mit Helm und Pilotenmaske, fordert er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum persönlichen Duell. „Wenn Sie den Willen haben, treffen wir uns am Himmel. Wenn Sie gewinnen, bekommen Sie Artemowsk zurück, wenn nicht, gehen wir bis zum Fluss Dnipro.“ Artemowsk ist der russische Name für Bachmut.

Aber auch mit Bildern wird gekämpft. Glaubt man russischen Militärbloggern, dann ist Bachmut de facto eingekesselt. Auf Telegram zeigt man Videos von Wagner-Soldaten, die sich Haus für Haus vorkämpfen. Russlands Staatsmedien bringen Reportagen zum Kampf um Bachmut.

Symbolischer Jahrestag

Die Stadt sei „zunehmend isoliert“, so schätzt der britische Geheimdienst die Lage ein. Kriegsentscheidend wäre die Eroberung von Bachmut wohl nicht. Doch für Russland ist Bachmut zum Symbol geworden. Denn der 24. Februar steht an: Vor einem Jahr begann die russische Invasion. Und Russlands Präsident Wladimir Putin will und muss Erfolge verkünden.

Anfangs interessierte man sich in Russland nur wenig für die „Spezialoperation“. Durch die Teilmobilisierung hat sich das geändert, Hunderttausende haben das Land verlassen. Viele Menschen in Russland glauben, dass sich diese „Spezialoperation“ noch lange hinziehen wird. Und die Kämpfe um Bachmut und die Eroberung von Soledar im Norden des Gebiets Donezk zählen zu die blutigsten seit Monaten. Tausende Soldaten auf beiden Seiten starben. Die Niederlagen im Herbst, als sich russische Truppen aus dem Gebiet Charkiw im Norden und später aus Cherson im Süden der Ukraine zurückziehen mussten, schmerzten. Nun scheint das russische Militär wieder erfolgreicher zu sein.

Zu verdanken ist dies Prigoschins erbarmungslos kämpfender Wagner-Truppe, sie ist in Bachmut an vorderster Front. Früher lebten dort 70.000 Menschen – heute nur noch 8.000. Industrie und Infrastruktur liegen in Trümmern. Laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA-Nowosti sterben Tag für Tag „bis zu 200“ ukrainische Soldaten beim Versuch, die Stadt zu halten. Auch die russischen Verluste werden hoch sein, Zahlen dazu werden in Russland nicht veröffentlicht.

Schlüssel für die Donbass-Region

Die Eroberung von Bachmut wäre aus Moskauer Sicht der Schlüssel für die Einnahme des Donbass – eines von Putins erklärten Kriegszielen. Angeblich will er dies bis März erreichen, das ginge nur mit noch mehr Soldaten. Auch wenn der Kreml dementiert: Die Spekulationen um eine erneute Mobilmachung nehmen zu.

Zieht sich die ukrainische Armee aus Bachmut zurück, würde sich für die russischen Truppen möglicherweise der Weg zum Ballungsraum Slowjansk und Kramatorsk öffnen. Trotzdem haben die USA nach Medienberichten Kiew bereits den Rückzug empfohlen.

Russland erhöht im umkämpften Osten der Ukraine den militärischen Druck. Nach einem Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien rechnet die Ukraine zum Jahrestag mit einer großangelegten russischen Offensive. Die russische Militärführung habe es eilig, bevor noch mehr westliche Militärhilfe für die Ukraine eintreffe und bevor im Kampfgebiet die Böden tauen.

