Die Internationalen Sportwettkämpfe für verwundete und traumatisierte Soldaten erstmalig in Deutschland.
INVICTUS GAMES 23 in Düsseldorf: Einzigartig + unvergesslich, Winfried Nachtwei (9/2023), Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei
Nach London 2014, Orlando 2016, Toronto 2017, Sydney 2018, Den Haag 2022 fanden die paralympischen Sportwettkämpfe für körperlich und seelisch verwundete und versehrte Soldatinnen und Soldaten erstmalig in Deutschland, in Düsseldorf statt. ( https://invictusgames23.de/de/ )
Mehr als 500 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer aus 21 Ländern, weit über 1.000 Family & Friends, 1.200 Volunteers aus 30 Ländern, 21.800 Soldatinnen und Soldaten aus allen Teilnehmerländern, 14.000 Schülerinnen und Schüler, insgesamt 140.000 Besucherinnen und Besucher erlebten unter dem Doppelmotto „Invictus = Unbezwungen“ und „A Home for Respect“ ein einzigartiges Sportereignis und eine Vielfalt und Gemeinschaft sondergleichen. Erstmalig nahmen Israel, Kolumbien und Nigeria an den Invictus Games teil, nicht mehr Afghanistan und Irak. Wettkämpfe fanden in zehn Sportarten statt: Bogenschießen, Gewichtheben, Leichtathletik, Radsport, Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-Rugby, Rudern, Schwimmen, Sitz-Volleyball, Tischtennis. Der freundschaftliche Wettbewerb wurde ohne einen offiziellen Medaillenspiegel nach Nationen ausgetragen. Ein großer Vorteil war, dass alle Wettkämpfe an einem Ort in und um die Merkur Spiel-Arena im Düsseldorfer Norden nahe am Rhein stattfanden. Dank des offiziellen Ticket-Partners Amazon war der Eintritt zu allen Sportveranstaltungen frei.
Ich besuchte die Spiele an vier Tagen, darunter auch die Großveranstaltungen zur Eröffnung und zum Abschluss.
Eröffnung: Zum Auftakt waren die 20.000 Zuschauer in der ausverkauften Merkur Spiel-Arena vor der 60 m breiten Bühne mit zwei riesigen LED-Wänden von Anfang an in bester Jubelstimmung beim Einzug der Nationalmannschaften, zusätzlich angefeuert von Sprecher und Musik. Die relativ kleinen Mannschaften aus Jordanien und Nigeria, die größten aus Großbritannien und USA, stehende Ovationen für die ukrainische Mannschaft, besonders starker Beifall für die zuletzt einziehende deutsche Mannschaft (30 Männer, sieben Frauen), zu der erstmalig bei Invictus Games auch drei Polizisten und ein Feuerwehrmann gehören. Etliche Wettkämpfer in Rollstühlen, einzelne mit einem Hund. Über die LED-Wände kommt die strahlende Freude der Wettkämpfer:innen ganz nah.
Locker-souverän führt dann das – in anderen Kreisen – bekannte TV-Moderatorenduo Hadnet Tesfai und Steven Gätjen durch den Abend:
– Tanzshow der AXIS Dance Company, einem weltweit bekannten inklusiven Tanzensemble;
– sehr ansprechende freie Begrüßung durch den Düsseldorfer OB Stephan Keller und die kraftvolle Rede des von 21 Fahnenträgern eingerahmten Verteidigungsminister Boris Pistorius ( https://www.youtube.com/watch?v=aelqx5qRayE ) für die beiden Veranstalter Bundeswehr und Stadt Düsseldorf; langanhaltenden stehenden Beifall erhält Pistorius für seine klare Unterstützungserklärung für die Ukraine; Videobotschaft von Bundeskanzler Scholz noch ohne Augenklappe; Grußwort eines Vizepräsidenten von Boeing (der Konzern ist der Premium-Sponsor der IG23: „presented by Boeing“);
– sechs Kinder tragen die Invictus-Games-Fahne über die Bühne, die von drei Soldaten des Wachbataillons gehisst wird;
– freie, die Herzen vor allem der Wettkämpfer:innen erreichende Rede von Prinz Harry, Herzog von Sussex, Gründer und Schirmherr der Invictus Games;
– zum Schluss mischt der US-amerikanische Rapper („Superstar“) Macklemore die Halle auf. Während vorne die Wettkämpfer:innen begeistert außer Rand und Band geraten und nebenan auch die Frau eines Dreisterners auf ihrem Sitz tanzt, fliehen auf den Rängen einige ältere Herrschaften vor der akustischen Urgewalt.
