Zum Ende des deutschen MINUSMA-Einsatzes in Mali: Einblicke aus der Ferne

Berichte, Schriftverkehr und andere Beiträge

DEUTSCHER MALI-EINSATZ: EINBLICKE AUS DER FERNE (Berichte, E-Mails und andere Beiträge) von Winfried Nachtwei (18.12.2023)

Berichte zu

– DGVN-Veranstaltung „Deutschlands Beitrag zu MINUSMA“, Juni 2017

– Trauerfeier in Fritzlar anlässlich des Todes von zwei deutschen Blauhelmen beim Absturz ihres Tiger-Hubschraubers, 03.08.2017

– Festakt zum Tag des Peacekeepers am 23.10.2017

– Eröffnung der Ausstellung „MALI & DEUTSCHLAND – Partner für Frieden und Stabilisierung“ im Auswärtigen Amt, 18.10.2017

– einem Austausch mit Mali-Rückkehrern in Zweibrücken, August 2019

24.12.2016

Von W.N. an Civil Advisor DEU Ktgt ASIFU MINUSMA

Lieber Herr S.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Wünsche aus Mali. Ihnen und Ihren Kameraden wünsche ich ruhige und frohe Feiertage in – trotz weiter Entfernung – inniger Verbundenheit mit Ihren Angehörigen und Freunden.

Nachdem die Neuen Jahre den Wünschen, friedlicher zu werden, seit Jahren nicht mehr folgen, wünsche ich Ihnen für 2017 umso mehr viel Kraft, gutes Zusammenwirken und Fortschritte bei Ihrem Einsatz sowie immer wieder Freude mit Ihren Kameraden. Vor allem wünsche ich auch, dass Ihrer alle Einsatzerfahrungen ungefiltert in Berlin ankommen.

Angesichts der allgemeinen Entwicklung auch auf unserer bisherigen Stabilitätsinsel kann einem nur mulmig werden. Einerseits wollte ich – ganz vorsichtig – mal ein bisschen (mehr) zur Ruhe kommen. Aber stattdessen sehe ich sowas wie demokratischen Verteidigungsfall auf uns zu kommen. Anbei sehen Sie, dass ich den Kampfmodus schon mal geprobt habe. Da noch unausgegoren, nur zur persönlichen Unterrichtung.

Kommen Sie wohlbehalten zurück! Mit herzlichen Grüßen auch an Ihre Kameraden, Ihr Winfried Nachtwei

29.05.2017

Von Civil Advisor DEU EinsKtgt ASIFU MINUSMA, Camp Castor, GAO, MALI (Im Vorfeld einer Veranstaltung der Dt. Gesellschaft für die Vereinten Nationen zur MINUSMA-Mission hatte ich den mir bekannten deutschen Stabilisierungsexperten um etwas Hintergrund gebeten.)

Lieber Herr Nachtwei,

wie besprochen einige Punkte zum Minusma-Einsatz im deutschen Einsatzgebiet aus meiner Perspektive als Hintergrundinformation:

Positiv:

– Da Minusma eine zivil-militärische Stabilisierungsmission ist, sind hier wesentliche zivile Komponenten zur Unterstützung des Friedensprozesses (z.B. Political Affairs, SSR-DDR, Stabilisation & Recovery, Rule of Law) aus einem Guss und werden in der Planung neben der Force entsprechend berücksichtigt. Dennoch bestehen auch innerhalb der Minusma erheblich Koordinierungsherausforderungen.

– Die malische Bevölkerung ist den Deutschen ggü. sehr positiv eingestellt. Dies geht allerdings auch mit hohen Erwartungshaltungen einher.

– Dass der Friedensprozess nicht gescheitert ist und – wenn auch sehr langsam – voranschreitet, ist ein Erfolg für sich, der ohne die Präsenz der Minusma kaum denkbar wäre.

Negativ (vieles wird Ihnen hier bekannt vorkommen):

– Aus guten Gründen habe die Malier wenig Vertrauen in ihre Regierung und die staatlichen Sicherheitskräfte. Vor dem Hintergrund zunehmender Kriminalität und terroristischer Aktivitäten erwarten die Malier von Minusma Schutz und die Herstellung eines sicheren Umfeldes. Jedoch ist die Minusma weder im Bereich Law Enforcement noch im direkten Kampf gegen Jihadisten aktiv. Dies hat innerhalb der malischen Bevölkerung zu viel Enttäuschung und Unverständnis geführt und mindert zunehmend die Akzeptanz der Minusma.

– Zusammenschluss malischer Jihadisten unter dem Label „JNIM“, zunehmende Aktivität jihadistischer Kräfte in verschiedenen Teilen des Landes. Sowohl der Friedensprozess als auch Minusma ist ausdrücklich im Fadenkreuz von JNIM (siehe z.B. die letzten Mörserangriffe auf Timbuktu, welche propagandistisch gut aufbereitet wurden). Wie soll Minusma hierauf reagieren? Derzeit wird sich einfach nur eingeigelt. Mit dem Schwerpunkt auf den eigenen Schutz kann die Minusma allerdings noch weniger zum Schutz der Bevölkerung beitragen.

– Der westliche Sahel ist ein Konflikt-Ökosystem, das nicht an den malischen Staatsgrenzen endet. Gerade die Jihadisten operieren vorzugsweise grenzübergreifend im Dreiländereck Mali – Burkina-Faso – Niger.

– Die Minusma verfolgt auf nationaler Ebene eine Strategie im Sinne der Unterstützung des malischen Friedensprozesses. In den einzelnen Sektoren (d.h. „Regionalkommandos“, Region Gao-Menaka = Sector East) fehlt es allerdings an klaren Zielvorgaben und räumlichen Schwerpunkten. Dadurch werden die zur Verfügung stehenden Ressourcen ohne klares Konzept nach dem Gießkannenprinzip eingesetzt, was wenig effektiv ist.

– Freedom of Movement: Außerhalb von Gao Stadt sind die Sicherheitskräfte kaum präsent. Dies liegt an den wenigen und schlecht ausgebauten Straßen. Reisen ist sehr riskant und außerhalb der Zentren sind kleinere Ortschaften ohne eigene Miliz kriminellen und/oder terroristischen Gruppen oft schutzlos ausgesetzt. Dies lähmt auch die lokale Wirtschaft. Ohne ein Mindestmaß an ausgebauten Straßen werden die lokalen Sicherheitskräfte und auch Minusma nie in der Lage sein, wichtige Räume zu kontrollieren und die lokale Bevölkerung zu schützen.

– Kidal im Norden als Hochburg der CMA ist weiterhin weitentfernt davon tatsächlich die Präsenz des Staates zu akzeptieren.