04.02. „Wo die russische Offensive beginnt“., aus Kramatorsk Unai Aranzadi Ormaechea, taz, https://taz.de/Kaempfe-im-Osten-der-Ukraine/!5910559/ „Die Ukraine verteidigt im Osten die letzte Versorgungsroute Richtung Bachmut. Wenn diese Stadt in russische Hände gelangt, könnte es für Kyjiw im Donbas schwierig werden. (…) Die benachbarte Kleinstadt Tschassiw Jar, über die Bachmut mit Lebensmittel und Munition ersorgt wird, steht auch ständig unter Beschuss. Von ursprünglich 13.500 Bewohner*innen sind nur noch einige hundert geblieben, sie hausen in Kellern ohne Wasser und ohne Strom. Drei Läden haben noch geöffnet. (…) Westich on Bachmut und Tschassiw Jar liegt die Stadt Kostjantyniwka. Auch sie ist derzeit häufig Ziel russischer Angriffe. Von dort aus fahren ukrainische schlammverschmierte Fahrzeuge auf einer vereisten Straße mit enormer Geschwindigkeit zur östlichen Frontlinie, circa zehn Minuten entfernt. Es geht darum, Drohnen und russischer Artillerie zu entgehen. (…) Wenn die Achse Bachmut – Tschassiw Jar – Kostjantyniwka den Russen in die Hände fallen würde, rückte die russische Eroberung zweier großer Städte im Gebiet Donezk in greifbare Nähe: Kramatorsk und Slowjansk. Kramatorsk ist ein wichtiges Industriezentrum, Slowjansk für Russland und die Ukraine von großer Symbolkraft. Hier begann 2014 der Krieg im Gebiet Donezk, nach kurzzeitiger russischer Besatzung wurde Slowjansk von ukrainischen Streitkräften befreit.

Derzeit häufen sich Informationen, wonach diese seit Jahren verschanzten Städte rund um den 24. Februar, dem ersten Jahrestag des Angriffes, eine große russische Offensive zu erwarten haben. Viele in Kramatorsk glauben, dass es so komme wird. Am vergangenen Donnerstag gab es allein hier drei tödliche Bombenangriffe auf zivile Infrastrukturen. „Sie wollen uns terrorisieren“, empört sich einer der Feuerwehrleute, die in einem völlig eingestürzten vierstöckigen Wohnblock nach Überlebenden suchen. (…)“

04.02., „Die letzten Bestatter von Bachmut – Sie transportieren Leichen durch Granathagel, sprechen Trauerreden, während die Russen schießen, und stecken Gebinde aus Plastikblumen. In einer Stadt an der Front, ohne Gas, ohne Waser, ohne Strom, halte ein paar Ukrainer den Betrieb aufrecht. Sie werden schließlich gebraucht.“ Von Christoph Reuter und Johanna-Maria Fritz (Foto), https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-die-letzten-bestatter-von-bachmut-a-7a107cca-a68f-4cf4-be04-7ad7987e8b5f

„(…) Seit Mai gibt es kein Gas mehr, seit vergangenem Sommer wird Bachmut von russischer Artillerie beschossen. Seit September gibt es kein Leitungswasser, seit Oktober keinen Strom mehr. Mitte Januar ist die Temperatur auf minus 15 Grad gefallen. Am 25. Januar gesteht die ukrainische Regierung ein, die Kontrolle über die kleine Bergbaustadt Soledar nördlich von Bachmut verloren zu haben. Dann erobern russische Truppen das Dorf Klischtschijiwka südlich von Bachmut. (…) Da letzte Zehntel (von einst 70.000 Bewohnern) harrt aus. Vor allem die Alten von Bachmut wollen die Hölle ihrer Heimat nicht verlassen – auch wenn ihre Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten nur noch von furchtlosen Nothelfern aufrechterhalten wird, die mit kleinen Transportern in die Stadt kommen. Alle Krankenhäuser Bachmuts sind zerstört, eine Ärztin bleibt und beteuert, zwei Kollegen seien bestimmt noch da.

03.02. „Russland verstärkt Angriff auf Bachmut“, von Sebastian Gierke, SZ, https://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-russland-bachmut-1.5744095?reduced=true :

„An einigen Stellen der Front in der Ukraine erhöhen die russischen Streitkräfte derzeit den Druck auf die ukrainischen Verteidiger. Vor allem in der Gegend um Bachmut in der Oblast Donezk hat sich die Situation der ukrainischen Armee zuletzt verschlechtert. (…) Derzeit rücken russische Truppen in der Gegend von Bachmut aus Südosten, Nordosten und Osten langsam vor. Auf beiden Seiten kommt es zu hohen Verlusten. (…)“ Die Taktik der russische Streitkräfte: „Kleine Infanteriegruppen führen immer wieder Sturmangriffe durch. Von „menschlichen Wellen“ war die Rede, die Verluste sind horrend. Die Angriffe wurden kaum von Kampf- und Schützenpanzern unterstützt. Nach US-Angaben sind bei Bachmut 4.100 Wagner-Kämpfer gefallen und 10.000 verletzt worden. Die Söldner der Gruppe Wagner werden bei Bachmut zunehmend von regulären russischen Truppen abgelöst. Ukrainische Kommandeure vor Ort berichten, dass diese gut ausgebildet und erfahren im Häuserkampf seien. Sollte die ukrainischen Truppen in Bachmut eingekesselt werden, hätte das verheerende Verluste für die Ukraine zur Folge. Anders als die russische Propaganda behauptet, ist aber aktuell der Rückzugsweg nach Westen weiter offen. (…)“