Wettkämpfe: Am ersten Wettkampftag verfolge ich erste der insgesamt 229 Wettkämpfe:
– mehrere 400 m Läufe, wo offenbar auch einzelne Blinde (über ein Gummiband von einem Mitläufer begleitet) laufen;
– Gewichtheben auf der Hauptbühne in der Halle;
– robustes Rollstuhl-Rugby in der Halle vor begeistertem Publikum: in den Spielpausen sind Angehörige und Freunde dicht bei den Wettkämpfer:innen; einzelne rollen mit ihren Kindern auf dem Schoß über die Spielfläche; ein beinamputierter Wettkämpfer aus der Ukraine ist umgeben von Frau und Tochter – ein familiäres Team.
Am sechsten Wettkampftag verfolge ich im Center Court zusammen mit meiner Nichte Steffi und Freundinnen das Finale beim Sitting Volleyball zwischen Kolumbien und Polen. Bei der kolumbianischen Mannschaft fällt der große Anteil von Beinamputierten – teils mit, teils ohne Prothesen – auf. In dem spannenden Spiel wechselt immer wieder die Führung, am Ende siegt die polnische Mannschaft. Zwischendurch beglückwünschen die Spieler und die vielen hundert Zuschauer herzlich Prinz Harry, der normal mit Maghan gegenüber in der dritten Reihe sitzt, zu seinem 39. Geburtstag.
Direkt vor der Spiel-Arena erstreckt sich das Invictus Village mit Dutzenden Informations- und Präsentationsständen von Partnern, Sponsoren und Ausstellern, mittendrin eine Bühne mit einem vielfältigen Rahmenprogramm, Auftritten von regionalen Künstler:innen und Sänger:innen, Bands und Tanzgruppen, Interviews und Talkrunden. Allein der Deutsche Bundeswehrverband organisiert sechs Angebote. Bei „Invictus Feelings“ können Gäste einige der Sportarten ausprobieren. Am kanadischen Stand wird Geschmack auf die nächsten Invictus Games 2025 in Vancouver gemacht, wo erstmalig auch Wintersport dazugehören wird. Ottobock, Weltmarktführer im Bereich der Prothetik, ist mit einer Servicestation für Prothesen, orthopädische Hilfsmittel und Rollstühle vertreten. Und zwischendurch immer wieder Begegnungen, erfreutes Wiedersehen, Austausch – darunter mit etlichen Mitgliedern des Bundestages.
Der Sanitätsdienst, „Motor der Rehabilitation in der Bundeswehr“, und das TEAM RESPECT („Breaking down barriers“) betreiben die „TEAM RESPECT AREA“ als Ort der Begegnung mit einem umfangreichen Programm und Info-Ständen. Eine zentrale Rolle hierbei spielt das von Oberstarzt Dr. Andreas Lison geleitete Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr mit seinem Kompetenzzentrum somatische Rehabilitation im Sanitätsdienst an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf. Hier fanden im Kontext verschiedener Reha-Maßnahmen Vorbereitung und Training der Mitglieder der deutschen Invictus-Mannschaft statt ( https://invictusgames23.de/media/01_ivg_flyer_tra_rz.pdf ).