– Zu den großen politischen Konfliktlinien kommen viele kleinteilige und komplexe Ressourcenkonflikt dazu, hier häufig zwischen „sesshaften“ schwarzafrikanischen Ethnien und „nomadischen“ Tuareg, Arabern und Peul.

– Das malische Bevölkerungswachstum frisst das malische Wirtschaftswachstum auf.

Ich wünsche Ihnen morgen eine schöne Veranstaltung.

Viele Grüße aus Gao, S.

06.06.2017

Von PIZ Einsatzführungskommando

Sehr geehrter Herr Nachtwei,
vielen Dank für Ihren Text über Peacekeeping und MINUSMA. Ich habe diesen an die Einsatzgruppe weitergeleitet und so ein bisschen Werbung gemacht. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen aus Potsdam, S.G., OTL

2017, Juni

International Day of UN Peacekeepers 2017: Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen in Mali – Deutschlands Beitrag zu MINUSMA, Bericht von der DGVN-Veranstaltung von W. Nachtwei

Im nordmalischen Gao begingen am 24. Mai im UN Super Camp Abordnungen der verschiedenen MINUSMA-Truppensteller gemeinsam den International Day of UN Peacekeepers. Ein Foto zeigt internationale, militärische, polizeiliche und zivile MINUSMA-Angehörige, die ein Transparent mit der Losung des diesjährigen Peacekeeper-Tages tragen: „INVESTIR DANS LA PAIX À TRAVERS LE MONDE“. Weitere Fotos unter www.facebook.com/winfried.nachtwei .

Das Bild, der International Day of UN Peacekeepers insgesamt stehen bespielhaft für die friedens- und sicherheitspolitische Grunderfahrung: KEINER SCHAFFT ES ALLEIN – kein Land, kein Akteur, kein Ressort. Gemeinsame Ziele sind nur über Austausch, Abstimmung und verschiedene Stufen von Zusammenarbeit erreichbar.

Zum MINUSMA-Sektor East mit der Regionalhauptstadt Gao gehören rund zehn Infanteriekompanien aus Bangla-Desh und Niger, drei Kompanien aus China (u.a. Pioniere), zwei aus Kambodscha (EOD), aus Deutschland eine verstärkte gemischte Aufklärungskompa-nie, eine Objektschutzkompanie, je vier MedEvac- und Kampfhubschrauber. (Zum Umfang der polizeilichen und zivilen Komponente in Gao habe ich keine Informationen.)

In Berlin luden die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) und das Zentrum Internationale Friedenseinsätze (ZIF) für den 29. Mai zu einem Expertengespräch über „Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen in Mali – Deutschlands Beitrag zu MINUSMA“ ein. Der Einstein-Saal in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften war gut gefüllt. Das war besonders erfreulich, weil die Veranstaltung von DGVN und ZIF in diesem Jahr die einzige Veranstaltung zum Peacekeeper-Tag in Deutschland war. Die Feierstunde zum Tag des Peacekeepers, zu der seit 2013 alljährlich die Minister des Äußeren, der Verteidigung und des Inneren einladen, wurde vom Verteidigungsministerium aus „terminlichen Gründen“ auf den Herbst verschoben wurde. Sehr zu hoffen ist, dass die junge Tradition des Peacekeeper-Tages dadurch keinen Knacks erhielt.

Nach der Begrüßung durch ZIF-Direktorin Almut Wieland Karimi moderierte Tobias von Gienanth/ZIF ein Expertengespräch mit Edelgard Bulmahn, Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages, Melanie Hauenstein, ehem. Leiterin des MINUSMA-Regionalbüros in Mopti (auch MONUSCO, Sudan), Kriminaloberrat Felix Schwarz, ehem. Chef des Stabes der MINUSMA Police, und Winfried Nachtwei, Mitglied im DGVN-Vorstand. (Video der Veranstaltung unter https://www.facebook.com/dgvn.e.V/ , 29. Mai) Der DGVN-Vorsitzende Detlef Dzembritzki schloss die Veranstaltung ab.

Schlüsselfragen waren die bisherigen Wirkungen/Erfolge von MINUSMA, der Multidimensionalen, Integrierten Stabilisierungsmission einerseits, die Herausforderungen/Probleme andererseits sowie der deutsche Beitrag. (Die folgenden Ausführungen sind kein Veranstaltungsbericht, sondern ein von dem Expertengespräch angestoßener Beitrag mit etlichen Ergänzungen meinerseits.)

(1) Dringlichkeit und Wirkungen: – Für mich liegt die friedens- und sicherheitspolitische Dringlichkeit der internationalen Stabilisierungshilfe in Mali auf der Hand. Sie wurde mehrfach vom UN-Sicherheitsrat betont und stellt sich gerade auch aus Sicht des Nachbarkontinents Europa. Es ist wieder ein solcher Fall für UN-Friedenssicherung, wie er 2005 vom damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan beschrieben wurde: In den 15 Jahren zuvor seien so viele Länder durch Verhandlungen zum Ruhen der Waffen gebracht worden (oft durch Vermittlung der UN) wie in 200 Jahren zuvor nicht. Ein großer Erfolg! Der Schatten: Innerhalb von fünf Jahren rutschte die Hälfte der Länder wieder zurück in die offene Gewalt. Die Konsequenz: Mehr und wirksamere internationale Hilfe beim schwierigen Weg vom Waffenstillstand zum Frieden.

– Ein großer Vorteil gegenüber anderen Missionen ist ihr umfassender und integrierter Ansatz und ihre multidimensionale Struktur unter politischer Führung.

– Bei der Wirkungsbewertung sind nach allen Erfahrungen mit Friedensprozessen realistische Erwartungen angesagt: Der Friedensprozess verläuft wohl zäh und langsam (vgl. den Bericht des UN-Generalsekretärs zu Mali vom 30. März 2017). Die Aufstellung der MOC-Bataillone (Operativer Koordinationsmechanismus) aus Regierungssoldaten, ehem. Tuareg-Rebellen und Pro-Regierungsmilizen und ihre Weiterexistenz trotz des schweren Anschlags vom 18. Januar 2017 im MOC-Camp von Gao mit 70 Toten ist ein wichtiger Fortschritt.

– Konsens unter Beobachtern ist, dass der Friedensprozess ohne MINUSMA längst zusammengebrochen wäre.

(2) Herausforderungen: – Die Mandatsziele sind grundsätzlich richtig und unterstützenswert. Eine Krux bei anderen Mandaten war immer wieder ihr Mangel an Operationalisierung und Überprüfbarkeit. Ob es zu MINUSMA eine solche Operationalisierung (bis zu Exitkriterien) gibt, kann ich nicht beurteilen.