03.02., „Ihr wollt Bachmut? Ihr kriegt es nicht“, Reportage aus Bachmut von Sonja Zekri, SZ, S. 3; https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/ukraine-bachmut-russland-putin-front-e627870/?reduced=true „Seit Monaten wird um die Stadt gekämpft. Die wenigen, die noch da sind, wissen, dass hier bald die Russen einmarschieren könnten. Über das Leben auf einem Schlachtfeld und den Kampf eines ukrainischen Soldaten“

14.01.2023, Einnahme von Soledar bei Bachmut: Russlands erster Erfolg seit Langem von Christian Mölling und András Rácz ( https://www.zdf.de/nachrichten/politik/bachmut-soledar-ukraine-krieg-russland-100.html )

Die Einnahme von Soledar ist ein erster Erfolg für Russland nach vielen Rückschlägen.

In dieser Woche kam es zu heftigen Kämpfen um Bachmut. Nachdem die russischen Truppen mehrere Frontalangriffe gegen die gut befestigten Verteidigungsanlagen der strategisch wichtigen Stadt im Donbass gestartet hatten, verlagerten sie anschließend ihre Aufmerksamkeit auf die Randgebiete der Stadt. Im Norden nahmen die russischen Truppen, die sich hauptsächlich aus Angehörigen der Söldnergruppe Wagner und Eliteeinheiten zusammensetzen, nach einer Woche intensiver Kämpfe die kleine Bergbaustadt Soledar ein. Die Stadt hatte vor dem Krieg etwa 10.000 Einwohner. Ihre Einnahme hat an sich keine große strategische Bedeutung, da sich westlich von ihr mehrere andere, gut befestigte ukrainische Stellungen befinden. Die russischen Hoffnungen, dass die Einnahme von Soledar den Weg zur Einnahme von Bachmut ebnen könnte, scheinen daher übertrieben zu sein. Genau aus diesem Grund haben die ukrainischen Truppen nicht versucht, die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen, sondern sich – nach erheblichen Verlusten – weitgehend geordnet zurückgezogen – auch wenn das offiziell aus Kiew weiter dementiert wird.

Bedeutung im gegenwärtigen Krieg: Bachmut stellt mit Soledar und Siwersk nach Norden eine Verteidigungslinie der ukrainischen Streitkräfte dar und schützt den Zugang Kramatorsk (150.000 Einwohner, 50 km Entfernung) und Slowjansk (100.000) im Westen. Im Ballungsraum Kramatorsk / Slowjansk lebten vor Beginn des russischen Überfalls mehr eine halbe Million Menschen. Dieser Teil der Donbass-Front ist besonders stark befestigt. Konstantinivka, Slowyansk und Kramatorsk (Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte für die Ostukraine) gelten als weitere Festungsstädte.

„Warum Bachmut? Noch vor Monaten kannte kaum jemand den Namen dieser ukrainischen Stadt. Heute wird dort um die Zukunft des Landes gekämpft“ von Alice Bota, ZEIT 19.01.2023, https://www.zeit.de/2023/04/bachmut-ukraine-krieg-russland-angriff .

„Wer die gesamte Donezker Region erobern wolle, komme an Bachmut nicht vorbei. (…) Drei von vier wichtigen Straßen führen durch die Stadt und den gesamten Donbass. Außerdem, merkt der Militranalyst Stanislaw Besuschko an, hätten die Russen seit Monaten nur Niederlagen eingesteckt. Der Kreml muss einen Sieg vermelden. Koste es, was es wolle. Die Verluste müssen enorm sein. Die Ukrainer veröffentliche keine Zahlen, die Russen auch nicht – aber es gibt Schätzungen, weil vor allem Söldner er paramilitärischen Wagner-Gruppe um Bachmut und das benachbarte Soledar kämpfen. Sie werden oft in Gefängnissen rekrutiert (…). Laut Informationen eines US-Beamtensollen um Bachmut 4.100 Wagner-Männer gefallen und mehr als 10.000 verwundet worden sein. (…)“