Im Zelt der TEAM RESPECT AREA spricht gerade Stephan Kremer / Mazibora. Vor einigen Wochen war ich im Internet auf ihn und seinen Invictus-Song gestoßen, den er zusammen mit Einsatzveteranen und der Sängerin Emily Monera auf dem Dach der Merkur Spiel-Arena aufgenommen hatte. ( https://www.youtube.com/watch?v=oex62m2H7v8 ) 2011 hatte er in Afghanistan einen IED-Anschlag auf einen Schützenpanzer Marder überlebt, bei dem sein Freund Alexej Kobelew um`s Leben gekommen war. Das traumatische Erlebnis verwundete ihn psychisch. Mit seiner PTBS machte er eine jahrelange Odyssee durch und begann, seine Verwundung mit Rap-Songs zu bewältigen. So entstand das Projekt „Krieg im Kopf“. Er berichtet beispielhaft offen, konkret, mitnehmend, ermutigend. Seine Kernbotschaften sind: Du bist nicht allen! Du bist der Captain Deiner Seele, Du musst es wollen! ( https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/stabile-songs-seine-lieder-machen-mut/ )
Closing Ceremony: Der Einzug der winkenden, tanzenden, hüpfenden Nationalmannschaften und der Gewinner von insgesamt 666 Medaillen wird noch stärker bejubelt als der schon heftig bejubelte Einzug vor sieben Tagen. Nach dem Showact von Sam Ryder, Zweitplazierter beim European Song Contest 2022, erhält Bundespräsiden Frank-Walter Steinmeier für seine klaren Worte in dichtem Takt viel Zwischenbeifall, ganz besonders nach seinen Sätzen zum Krieg gegen die Ukraine. (Hier die deutsche Übersetzung der in Englisch gehaltenen Rede https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2023/09/230916-Invictus-Games-Duesseldorf.html mit Link zur Rede in Englisch)
Anschließend spricht die Moderatorin Hadnet Tesfai mit der 20-jährigen Anna Sofia Puzanova, der Tochter von Yuliia „Taira“ Paievska. Die Sanitäterin und ehemalige Soldatin gehört jetzt zur ukrainischen Mannschaft. Ab 2014 arbeitete sie im Militärkrankenhaus von Mariupol, wo sie in russische Kriegsgefangenschaft geriet und nach 12 Wochen wieder freikam. Anna Sofia startete an ihrer Stelle bei den Invictus Games 2022. („Eine Volksheldin bei den Invictus Games: Yuliia Paievska, genannt „Taira“: https://invictusgames23.de/de/blog/yuliia-taira-paievska-bei-den-invictus-games-2023/
Laut Berichterstattung kommt „plötzlich“ Prinz Harry auf die Bühne, umarmt Anna Sofia und dankt allen Düsseldorfern und Deutschland „für die phantastischen Spiele“. Er spricht den kanadischen Corporal James Gendron in der ersten Reihe an, den er im kanadischen Zelt getroffen habe. In der Ecke lag sein Dudelsack, Harry erfuhr, dass der Soldat den Dudelsack in Afghanistan bei 63 Trauerfeiern gespielt hatte, an 63 Särgen, für 63 Seelen, für 63 Familien. Nach den vorherigen Jubelstürmen ist das jetzt der bewegendste Moment des Abends.
Auf der Bühne treten die Fahnenträger der Nationalmannschaften an. Die Invictus-Fahne wird von zwei Soldaten niedergeholt, gefaltet und von Verteidigungsminister Pistorius dem kanadischen Repräsentanten übergeben.
Der angekündigte „Stargast“, die britische Sängerin Rita Ora, beschließt die Closing Ceremony mit einer opulenten Show, wovon ich wegen meines letzten Zuges nach Münster nur den ersten Song mitbekomme. (Zum Abschluss der Invictus Games: WDR-Bericht und Video (3:43) 18.09.2023, https://www1.wdr.de/nachrichten/emotionale-invictus-games-gehen-zu-ende-100.html )
Nachbemerkungen
Im Rahmen der AG Einsatzrückkehrer /Betreuung im Beirat Innere Führung konnte ich im Vorfeld zweimal Einblicke in das Konzept und die Planungen des IG23 Projektteams um Brigadegeneral Alfred Marstaller bekommen. Düsseldorf wurde Austragungsort der ersten Invictus Games in Deutschland, nachdem Köln von der Bewerbung zurückgetreten war und der Bewerbungsauftritt in London 2019 für Düsseldorf voll gezündet hatte. Der Illustrator Tom Fiedler schuf während der 45-minütigen Bewerbung eine Livezeichnung, die die sechs Werte der Spiele (Rehabilitation im Mittelpunkt) auf einem 3 x 1,20 m breiten Poster veranschaulichte. ( https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/meldungen/invictus-geschichte-als-graphic-novel-5396670 )