– Eine besondere Herausforderung ist, den Konflikt- und Einsatzraum mit den vielen verschiedenen Akteuren, Beziehungen und wechselnden Allianzen zu verstehen.

– Unübersehbar ist das auch von anderen UN-Missionen bekannte Grundproblem, dass zur Verfolgung der ehrgeizigen Mandatsziele nur unzureichende Kräfte zur Verfügung stehen (82% der militärischen Sollstärke, 66% der polizeilichen, 87% der zivilen Sollstärke; von den im Juni 2016 vom Sicherheitsrat beschlossenen Verstärkungskräften ist bisher nichts eingetroffen). Angesichts der enormen Größe und Schwierigkeit des Einsatzraumes (mehr als dreimal so groß wie Deutschland, dürftigste Verkehrsinfrastruktur) ist MINUSMA strukturell überdehnt und z.B. zum aktiven Schutz der Zivilbevölkerung kaum in der Lage. Immerhin: Diese Defizite und konkreten Bedarfe (z.B. werden im Bericht des UN-Generalsekretärs sehr deutlich beim Namen genannt. Hier beobachte ich eine viel größere Offenheit und viel weniger Schönrednerei als auf nationaler Ebene.)

– 2016 haben sich die Attacken gegen malische, französische und MINUSMA-Kräfte mit IED`s, direktem und indirektem Feuer ggb. 2015 verdoppelt. In den Regionen Gao, Kidal, Menaka, Mopti, Segou und Timbuktu sind inzwischen 436 von 2.380 Schulen wegen extremistischer Aktivitäten geschlossen. Den relativ schnell wachsenden asymmetrischen Bedrohungen und dschihadistischen Gruppen ist die Masse der MINUSMA-Kräfte nicht zureichend gewachsen. Die Folge: Immer mehr Eigenschutz und weniger Kräfte zur Auftragserfüllung. In der Bevölkerung wachsen Enttäuschungen über MINUSMA, von der man mehr Sicherheit erwartet hatte.

– Laut Humanitarian Response Plan 2017 brauchen 3,7 Mio. Menschen humanitäre Hilfe. Von den geforderten 293 Mio. $ waren bis zum 22. März erst 8 Mio. $ finanziert.

– Schließlich auch hier das Grundproblem von „Partnerwahl“ und Ownership: Die Regierung ist eher reformunwillig und reichlich korrupt. Dass es in ganz Mali nur 40 Kriminalbeamte gibt, ist kein Zufall. Nicht wenige sind Nutznießer der jetzigen Lage von weder Krieg noch Frieden. Aber: Die Internationale Gemeinschaft kann Ownership nicht ersetzen.

– Verkompliziert wird alles dadurch, dass der westliche Sahel ein regelrechtes Konflikt-Ökosystem ist.

(3) Der deutsche Beitrag zu MINUSMA (Personalobergrenzen 1.000 Soldatinnen und Soldaten, 20 Polizeibeamte) ist von erheblicher Bedeutung:

– Die Aufklärungskomponente befähigt MINUSMA, das Friedensabkommen zu überwachen und Veränderungen in der Konfliktlage wie Bedrohungen für die eigenen Kräfte aufzuklären. Nach MONUSCO in der DR Congo verfügt MINUSMA als zweite UN-Mission mit der deutschen Heron-Drohne über eine eminente Aufklärungsfähigkeit. Ohne sie wäre MINUSMA in weiten Landesteilen blind.

– Von strategischer Bedeutung für den Übergang zu nachhaltiger Sicherheit ist die Unterstützung der MINUSMA-Police mit zzt. 13 deutschen Beamten. Mit Felix Schwarz und Meinolf Schlotmann stellte Deutschland wiederholt den Chef des Stabes. Bedauerlich ist, dass die Polizeihilfe verglichen mit dem Bundeswehrkontingent trotz ihrer großen Bedeutung so wenig öffentliche Aufmerksamkeit findet.

– Hinzu kommen die deutschen Beiträge zur komplementären EU Trainingsmission EUTM (Obergrenze 300 Soldatinnen und Soldaten, Ist 150) und EUCAP Sahel (Leiter, fünf Zivilexperten, drei Polizisten) sowie Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit den Schwerpunkten (a) Dezentralisierung und gute Regierungsführung, (b) Förderung produktiver und nachhaltiger Landwirtschaft, (c) Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Klein- und Mittelstädten. (https://www.giz.de/de/weltweit/334.html )

– Das Zusammenarbeiten und –leben in MINUSMA ist um einiges schwieriger als in der eingespielten Community von NATO-Einsätzen: Die Abstimmungen im UN-Kontext sind kompliziert. Die Bundeswehr-Aufklärer liefern gute Informationen, bleiben oft aber ohne jedes Feedback. Wegen sehr unterschiedlicher Sicherheits- und Hygienebestimmungen ist das Bundeswehrkontingent in Camp Castor gegenüber den anderen Kontingenten abgeschottet.

– In der Reportage „Mission impossible?“ in LOYAL 1/2017 werden Bundeswehrsoldaten zitiert, die in Mali Parallelen zur Entwicklung in Afghanistan sehen (Zunahme terroristischer Gewalt/IED`s, Überdehnung von Kräften, wachsende Enttäuschungen der Bevölkerung)

– Die Landeskundigen berichten übereinstimmend, dass Deutschland in Mali einen besonders guten Ruf habe (DEU war 1960 das erste Land, das das unabhängige Mali anerkannte) – und damit auch besondere Chancen.

(4) Kontext des deutschen UN-Engagements: Mit dem seit vielen Jahren erstmaligen deutschen Kontingenteinsatz bei einer UN-Landmission leistet die Bundesrepublik einen substanziellen und wertvollen Beitrag zur UN-Friedenssicherung.

Nachdem Deutschland wie fast alle anderen „Nord-Länder“ seit vielen Jahren nur minimale personelle Beiträge zur UN-Friedenssicherung leistete und in der Rangfolge der Personalsteller in den 40ern rangierte, macht es jetzt einen Sprung nach oben in die 20er. Wo die zentrifugalen und spalterischen Kräfte weltweit zunehmen, sind Institutionen und Kräfte gemeinsamer globaler Sicherheit mit den Vereinten Nationen an erster Stelle notwendiger denn je.

Anmerkungen:

– EUTM Mali bildete bisher rund 10.000 malische Soldaten aus, zwei Drittel der malischen Armee. Das ist ansehnlich, Gesamtzahlen zu Ausbildungsmaßnahmen sagen aber noch nichts aus über die Sicherheitswirkung. Offen bleibt die Art der Ausbildungsmaßnahmen, was aus den Ausgebildeten wurde, wieweit sie überhaupt bei der Armee blieben.