Die Schlacht um die Salzstollen von Soledar“ von Dominic Johnson, taz 11-01-2023,  ( https://taz.de/Schwere-Kaempfe-in-der-Ukraine/!5908224/ ) „Ein Vorort der Frontstadt Bachmut im Donbass ist der aktuelle Brennpunkt des Krieges. Russland Wagner-Söldnerarmee will um jeden Preis die berühmten Salzminen erobern.“

(2) Bachmut vor 81 Jahren: Massenvernichtung durch deutsches Sonder (Mord-)Kommanando und Wehrmacht

„Klagemauer“ für die ermordeten Juden von Bachmut (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, https://www.memorialmuseums.org/staettens/druck/1494 )

Erste Hinweise auf jüdische Einwohner finden sich im 18. Jahrhundert. 1939 lebten 5.299 Juden in Bachmut und stellten damit etwa 10 Prozent der Bevölkerung.
Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt am 1. November 1941. Bereits zuvor floh die Mehrheit der jüdischen Einwohner ins Innere der Sowjetunion. Die Deutschen führten antijüdische Maßnahmen ein und stellten eine einheimische Polizei auf, die aktiv an der Verfolgung der Juden teilnahm.
Unter dem Vorwand, dass sie umgesiedelt würden, mussten alle Juden Bachmuts am 9. Januar 1942 im Stadtpark erscheinen. Die deutschen Besatzungsbehörden zwangen sie, alle ihre Wertsachen auszuhändigen, anschließend sperrten sie die Juden in den Kellern des ehemaligen NKWD-Gebäudes ein. Nach mehreren Tagen ohne Nahrung und Wasser führte das Sonderkommando 4b der Einsatzgruppe C die Juden zu einem Alabasterbergwerk zwei Kilometer außerhalb der Stadt und trieben sie dort in einen Schacht. Mitglieder des Sonderkommandos schossen in die Menge und töteten dabei mehrere Personen. Die übrigen Opfer erstickten, nachdem die Deutschen den Tunnel zumauerten.
Opfer: Zwischen den Opferangaben der deutschen Täter und der offiziellen sowjetischen Untersuchungskommission, die im Oktober 1943 den Tatort untersuchte, gibt es große Unterschiede. Dem Bericht des SD vom 6. März 1942 zufolge ermordete das Sonderkommando 4b 1.224 Juden in Bachmut, und erklärte die Stadt damit für »judenfrei«. Die sowjetischen Behörden gaben die Zahl der Opfer mit 3.000 an.

Erinnerung: Nach der Befreiung gelang es der sowjetischen Untersuchungskommission mit Hilfe der Einwohner etwa 400 Opfer zu identifizieren. In den darauffolgenden Jahrzehnten waren die sowjetischen Behörden jedoch nicht mehr daran interessiert, das Verbrechen genau aufzuarbeiten. Auch die jüdische Identität der Opfer wurde kaum mehr erwähnt, sie galten jahrzehntelang pauschal als »Opfer des Faschismus«.
Im ehemaligen Alabasterbergwerk, in dem das Verbrechen stattfand, eröffnete in den 1950er Jahren eine Sektfabrik, in der bis heute Krimsekt produziert wird.
Am 12. Januar 1999 eröffnete »Hesed Zikaron«, eine gemeinnützige jüdische Stiftung in Bachmut (damals noch Artemiwsk) zusammen mit der Stadtverwaltung und der Sektfabrik einen Gedenkort für die Opfer. Das Denkmal hat die Form einer Klagemauer. Es befindet sich an einer Felswand an der sich Wasser sammelt: In der Nische einer gemauerten Wand stehen zwei Figuren. An der Wand sind stilisierte Kerzen angebracht. Es finden dort regelmäßig Gedenkfeiern mit Zeitzeugen und Angehörigen der Opfer statt.