Zusammen mit den grünen MdB und Mitgliedern des Verteidigungsausschusses Sara Nanni und Philip Krämer, den grünen NRW-MdL Julia Höller und Dennis Sonne und Norman Böhm (Vorstand BundeswehrGrün) überreichten wir Mitte August General Marstaller unseren Offenen Brief an „Interessierte in grünen Zusammenhängen“. Mit ihm wollten wir um Aufmerksamkeit und Unterstützung für die Invictus Games in einem Milieu werben, das der Bundesehr vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine distanzierter gegenüber-stand. ( www.domainhafen.org )
Das erste Ziel der Spiele war, der Rehabilitation verwundeter und versehrter Soldatinnen und Soldaten eine Plattform, Anreize und einen kräftigen Schub zu geben. „Du bist nicht allein“, „Du musst es wollen“, Kräftigung und Ermutigung. Alles spricht dafür, dass die Spiele bei den Wettkämpfern, bei Angehörigen und Freunden, bei anderen Einsatzgeschädigten, bei Besucherinnen und Besuchern in diesem Sinn viel bewirkt haben und über viele Landesgrenzen hinweg ausstrahlen. Befördert wurden Erfahrungsaustausch, Kontakte, Vernetzung, Gemeinschaftsgefühl, Solidarität und ein positiver Kampfgeist. Im Vorfeld der Spiele fand am 6. und 7. September unter dem Motto „Breaking down barriers – The way back to life“ die „Warrior Care Conference“ in Düsseldorf statt. Das internationale medizinisch-wissenschaftliche Forum befasst sich fachlich mit der Versorgung, Rehabilitation und Teilhabe von Soldatinnen und Soldaten nach einer Verwundung. ( https://www.bundeswehr.de/de/organisation/sanitaetsdienst/aktuelles-im-sanitaetsdienst/warrior-care-conference-2023-5676338 )
Das zweite Ziel war, Aufmerksamkeit, Empathie, Unterstützung in Politik und Gesellschaft für die Schicksale derjenigen zu fördern, die in Ausübung ihres militärischen Dienstes für kollektive Friedenssicherung, also für unser Gemeinwesen an Körper und Seele verwundet und geschädigt wurden. Viele Menschen nahmen vielleicht zum ersten Mal wahr, dass Verwundungen und Traumatisierungen keine Alltagsgrippe sind, sondern hartnäckig die Betroffenen und ihre Angehörigen beeinträchtigen; dass Rehabilitation und Heilung Zeit, Ausdauer und verlässliche Unterstützung brauchen.
Erwartet waren um 100.000 Besucherinnen und Besucher, es kamen 140.000. Ein toller Erfolg. Ca. 800 Journalisten waren akkreditiert. Meine oberflächliche Internetrecherche ergibt: Breite Berichterstattung in Regional- und Publikumsmedien. Das Aktuelle Sportstudio im ZDF und die ARD-Sportschau (43 Min.) am Eröffnungsabend standen exemplarisch dafür. ( https://www.zdf.de/sport/das-aktuelle-sportstudio/das-aktuelle-sportstudio-vom-9-september-2023-100.html ) „Meine“ vier Tageszeitungen berichten sehr unterschiedlich. Die Westfälischen Nachrichten in Münster zu Beginn mit zwei großen Artikeln, einmal sehr Prinz-Harry-fokussiert, dann auf einer ganzen Seite die Geschichte von zwei traumatisierten deutschen Afghanistan-Veteranen. Die FAZ mehrfach, auch mit einem Verlagsspezial „Respect – Invictus Games“. Die taz brachte nur im Vorfeld einen ganzseitigen Artikel „Helden der anderen Art“ mit einigen kritischen Anmerkungen („nicht inklusiv“, „Imagekampagne für die Bundeswehr“). Ein Interesse an den realen Spielen bestand offenbar nicht. Die Printausgabe der SZ brachte zwei Artikel, die fast nur um Prinz Harry und seine Frau kreisten. Der vor Ort spürbare Spirit von den kämpfenden Verwundeten und Traumatisierten als den tatsächlichen VIP`s der Spiele wurde in sein Gegenteil verkehrt. Sie wurden so zu Randfiguren. Bei dem Qualitäts- und Leitmedium scheinen Ziel und Realität der Invictus Games kaum angekommen zu sein. Als treuer SZ-Leser seit mehr als 50 Jahren, der viele SZ-Redakteure hoch schätzt, bedauere ich das besonders.