– Die französische Antiterroroperation „Barkhane“ agiert völlig separat von MINUSMA. Wie bei der Operation Enduring Freedom in Afghanistan stellt sich die Schlüsselfrage nach der Wirksamkeit der militärischen Terrorbekämpfung, ob sie Terrorgruppen schwächt oder im Gegenteil Hass und Gewalt anheizt. Bei OEF wurde die Frage seitens der Regierungen nie konkret beantwortet. Landeskenner berichteten damals überwiegend, dass der Antiterrorkrieg in Afghanistan eher konfliktverschärfend wirkte. Welchen Einblick hat die deutsche Seite und haben die Fachabgeordneten des Bundestages in die Operation „Barkhane“?

– Der deutsche Mali-Einsatz hat sich inzwischen zu einem deutschen Schwerpunkteinsatz in Afrika mit dem inzwischen größten Personaleinsatz und erheblichen Risiken entwickelt.

Umso erstaunlicher ist, dass es über die allwöchentlichen, ereignisorientierten „Unterrichtungen des Parlaments“ (UdP) kein regelmäßiges Berichtsformat der Bundesregierung zum deutschen Mali-Einsatz gibt. Die Quartalsberichte des UN-Generalsekretärs sind wohl umfassend, informativ und recht offen. Ich bezweifle aber, ob diese Berichte für eine seriöse und verantwortliche Lagebewertung durch das deutsche Parlament ausreichen.

Weitere Berichte:

ZIF: #InvestingInPeace – International Day of United Nations Peacekeepers

http://www.zif-berlin.org/de/ueber-zif/nachrichten-aus-dem-zif/detailansicht/article/investinginpeace-international-day-of-united-nations-peacekeepers.html

Berichte der Bundesregierung zu MINUSMA und EUTM:

https://afrika.bmvg.de/afrika-de/einsaetze-ueberblick/minusma

https://afrika.bmvg.de/afrika-de/einsaetze-ueberblick/eutm-mali

Abschied des Führers des 12. Dt. Einsatzkontingents EUTM Mali, des „Erklärbär von Mali“http://www.einsatz.bundeswehr.de/portal/a/einsatzbw/start/aktuelle_einsaetze/!ut/p/z1/hY_NDoIwEITfiC0oFo7UKiEBNII_9GIaaBCDLWkq8eDDW2L0ZtzDJDuz-20WGJyAST52LTedkry3fcUWZxKkZeqFnkfLfYSSlY82xZLOYoThAMd_I8zG6EdFCIpGQGUZ-CcjdqEABqwRTq2kMJMaIU1ntdXcKO0MSpt-Su5a28TpGqiQS4mL559T7jPKMCEZCjFNyG4CXvnIH99dXk9PQ3XhsunFVtXR2xhu6yDP_fYFpW7Mqg!!/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922DTUA0IE50OSCD3GG1

Zur MINUSMA-Police, https://minusma.unmissions.org/en/police

Länderinformationen MALI des Auswärtigen Amtes, http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Laender/Mali.html?nnm=383178

Sieg des Islams und der Gläubigen – Im Sahel droht ein neues „Dschihadistan“, von Winfried Veit, IPG-Journal 30.05.2017, http://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/sieg-des-islams-und-der-glaeubigen-2054/

28.07.2017

An Kontingentführer Deutsches Einsatzkontingent MINUSMA

Sehr geehrter Herr Oberstleutnant P.,    Münster, 28. Juli 2017

mit großer Bestürzung erfuhr ich am Mittwochabend vom Absturz des Tiger-Kampfhub-schraubers der Bundeswehr nordöstlich Gao und dem Tod der beiden Besatzungsmitglieder.

Ich trauere um die Soldaten, die im Einsatz ihr Leben verloren haben. Die Soldaten des Deutschen MINUSMA-Kontingents und von MINUSMA insgesamt haben zwei professionelle und gute Kameraden verloren. Familien in der Heimat haben ihren nächsten Angehörigen verloren. Ihnen drücke ich mein tief empfundenes Mitgefühl und Beileid aus.

Noch am Dienstag berichteten uns in Berlin in der AG „Einsatzrückkehrer und Einsatzfolgen“ des Beirats Innere Führung vier Einsatzrückkehrer von ihrem kürzlichen Einsatz bei MINUSMA und EUTM Mali. Sie machten plastisch deutlich, wie enorm strapaziös die Einsatzbedingungen in Mali sind, wie unverzichtbar aber auch die internationalen Missionen sind, um die Chance des Friedensvertrages zu stabilisieren und einen Rückfall in den offenen Krieg zu verhindern. Und sie berichteten, wie freundlich und dankbar sich die einheimische Bevölkerung gegenüber den MINUSMA-Soldaten und insbesondere den deutschen zeige.

Bei einer Informationsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen zu MINUSMA am 29. Mai, dem International Day of UN-Peacekeepers, betonte eine langjährige zivile UN-Mitarbeiterin, wie besonders wichtig die Hubschrauber seien: Unter ihrem Schutz kämen Konvois viel besser durch kritische Gebiete.

Der Tod der Tiger-Besatzung erinnert uns daran, dass MINUSMA mit 68 durch feindliche Einwirkung Gefallenen und 317 Verwundeten seit Anfang 2016 die gefährlichste UN-Mission weltweit ist.

Die mit Beschluss des Bundestages nach Mali entsandten Frauen und Männer der Bundeswehr verdienen – wie auch die deutschen Polizisten und Entwicklungsexperten – in Deutschland mehr Aufmerksamkeit und hohe Anerkennung. Die Einsatzbelastungen und –risiken bekräftigen Ihren Anspruch auf einen klaren, erfüllbaren und glaubwürdigen Auftrag.

Sehr geehrter Herr Oberstleutnant P., in Dankbarkeit für Ihren Einsatz und in herzlicher Verbundenheit grüßt Sie und Ihre Kameradinnen und Kameraden, Ihr W. N.

06.08.2017

An Oberst B.

Sehr geehrter Herr Oberst B,

für Ihre sehr bewegende, nachdenkliche und ehrliche Rede auf der Trauerfeier für Thomas Müller und Jan Färber danke ich Ihnen von Herzen.  Da Presseberichterstattung zwangsläufig kürzen muss, habe ich mir erlaubt – wie sonst nur bei Besuchen in Einsatzgebieten -, über die Trauerfeier einen Bericht zu verfassen. Die Redeauszüge habe ich dem Live Stream des Hessischen Rundfunks entnommen.

Ihnen, vor allem den Angehörigen und Kameraden wünsche ich viel Kraft! Ich glaube, die Art der Trauerfeier hat über den Tag hinaus bestmöglich Trost und Kraft gespendet.  In herzlicher Verbundenheit, W.N.