Auf den Spuren der deutschen Besatzer: Besuch im Donbass, von Leo Ensel, 10. Juli 2020:

„Hügelige Steppenlandschaft mit Terrikonen und Datschas auf der staubigen Strecke von Donezk über Gorlowka nach Artemowsk, einer Stadt, die aufgrund der nahegelegenen Gips- und Salzstollen lange vom Salzhandel gelebt hatte. Das Krankenhausgebäude, in dem mein Großvater gearbeitet hatte, war schnell gefunden. Aber im Heimatmuseum, wo ich der Leiterin eine CD mit Fotos übergab, die mein Großvater während der Besatzungszeit von der Stadt aufgenommen hatte, erlebte ich einen Schock. Ich sah ein Plakat mit folgendem Aufdruck in russischer Sprache:

Mittwoch, den 07.01.1942, Aufruf an die Juden der Stadt Bachmut

Aus Gründen einer isolierten Unterbringung haben sich alle Juden der Stadt Bachmut, Männer und Frauen aller Altersgruppen, am Freitag, dem 9. Januar um 8.00 Uhr morgens im Raum des ehemaligen Eisenbahn-NKWD-Gebäudes im Park einzufinden.

Jede Person darf Gepäck bis zu 10 kg und auch Lebensmittelvorräte für acht Tage dabeihaben.

Am oben erwähnten Sammelpunkt sind Wohnungsschlüssel mit Angaben des Namens und der Adresse (Straße und Hausnummer) des Wohnungsbesitzers abzugeben.

Eintritt in leere jüdische Wohnungen und Mitnahme von irgendwelchen Gegenständen aus diesen Wohnungen durch Zivilisten ist als Plünderung anzusehen und wird mit dem Tode bestraft.

Nichtbeachtung dieser Anordnung, insbesondere unpünktliches Erscheinen oder Abwesenheit am angegebenen Sammelort wird aufs Strengste bestraft.

Juden, die irgendwo angestellt sind, haben zu kündigen.

Der Bürgermeister

Die Leiterin des Heimatmuseums erzählte mir den weiteren Verlauf der Ereignisse: Zwischen dem 9. und 12. Januar 1942 wurden circa 3.000 Juden aus der Stadt von Mitgliedern der Einsatzgruppe C unter logistischer Mithilfe der 17. Armee in einen Stollen eines ehemaligen Gips-Bergwerks nahe der Stadt verfrachtet und dort 50–70 Meter unter der Erde bei lebendigem Leibe eingemauert. Um die Aktion zu vertuschen, wurden die Wände des Stollens abgesprengt. Im September 1943, nach der Befreiung der Stadt durch die Rote Armee, wurden nach einigem Suchen die Leichen entdeckt und geborgen. Da die Leichen aufgrund der ungewöhnlichen klimatischen Verhältnisse im Stollen (permanente Temperatur von +12°–14° sowie eine Luftfeuchtigkeit von 88–90%) nicht verwest, sondern mumifiziert waren, konnte eine Reihe von ihnen identifiziert werden. Die Umstände der Ermordung der Artemowsker Juden waren nach dem Kriege Gegenstand der Nürnberger Prozesse.

9.-12. Januar 1942. Das war genau während der Zeit, als mein Großvater in Artemowsk das Kriegslazarett geleitet hatte. Schwer vorstellbar, dass er davon nichts mitbekommen hätte!

Aber die Geschichte geht noch weiter: Es stellte sich nämlich heraus, dass genau die klimatischen Bedingungen, die die Mumifizierung der Leichen bewirkt hatten, zugleich ideale Bedingungen für die Herstellung von Sekt sind. Im Jahre 1950 wurde daher in demselben Bergwerk eine Fabrik für den Krimsekt „Artemowskoje“ eingerichtet. Genau der Sekt, den man mir einen Tag zuvor zum Geburtstag geschenkt hatte!

Als ich drei Tage danach nochmals nach Artemowsk fuhr, besichtigte ich auch die Sektfabrik und ließ mich durch die tief unter der Erde gelegenen Salzstollen führen. Die Leiterin der Besichtigung erzählte von sich aus die gesamte Geschichte und führte uns auch zu dem entsprechenden Ort, zur „Mauer der Tränen“, aus der aus bislang ungeklärten Gründen immer wieder Wassertropfen hervor quillen. Dort hatte man eine kleine Gedenkstelle mit eingelassenen Skulpturen, Blumen und Leuchten eingerichtet, die entfernt an eine Seitenkapelle erinnert.“

(Leo Ensel, Neue Eiszeit und eine Welt in Trümmern: Teil VII, 10. Juli 2020,

https://ostexperte.de/auf-den-spuren-der-deutschen-besatzer-besuch-im-donbass/ ; Ensel besuchte den Donbass, wo sein Großvater Wehrmachtsarzt gewesen war und Lazarette geleitet hatte, u.a. in Artemowsk. Hier auch Abdruck des „Aufrufs an die Juden in der Stadt Bachmut“ vom 7. Januar 1942 zur Sammlung am 9. Januar um 8.00 Uhr)“

Massenvernichtung im Gebiet (Oblast) Donezk (früher Stalino) (Boris Zabarko, Margret Müller, Werner Müller (Hrg.) Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine, Berlin 2019, S. 999 ff.)