Eine Woche lang schufen die Spiele viel Aufmerksamkeit. Bei den Planern der Spiele war und ist klar, dass an nachhaltigen Wirkungen gearbeitet werden muss. Erste Beiträge dazu schuf die „Warrior Care Conference“, durch die „der ganzheitliche Reha-Impuls / der INVICTUS Spirit weitergetragen werden soll.“ (Beiratsmitglied Dr. Rainer Schubmann, der an der Konferenz teilnahm und dann als Volunteer in der Funktion stellv. Klinikleiter und Schichtführer wirkte) Inzwischen wurde „Invictus Germany“ gegründet mit dem Ziel, jährlich ein solches kleineres Sportereignis auf nationale Ebene durchzuführen unter Einschluss anderer Blaulicht-Organisationen.
Ein drittes Ziel war, die verbreitete Distanz zwischen erheblichen Teilen der deutschen Gesellschaft und der Bundeswehr und ihren Soldatinnen und Soldaten abzubauen. Im Vorfeld gab es im Rückblick auf die bisherigen Austragungsländer der Invictus Games etwas Skepsis: Dort ein selbstverständliches und oft positives Verhältnis zu den Streitkräften und immer wieder Zeichen der Wertschätzung für Soldaten im Alltag. Oft wurde an das häufige „Thank you for your service!“ auf der Straße erinnert. (Dass etliche Regierungen ihre Soldaten zugleich in unverantwortliche Einsätze schickten, bleibt dabei meist ausgeblendet) Hierzulande viel Distanz, Desinteresse, hie und da noch Anmache.
Ich weiß nicht, welche Erfahrungen die internationalen und Bw-Gäste in Düsseldorf gemacht haben. Auf dem Merkur-Gelände fiel mir auf, dass es eine so große, vielfältige und entspannte zivil-militärische Veranstaltung in der Welt der Bundeswehr wahrscheinlich noch nie gegeben hat. Internationale und deutsche Soldaten ganz selbstverständlich inmitten der Gesellschaft. Die Sicherheitsvorkehrungen entsprachen dem bei zivilen Großveranstaltungen Üblichen. Kein Vergleich mit den Hochsicherheitstrakten, die in Berlin bei Feierlichen Gelöbnissen oder Großem Zapfenstreich vor dem Reichstag/Bundestag üblich waren. Der Ansatz der Invictus Games wirkte offenbar auch bei potenziellen Protestgruppen ziemlich „entwaffnend“.
Durch die realen Spiele völlig widerlegt wurde das Vor-Urteil, die Invictus Games dienten der Militärverklärung, der „Normalisierung des Krieges“, einem „Werben für`s Sterben“. Ungeschminkt waren die „eigenen“ menschlichen Kosten militärischer Einsätze zu sehen und wurde über das Tückische der psychischen Verwundungen gesprochen. Abgeordneten wurde damit vor Augen geführt, welche Verantwortung sie mit der Zustimmung zu Einsatzmandaten übernehmen.
Ukraine–Solidarität: Spontan bekamen die Invictus Games aber noch eine erhebliche politische Dimension. Mehrere Male gab es den deutlich stärksten und stehenden Beifall für die Ukraine und für ihre eindeutige Unterstützung. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass die Invictus Games die bisher bei weitem größten Solidaritätsbekundungen mit der sich verteidigenden Ukraine in Deutschland zustande brachten. „INVICTUS – Unbezwungen“ ist hier das Motto verwundeter Einsatzrückkehrer, in der Ukraine ist es das Motto der überfallenen und terrorisierten Gesellschaft.
RIESENDANK! Die Veranstalter, an erster Stelle das Projektteam IG23 unter der Leitung von Brigadegeneral Alfred Marstaller, die Organisatoren, Macher, Volunteers und vielen Partner haben sich mit dem Rundumerfolg der Invictus Games 2023 in hohem Maße menschlich wie politisch verdient gemacht!