06.08.2017

An OTL P., Kommandeur Ktgt DEU MINUSMA

Sehr geehrter Herr Oberstleutnant P.,

sehr geehrte Soldatinnen und Soldaten bei MINUSMA,

am letzten Donnerstag nahm ich in Fritzlar an der Trauerfeier für Stabshauptmann Thomas Müller und Major Jan Färber teil. Da Presseberichterstattung zwangsläufig kürzen muss, habe ich mir erlaubt, über die Trauerfeier einen Bericht zu verfassen. Diesen füge ich Ihnen bei. Er ist auch unter www.nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1488 eingestellt.

Ihnen, vor allem den Angehörigen und Kameraden wünsche ich viel Kraft! Ich glaube, die Art der Trauerfeier hat über den Tag hinaus bestmöglich Trost und Kraft gespendet.

In herzlicher Verbundenheit, W.N.

2017, 28.07. / 04.08.

Hubschrauberabsturz bei MINUSMA in Mali: Bericht von der Trauerfeier in Fritzlar von W. Nachtwei, (Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei )

Am 26. Juli stürzte ein deutscher UNO-Kampfhubschrauber bei einem Aufklärungsflug nordöstlich von Gao ab. Die Besatzungsmitglieder, der 33-jährige Major Jan Färber und der 47-jährige Stabshauptmann Thomas Müller, wurden bei dem Absturz getötet. Hinweise auf Beschuss gibt es bisher nicht. Die Absturzursache – vermutet wird ein technisches Versagen – wird noch ermittelt. Der abgestürzte Tiger-Kampfhubschrauber gehörte zum Helicopter Detachment (290 Soldaten) des deutschen Einsatzkontingents bei MINUSMA, der „Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission“ der UNO in Mali mit insgesamt rund 11.000 Soldaten und 1.600 Polizisten (davon 13 deutsche). Bei der parallelen EU Trainingsmission (EUTM) Mali sind zzt. rund 140 Bundeswehrsoldaten eingesetzt. Heimatverband der insgesamt vier deutschen Tiger-Hubschrauber ist das Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ in Fritzlar/Nordhessen. Das Regiment ist Teil der Division Schnelle Kräfte, der Trägerin der Luftbeweglichkeit des deutschen und niederländischen Heeres (Luftlandebrigade 1, 11. Niederländische Luftmobile Brigade, KSK).

Der MINUSMA-Einsatz der Bundeswehr ist ihr erster Land-Kontingenteinsatz bei einer Friedensmission der Vereinten Nationen und mit ca. 900 Soldatinnen und Soldaten der zweitgrößte Bundeswehreinsatz nach Resolute Support in Afghanistan. (Zu MINUSMA und der deutschen Beteiligung http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1476 )

Mein Bericht von der Trauerfeier im St. Peter Dom in Fritzlar am 3. August

Die Trauerfeier fand im Kaiserlichen Dom St. Peter in Fritzlar statt. Der Dom war mit 500 Trauergästen dicht gefüllt. Zwischen Dom und Rathaus verfolgten viele weitere Soldaten und Zivilpersonen die Trauerfeier auf einer Großleinwand. (Umfassend zur Trauerfeier die „Hessische Niedersächsische Allgemeine“ am 3.8., https://www.hna.de/lokales/fritzlar-homberg/fritzlar-ort45393/absturz-hubschrauber-in-mali-trauerfeier-in-fritzlar-per-video-8561721.html ; Aufzeichnung des Live Streams des Hessischen Rundfunks, 1:34 Std., https://www.youtube.com/watch?v=fGmDQbkGKDk ; Video der HNA, 5:56 Min., https://www.youtube.com/watch?v=GxIygTRa1k8

An den Särgen, bedeckt mit der Bundesdienstflagge und einem Helm, hielten je acht Soldaten die Totenwache. Zwischen ihnen Portraitfotos von Major Jan Färber und Stabshauptmann Thomas Müller. Ca. alle halbe Stunde wechseln die Totenwachen im langsamen Trauermarsch. Den ersten Teil der Trauerfeier bildete ein Ökumenischer Gottesdienst mit Ansprache des Stellvertrenden Leitenden Militärdekan Claus-Jörg Richter. Danach traten Angehörige an die Särge, verweilten dort und legten Blumen auf die Särge. (Eine solche Möglichkeit des Abschiednehmens gab es bei früheren Trauerfeiern für im Einsatz gefallene Soldaten nicht.)

Im zweiten Teil der Trauerfeier die Trauerreden von Verteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen, dem Bürgermeister von Fritzlar, Hartmut Spogat, und dem Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments 36, Oberst Dr. Volker Bauersachs.

Die Ministerin: Jan. F. und Thomas M. seien Soldaten mit Leib und Seele gewesen – Heeresflieger, Piloten, TIGER-Crews. „Wir bleiben zurück: tief traurig, fassungslos, sprachlos und voller Fragen.“

Thomas Müller, 47 Jahre, davon 28 bei der Bundeswehr. In Fritzlar habe er die letzten acht Jahre den TIGER-Flugbetrieb maßgeblich mit aufgebaut. „Er war einer der ersten sechs ausgebildeten TIGER-Piloten, die in dieses Regiment versetzt wurden. Er war auch eine Institution in diesem Regiment: hilfsbereit, verlässlich, besonnen, auch hoch dekoriert. Er war einer, zu dem man gern ging, wenn man Rat brauchte – als Vorgesetzter genauso wie als Kamerad. Einer, der sich immer Zeit nahm. Nicht umsonst war er lange der Sprecher der Vertrauenspersonen im Regiment. Er war der ruhende Pol. Und gleichzeitig ein „Motor“ –mit langem Atem, ganz Triathlet, und immer neuen Ideen. Stabshauptmann Müller war einer der erfahrensten, wenn nicht der erfahrenste TIGER-Pilot der Bundeswehr. Einer von 4 Schwarmführern in der 2. Staffel des Kampfhubschrauber-Regiments 36, gleichzeitig Ausbildungsleiter. Er kannte seinen TIGER in- und auswendig. Zweimal war er schon im Einsatz in Afghanistan, und jetzt Mali.