Besetzung des Gebiets Stalino im Oktober 1941. Ein erheblicher Teil der (1939) rund 65.500 jüdischen Einwohner konnten evakuiert werden oder nach Osten fliehen. In Artemowsk, Kramatorsk, Jenakijewo und Stalino wurden Ghettos eingerichtet. Von Ende Dezember 1941 bis Anfang Januar 1942 wurden die Juden in den Ortschaften Konstantinowka und Krasnoarmeisk (seit 2016 Pokrowsk) ermordet. In Stalino ermordete da Einsatzkommando 6 in Stalino 450 Juden, im Dezember weitere Hunderte, bis zum 6. Februar 1942 weitere 150 Juden. Im April 1942 wurden „alle Juden des Ghettos, mehr als 3.000, erschossen oder in Gaswagen ermordet. Die Leichen wurden in den stillgelegten Schacht der Kohlegrube Kalinowka geworfen.“ (1001)

In der kreisfreien Stadt Makejewka ermordete das Einsatzkommando 6 im Dezember 1941 etwa 500 Juden, weitere 100, hauptsächlich Frauen und Kinder, im Januar 1942, in der kreisfreien Stadt Gorlowka (südlich Artemowsk) im Februar 1942 alle 280 jüdischen Einwohner.

Im gesamten Gebiet Stalino (Donezk) wurden 25.133 Juden ermordet.

1941/42: 16. Panzer-Division aus Münster/Westfalen 14 Monate am deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieg in der Ukraine beteiligt

(Orte, die im gegenwärtigen Ukrainekrieg Kriegsschauplätze, unterstrichen; nach Wolfgang Werthen, Geschichte der 16. Panzer-Division, Bad Nauheim 1958)

Ende April 1942 aus der Winterstellung am Mius in den Raum Stalino (Donezk) / Makejewka

– Im Mai Gefechte bei Isjum, Oblast Charkow, am Ufer Slwersky Donez 125 km südöstlich Charkow; (23. Juni 1942 bis 5. Februar 1943 von der Wehrmacht besetzt) bei Berwenkowo und Losowaja; Ende der Kesselschlacht von Charkow mit 20 Schützendivisionen, 7 Kaval-leriedivisionen und 14 Panzerbrigaden auf Seiten der Roten Armee; laut Wehrmachtsbericht angeblich 240.000 sowjetische Gefangene, durch die 16. PzDiv 31.500 Gefangene, 700 Mann eigene Verluste. Im Juni nach Norden Skripai, Buluk, Kessel von Woltschansk – Tschujujew – Kubjansk („Unternehmen Wilhelm“), angeblich 24.000 sowjetische Gefangene, davon 2.200 bei der 16. PzDiv.

– 22. Juni Angriff auf Kupjansk am Oskol („Unternehmen Friederikus“, Gewinnung eines Brückenkopfes), Ablösung, zurück nach Makejewka;

– 8. Juli, Eine Gruppe der Division erreicht den Donez südlich Lissitschansk (Lyssy-tschansk). Die Masse der Division erreicht den Raum Artemowsk (Bachmut) am 14. Juli.

– Vormarsch nach Osten, fast kampflos; Donsteppe

– Juli, Kämpfe am Großen Donbogen, Panzerschlacht von Kalatsch: 8.300 sowjetische Gefangene, 275 Panzer zerstört. Von 13.000 Soldaten der sowjetischen 181. Schützendivision können nur 105 über den Don entkommen.

„1.000 Panzer waren der Division seit dem 22. VI. 41 zum Opfer gefallen.“ (Werthen S. 104)

Die 16. PzDiv galt als „Speerspitze“ und „Rammbock“ der 6. Armee und erreichte am 23. August 1942 als erster Wehrmachtsverband die Wolga bei Stalingrad, wo sie von jungen weiblichen Freiwilligen bedienten Flak-Batterien beschossen wurden. 37 Flak-Stellungen wurden „niedergekämpft“. Am 23. August und Folgetagen fielen in Stalingrad 40.000 Menschen dem konzentriertesten Luftangriff an der ganzen Ostfront zum Opfer. Drei Monate später waren um 4.000 Soldaten der 16. PzDiv gefallen. 128 kehrten Jahre später aus der Gefangenschaft zurück. (Zu Kriegsbeginn umfasste die Division mehr als 15.000 Soldaten.)

(3) Schlacht im Bachmut seit mehr als 6 Monaten

Schlacht um Bachmut( https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Bachmut , 14.01.2023)

Nach den Schlachten um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk zogen sich die ukrainischen Truppen in der ersten Julihälfte 2022 in die Gegend um Bachmut zurück. Die nachrückenden russischen Truppen, bestehend aus regulären Verbänden und Wagner-Söldnern, griffen die Stadt am 1. August 2022 von Süden und Südosten heran. Auf russischen Informationskanälen wurde der Beginn der Schlacht um Bachmut ausgerufen.

Am 20. September wurde der Wagner-Kommandeur Alexei Nagin bei Bachmut getötet. Er wurde posthum zum Helden der Russischen Föderation ernannt. (…)

Nach Angaben des ukrainischen Kommandeurs Oleksandr Tarnawskyj bestand zwischenzeitlich eine personelle Übermacht von fünf-zu-eins zugunsten der Russen. Das russische Kommando warf immer wieder neue Truppen gegen die gut befestigten ukrainischen Stellungen, so dass es hier zu enormen Verlusten kam. Es entwickelte sich ein hartnäckiger Stellungskrieg, den Beobachter vielfach mit den Grabenkämpfen der Westfront im Ersten Weltkrieg verglichen. Von russischer und ukrainischer Seite kam es zu schwerstem Artilleriebeschuss. Russland setzte auch iranische Drohnen ein. Von den ursprünglich 70.000 Einwohnern verblieben Mitte Oktober schätzungsweise noch 15.000 in der Stadt. Am 3. Dezember 2022 veröffentlichte das britische Verteidigungsministerium einen Bericht, laut dem russische Truppen eine Einkreisung von Bachmut planen.

Im Dezember 2022 war Bachmut der einzige Ort, an dem die russischen Streitkräfte noch offensive Erfolge suchten.

Am 10. Dezember beklagte der ukrainische Präsident die Zerstörung von Bachmut durch die russischen Streitkräfte. Am 20. Dezember besuchte Präsident er die Frontstadt. (…)

Am 21. Dezember 2022 konnten russische Kräfte (darunter hauptsächlich Wagner-Söldner und russische Einheiten) laut dem britischen Verteidigungsministerium im östlichen Industriegebiet der Stadt Fuß fassen und zeitweise in die Wohngebiete vorrücken.

Bereits einen Tag später, am 22. Dezember 2022, verlautbarte Petro Kuzyk, Kommandant des ukrainischen „Independence-Bataillons“ dass die ukrainischen Truppen die Stadt weiterhin vollkommen unter Kontrolle hätten. Jeden Tag gäbe es „etwa sieben bis zehn Versuche, in unsere Stellungen einzudringen, auch Nachts“.

Serhii Cherevatyi, Sprecher der östlichen Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte gab während des „24/7 Newscast“ der Ukrajinska Prawda an, dass die russischen Streitkräfte „keinen Erfolg beim Durchbrechen der Verteidigungslinien gehabt hätten.“ Manchmal, so Cherevatyi, „brachen ihre Einheiten bis zu den Außenbezirken von Bachmut durch, aber sie wurden von den ukrainischen Streitkräften wieder zurückgedrängt.“ Er betonte unter anderem, dass „die russischen Streitkräfte unglaublich viele Verluste verzeichnen“ – diese seien „weit höher als die der Verteidiger“. Zahlen nannte Cherevatyi jedoch keine.

Am 26. Dezember sagte der ukrainische Gouverneur von Donezk, Pavlo Kyrylenko, dass über 60 Prozent der Infrastruktur in Bachmut beschädigt oder vollständig zerstört sei.