Genauso Major Jan Färber: TIGER-Pilot mit Leib und Seele. Überaus stolzer Flieger, disziplinierter Soldat, ehrgeiziger Offizier, hoch anerkannt und beliebt im Kameradenkreis, immer wissbegierig und sein Ziel fest im Blick. Er gab immer sein Bestes, immer 100 %. Im Dienst genauso wie im Sport, z.B. beim Kite-Surfen. Mit 18 fing er bei der Bundeswehr an (…). Doch sein großer Traum war immer das Fliegen. Nach dem BWL-Studium in München konnte er ihn Wirklichkeit werden lassen. In Bückeburg durchlief er seine Ausbildung. Und ging dann 2010 als Hubschrauber-Offizier hier nach Fritzlar. Auch Jan Färber war Schwarmführer in der 2. Staffel des Regiments, war auf dem Weg, selbst einmal Verantwortung für eine Staffel zu übernehmen. Auch er war einsatzerfahren, war 2012 in Afghanistan. Jan Färber wurde 33 Jahre alt.“

Der Einsatz für den Frieden in Mali sei gefährlich. Und er sei von hoher Bedeutung – in einem Land, für ein Land, von dem wir nur durch zwei Staaten getrennt seien. Gerade nach vielen Gesprächen, die sie in den vergangenen Tagen in Mali geführt habe – mit politischen Entscheidungsträgern, vor allem mit Soldatinnen und Soldaten des deutschen Kontingents on Gao, sei ihre feste Überzeugung.

„Ich habe den Wunsch und den Willen der Kameraden von Jan Färber und Thomas Müller gespürt, dass dieser Einsatz weitergehen muss. Dass wir alles daransetzen müssen, ihn Schritt für Schritt zum Erfolg zu führen. Ich habe Entschlossenheit und Mut gespürt:   „Lassen Sie uns jetzt nicht im Lager. Führen Sie den Einsatz unserer Heeresflieger weiter.“ Das waren die Worte.

Selbst Sie, liebe Hinterbliebene, haben gesagt: „Die beiden wären in dieser Situation die ersten gewesen, die wieder ins Cockpit gestiegen wären.“

Und ich habe dieses starke Band der Kameradschaft gespürt. In Köln bei der Überführung. In Gao bei unserem Kontingent. In Bamako im MINUSMA-Hauptquartier, über die Grenzen der vielen Nationen, die hier ihren Dienst leisten, hinweg. (…)

Wir haben bewegende Zeichen der Anteilnahme erleben dürfen, auch von unseren malischen Kameraden – deren Minister unsere Toten am Flughafen Bamako posthum mit dem  Verdienstorden der Republik Mali auszeichnete.“ (Die ganze Rede  https://www.bmvg.de/de/aktuelles/verteidigungsministerin-bei-der-trauerfeier-fuer-die-beiden-in-mali-gestorbenen-soldaten-16498 )

Der Bürgermeister: Er erinnert an den Abschiedsappell im März in Fritzlar, wo alle gehofft hätten, dass der Einsatz ohne Verluste bewältigt werden könne. „Es ist anders gekommen.“ Er spricht auch als ehemaliger Angehöriger des Regiments, der zwei Kameraden verloren habe, die er persönlich kannte und schätzte.

Der Regimentskommandeur:

„Sie fehlen als Kamerad, Mensch und Freund. (…) Worte können über den Verlust nicht hinwegtrösten.“ Das Mitgefühl gebe Kraft. Er habe den Eindruck gewonnen, dass die Betreuerteams aus Truppenpsychologen, Militärpfarrern und Soldaten des Regiments Ihnen, den Angehörigen, mittlerweile sehr nahe stehen.

Eine Fülle von Kondolenzschreiben habe ihn aus allen Teilen der Bundeswehr erreicht. Die „Soldatenfamilie“ reiche weit über das Regiment hinaus. „Gemeinsam in Trauer um unsere Gefallenen“ – auch mit den internationalen Verbündeten. Was leite die „Soldatenfamilie“? Die soldatischen Tugenden – Tapferkeit, Mut, Standfestigkeit und Kameradschaft -, der Eid, „Wir dienen Deutschland“. Das hätten Jan und Thomas in vorbildlicher Weise getan.

Sie gaben ihr Leben in einer UN-Friedensmission. Damit Mali nicht im Chaos versinke, engagiere sich die UNO zur Stabilisierung des Landes. Die UNO verfüge über keine eigenen Kräfte und sei auf Unterstützung der Staatengemeinschaft angewiesen. Anfang des Jahres habe man die niederländischen Kameraden im Auftrag abgelöst. Insgesamt bestehe die Soldatenfamilie in Mali aus 57 Staaten.

„Mit einem Mandat des Deutschen Bundestages haben Jan und Thomas dem deutschen Volk treu gedient und dabei alles gegeben. Sie verdienen unseren Respekt. Sie haben in ehrenvollem Auftrag, andere Soldaten am Boden mit den Fähigkeiten des Tigers zu schützen, ihr Leben gegeben. Sie waren sozusagen die Lebensversicherung der Infanteristen, die in den Feuerkampf geraten. Für diesen Auftrag waren sie als eingespieltes Team im Tiger bestens vorbereitet. Beide Kameraden waren fachlich und menschlich hoch angesehene Kameraden unseres Regiments und mit Thomas Müller war der erfahrenste Pilot an Bord.

Was dort am Himmel auch immer passiert ist. Wenn diese Besatzung den Absturz nicht abwenden konnte, dann hätte es keine andere vermocht. Das ist meine klare Botschaft an die, die ohne Kenntnis der Männer sich anmaßen, etwas anderes zu suggerieren.“

Um die beiden etwas vorzustellen und zu zeigen, wie tief sie im Regiment integriert waren und welche Lücke sie hinterlassen, notierte der Kommandeur einige Zeilen aus den Kondolenzbüchern, die in der Kaserne ausliegen: „Zitat: Lieber Tommi, es war mir eine Ehre, Teil deines militärischen Lebens gewesen zu sein. Deinen Angehörigen wünsche ich die nötige Kraft und Gottes Segen. Zitat: Lieber Jan, seit so vielen Jahren gekannt und doch nicht alles gesprochen. So viel gemeinsam erlebt und trotzdem noch Lücken. Und so viel gemeinsam geübt und gelernt und trotzdem nie den ganzen Menschen kennenlernen dürfen. Ich werde dich vermissen. Zitat: Lieber Thomas, ich werde es vermissen, mit Dir zu diskutieren, von Dir zu lernen, mit Dir zu streiten, mit Dir zu üben und mit Dir zu lachen. Ich werde Dich vermissen. Zitat: Lieber Jan, wir fühlen uns so leer, so machtlos. Diese Lücke wird niemand füllen können.

Liebe Familie Müller, liebe Familie Färber, Sie können zu Recht stolz sein auf diese großartigen beiden Menschen.

Ich weiß, es muss hier für einige schwer zu verstehen sein, warum wir uns Soldaten diesen besonderen Gefahren unseres Berufes aussetzen. Es ist unsere Überzeugung als Soldat, bis in letzte Konsequenz füreinander einzustehen. Das bedeutet für uns Kameradschaft. (…)  Mir ist klar, das kann nicht jeder verstehen. Das ist auch schwer, insbesondere für unsere engsten Angehörigen. Auch für meine Frau, die mich heute begleitet, ist das schwer zu verstehen. Ich bin ihr aber unendlich dankbar, dass sie meine Bereitschaft, treu zu dienen, zumindest akzeptiert.“

Beste Grüße richtete der Kommandeur schließlich an den Einsatzverband in Mali.

„Wir sind in Trauer alle vereint. Liebe Familie Müller, liebe Familie Färber, auch Sie bleiben Teil unserer Soldatenfamilie. (…)

Die Trauerfeier im Dom endete mit der Nationalhymne.

Ein Trauerkondukt schloss sich an: An der Spitze im langsamen Trauermarsch Soldaten des Wachbataillons mit fünf großen Kränzen der Familien, der Bundesregierung, des hessischen Ministerpräsidenten, des Regiments. Auf der ersten Kranzschleife die Worte „Den Augen fern – dem Herzen ewig nah – Familie ..“ Jeweils hinter einem Soldat mit dem Ordenskissen des Toten und acht Kameraden des Regiments je acht Soldaten des Wachbataillons, die den Sarg auf den Schultern tragen. Als der zweite Sarg aufgenommen wird, durchbricht ein lautes Weinen das stumme Weinen in der Trauergemeinde. Hinter dem Sarg erst die Geistlichen, dann die Ehefrau, die Lebensgefährtin, die Eltern, Geschwister, Angehörigen, Freunde, Kameraden, sich gegenseitig stützend. Es folgen Ministerin von der Leyen, der hessische Ministerpräsident Bouffier, Generalinspekteur Wieker …

Es sind die erschütterndsten, am tiefsten aufwühlenden Minuten der Trauerfeier, mitgefühlt von Hunderten rechts und links. Auf dem Domplatz werden die Särge in bereitstehende Fahrzeuge geschoben. Nach kurzem Trommelwirbel bläst ein Trompeter das „Lied vom guten Kameraden“.

Nachbemerkungen:

– Im September 2015 hatte die Bundeswehr die letzten beiden Toten in Einsatzgebieten zu beklagen, im Mai 2013 den letzten Gefallenen durch gegnerische Einwirkung (in Afghanistan).

Die große öffentliche Trauerfeier in Fritzlar war die erste für Bundeswehrsoldaten, die bei einem UNO-geführten Einsatz ums Leben gekommen sind. Als im Oktober 2001 Oberstabsarzt Dieter Eißing (33) und acht internationale Kameraden der UNO-Beobachtermission in Georgien durch Beschuss ihres UNOMIG-Hubschraubers ums Leben gekommen waren, vermied die Bundesregierung jede größere Aufmerksamkeit.

– Ganz im Gegensatz zu den Berliner Verhältnissen war die Trauerfeier in Fritzlar bemerkenswert öffentlich und zugänglich, keine Spur von Hochsicherheitstrakt.

– Unter den Trauergästen sah ich erfreulich viele Bundestagsabgeordnete des Verteidigungsausschusses. Ich hoffe, dass dieses Mal auch Angehörige des Auswärtigen Ausschusses an der Trauerfeier teilnahmen. Immerhin liegt bei den Außenpolitikern die Federführung der Auslandseinsätze. (Bei früheren Trauerfeiern war mir die spärliche bis fehlende Teilnahme von Außenpolitikern aufgefallen.)

Bundestagsabgeordnete geben mit ihrer Stimme grünes Licht für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Hier werden sie mit den schärfsten und schmerzhaftesten Konsequenzen der eigenen Entscheidungen konfrontiert. Das bietet die Gelegenheit zu einer Art politischer Gewissensprüfung: Geschieht alles Menschenmögliche, damit der Einsatz auch reale Erfolgschancen hat, dass der Einsatz nicht nur von der guten Absicht, sondern auch von seiner Wirkung her Sinn macht? Ist das Verhältnis von Auftrag, Wirkung einerseits und Kosten, menschlichen Belastungen und Risiken andererseits verantwortbar?

(Vor einigen Wochen erfuhr ich, dass es zum Mali-Einsatz über die wöchentliche „Unterrichtung des Parlaments“ mit seinen Ereignismeldungen hinaus kein regelmäßiges Berichtsformat der Bundesregierung zum deutschen Mali-Engagement gibt.)

– Gerade bei UNO-Einsätzen ist es üblich, von Friedensmissionen zu sprechen. Das ist angemessen und irreführend zugleich. Sie sollen in der Tat „große Gewalt“ verhindern, große Sicherheitsgefahren abwehren und damit Friedensprozesse unterstützen. Frieden schaffen können sie aber keineswegs. Hierfür liegt die Primärverantwortung bei den einheimischen Konfliktparteien und einer politischen Konfliktlösung, die von externen Akteuren nur unterstützt und gefördert, aber nicht stellvertretend erreicht werden kann.

– Eine Grunderfahrung der Krisen- und Friedensengagements der letzten 20 Jahre ist: Keiner schafft es alleine; die Notwendigkeit von Vernetzung und bestmöglichem Zusammenwirken der verschiedenen Ressorts und Akteure für gemeinsame Ziele (vernetzter Ansatz). Die vernetzte Dimension des MINUSMA- und Mali-Einsatzes, das aufeinander Angewiesen-Sein der Soldaten, Polizisten, Diplomaten und Zivilisten kam nicht zur Geltung, von keiner Seite.

– Eine militärische Trauerfeier ist geprägt durch Uniformen, militärische Organisation, Ordnung, eingeübte Exaktheit. Der Rahmen war würdig, im Mittelpunkt stand das persönlich Menschliche, die Artikulation von Trauer, Schmerz, auch Zweifel, das Verbindende, Kraftspendende und das soldatische Selbstverständnis – ohne falsches Pathos, ohne Verklärung des Militärischen, gar des Soldatentodes.

– Der politische Auftrag, der konkrete Einsatzsinn kam zur Sprache, ohne in die Einzelheiten zu gehen oder ihn zu überhöhen. Ob das den Angehörigen und den Kameraden so reichte, ob es überzeugend war oder viel überzeugender sein müsste, weiß ich nicht.

Die Schlüsselfrage, wie MINUSMA die ehrgeizigen Mandatsziele mit unzureichenden Kräften (nur 82% der militärischen, 66% der polizeilichen Sollstärke) und struktureller Überdehnung erreichen soll, konnte nicht bei der Trauerfeier, muss an anderer politischer Stelle thematisiert werden.