Anfang Januar 2023 erklärte der britische Militärnachrichtendienst Defence Intelligence, dass die Ukraine Ende Dezember ihre Stellungen in Bachmut verstärkt habe und beide Kriegsparteien im Dezember hohe Verluste in Bachmut hinnehmen mussten. Der Nachrichtendienst bewertete die bei Bachmut erfolgten Angriffe der russischen Streitkräfte und der Wagner-Söldner im Dezember als schwach bzw. „poorly supported“ und schätzte die Wahrscheinlichkeit, dass Russland im Januar ein Durchbruch in Bachmut gelinge, als gering ein.

Am 7. Januar berichteten die russische Söldnerorganisation Gruppe Wagner, im Kampf um die rund 14 Kilometer nördlich gelegene Stadt Soledar Fortschritte erzielt zu haben. In den darauf folgenden Tagen war die Stadt ebenfalls besonders umkämpft. Angaben zur militärischen Lage waren widersprüchlich. Der Kommandeur des ukrainischen Heeres, Oleksandr Syrskyj, besuchte laut Selenskyj Truppen in Bachmut und Soledar, um Verstärkungen in der Verteidigung zu organisieren. Am 8. Januar 2023 wurde bekannt, dass Russland seine Angriffe auf die rund 14 Kilometer nördlich gelegene Stadt Soledar verstärkte. Russischen Angaben, wonach Soledar am 10. Januar weitgehend unter russischer Kontrolle sei, wurde von ukrainischer Seite widersprochen. Jedoch schrieben westliche Leitmedien am 11. Januar, dass die Söldnergruppe Wagner Soledar fast komplett eingenommen habe. Belegt ist, dass der Anführer der Söldnerorganisation, Jewgenij Prigoschin, mit seinen Kämpfern eine Salzmine bei Soledar aufsuchen konnte.

Laut Einschätzungen betrug die Personenstärke der Ukraine an der Soledar – Bachmut Front um den 10. Januar herum im Zuge mehrerer Verstärkungen 30.000 Soldaten. Sie fehlen für Offensiven, die an anderen Orten geplant waren. Durch die Mobilisierung und Wagner-Rekrutierungen kann Russland zudem mehr Einheiten als zu Beginn des Krieges einsetzen.

(Vgl.  Vice (Magazin): The Battle for Bakhmut auf YouTube, 28. Dezember 2022, Laufzeit: 20:53 min)

(4) Wirtschaftliche Bedeutung von Bachmut + Soledar

(nach Deutsche Welle 11.01.2023, https://www.dw.com/de/was-%C3%BCber-die-k%C3%A4mpfe-um-soledar-und-bachmut-bekannt-ist/a-64352213 )

Soledar ist weltweit bekannt wegen seiner Salzminen. Das Kochsalz wird dort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gefördert. Die Siedlung wurde 1965 zur Stadt erklärt, genannt Karl-Liebknechtiwsk – nach dem Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Seit 1991 heißt die Stadt Soledar, was auf Russisch „Salz“ und „Geschenk“ bedeutet. Das Unternehmen „Artemsil“ in Soledar deckte mehr als 90 Prozent des ukrainischen Salzbedarfs, der nun durch Importe gedeckt werden muss. Nach dem russischen Einmarsch wurde die Arbeit eingestellt. Vor dem Krieg waren die Salzminen ein Touristenmagnet. Es gab Führungen unter Tage, 200 bis 300 Meter tief. Die Gesamtlänge unterirdischer Tunnels wird auf bis zu 300 Kilometer geschätzt. Ein Tunnel ist besonders beeindruckend – er ist 30 Meter hoch, 14 Meter breit und rund einen Kilometer lang. Tief unter der Erdoberfläche gibt es ein Museum, eine Kirche, einen Konzertsaal für symphonische Musik, ein Fußballfeld, Skulpturen aus Salzkristallen und ein Sanatorium für Atemwegserkrankungen mit Platz für bis zu 100 Patienten.

Auch in Bachmut gibt es unterirdische Tunnels. In ehemaligen Gipsminen rund 70 Meter tief werden Schaumweine nach klassischer Rezeptur hergestellt. Die Trauben kamen vor der Krimannexion von der Halbinsel. In Bachmut produzierte einer der größten Sekthersteller in Osteuropa (Artwinery, Krimsekt) rund 25 Millionen Flaschen pro Jahr. Auch diese Produktion wurde nach dem russischen Einmarsch gestoppt.

 

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