06.08.2017

Von Oberst D., nachfolgender Kommandeur DEU Ktgt MINUSMA

Sehr geehrter Herr Nachtweih,
OTL P. hat es als seine letzte traurige Pflicht als Kontingentführer übernommen, die beiden Kameraden mit nach Deutschland zu überführen.
Das tragische Unglück ereignete sich 2 Stunden vor der geplanten Kontingentübergabe von ihm an mich.
Diese Zeremonie haben wir natürlich nicht durchgeführt und OTL P. war dann bis zum Heimflug mit den Opfern noch im Amt.
Ich habe mir erlaubt, Ihnen für Ihr geschätztes Kondolenzschreiben zu danken. Der Brief ist noch unterwegs.
Ich habe unsere Verteidigungsministerin, die uns am vergangenen Sonntag in einer ausgesprochen fürsorglichen und wohltuenden Art und Weise besucht hat, über Ihr herzlichen Kondolenzschreiben, welches das Kontingent erreichte, unterrichtet. Mittlerweile hat uns noch Herr MdB Hellmich im Namen des Ausschuss geschrieben.
Die Trauerfeier wurde von Bw-TV live übertragen und hat hier angesichts der Ansprachen, die dort erhalten wurden nochmals zahlreiche Emotionen ausgelöst.
Ich werde Ihren Bericht darüber gerne dem Kontingent zugänglich machen.
ich danke Ihnen nochmals für Ihre Anteilnahme an unserem Einsatz und Grüße Sie herzlich aus GAO, D.

06.08.2017

Von C. T., Chef vom Dienst ARD Tagesthemen,

Lieber Herr Nachtwei, sehr eindrücklich, was Sie da schreiben. Habe mir mal erlaubt, bei den verschiedenen sozialen Netzwerken, in denen ich aktiv bin, darauf hinzuweisen. Bester Gruß! C. T.

07.08.2017

Von OTL S., Sprecher Mali und VN-Missionen, Einsatzführungskommando

Sehr geehrter Herr Nachtwei,
Danke für ihre mitfühlende und auch aufbauende Mail. Mit großem Interesse habe ich ihre Artikel und ihr Beileidsschreiben auf www.nachtwei.de gelesen.
Es ist richtig: die Missionen EUTM und MINUSMA sind unverzichtbar zur Stabilisierung des Friedensprozesses in Mali. Dafür setzten sich die getöteten Kameraden ein, dafür setzen sich alle Angehörigen von MINUSMA wie EUTM ein, Die Einsatzbedingungen sind strapaziös für die Soldatinnen und Soldaten. Wir wissen aber, das die Bevölkerung mit großen Hoffnungen und Zuversicht auf uns wie auch auf die internationalen Kameradinnen und Kameraden setzt. Das ist ein stetiger Ansporn – über den Tag hinaus.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
S.

07.08.2017

Von W.N. an P. R., GPPi

Lieber P.,

zum Glück gab es in den letzten Jahren keine Gelegenheiten für Trauerfeiern. Bei all denen, die ich seit 2002 miterlebt habe, waren Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses aller meistens spärlich bis gar nicht vertreten (an Ausnahmenerinnere ich mich). Für dieses Mal wage ich keine klare Aussage, weil ich nicht mehr alle kenne, auch nicht beim AA. Aber mir ist auch kein bekanntes Gesicht aufgefallen. Insgesamt ist bei solchen Anlässen die – wenn auch verständliche – Selbstbezogenheit auffällig: nichts von den zivilen und polizeilichen Kollegen/Kameraden, auch in der Regel nichts zu den – oftmals – einheimischen Opfern beim selben Vorfall. Die starke Betonung der deutschen, ja auch internationalen „Soldatenfamilie“ ist da symtomatisch, wenn auch verständlich in einer Situation, wo nach (Zusammen-)Halt und Kraftspendern gesucht wird.

Um diese Selbstbezogenheit zu durchbrechen, schlug ich z.B. nach dem Massakerangriff in Camp Shaheen dem GI per SMS aus dem Zug eine Trauerfeier in Berlin für die „afghanischen Kameraden“ vor. Die Reaktion war nach etlichen Tagen ausweichend.

Hinsichtlich etablierter Gepflogenheiten auf Seiten der UN kenne ich mich nicht aus. Aber auch bei „meiner DGVN“, in deren Vorstand ich bin, dachte ich zuerst an meine eigene Teilnahme, nicht an die des Vorsitzenden. Die Tatsache der ersten öffentlichen Trauerfeier für deutsche Blauhelmsoldaten ging mir auch erst mit Verspätung auf. Das Generalsekretariat hat heute meinen Bericht mit Fotos auf seine Facebookseite eingestellt.

Erfreulich finde ich, aus wievielen Richtungen Reaktionen auf Brief und Bericht eintreffen und wie oft geteilt wurde: aus Mali selbst, von UN-Polizisten, etlichen BW-Angehörigen, AA-Mitarbeitern, Journalisten, Leuten aus der sicherheits- und friedenspolitischen Community, Grün …

Herzliche Grüße, Winni

08.08.2017

Von W.N. an Brigadegeneral B. (vormals bei UNAMA, Kabul)

Sehr geehrter, lieber Herr B.,

am letzten Donnerstag fand in Fritzlar die sehr würdige und bewegende Trauerfeier für die in Mali abgestürzten MINUSMA-Piloten der Bundeswehr statt. Es war zudem die erste öffentliche Trauerfeier für deutsche Blauhelmsoldaten. (Der Tod des Oberstabsarztes Dieter Eißing 2001 in Georgien durch Abschuss war damals, soweit es ging, „unter der Decke gehalten“ worden.)

Da Presseberichterstattung zwangsläufig kürzen muss, habe ich mir erlaubt, über die Trauerfeier in Fritzlar einen Bericht zu verfassen. Von ihr sollten einige Menschen mehr und genauer erfahren als die Trauergemeinde vor Ort, die Leser der Regionalzeitung HNA und die Besucher der Bundeswehrseiten (auch unter www.nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1488 , Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei ) Auf Facebook waren die Reaktionen bisher auffällig „Blasen überschreitend“. Ich glaube, die Trauerfeier gab über den Tag hinaus bestmöglich Trost und Kraft. (…)

Mit besten Grüßen, W. N.

12.08.2017

Von W.N. an Fachleute der SWP

Liebe Frau S., liebe Frau V., lieber Herr K.,

haben Sie vielen Dank für Ihr SWP-Aktuell „Mehr deutsche Blauhelme“, dessen Tenor ich voll unterstütze. Ein weiterer Grund, VN-Friedensmissionen auch praktisch deutlich mehr zu unterstützen, sind die zentrifugalen Trends in den internationalen Beziehungen, wo die Felder gemeinsamen multilateralen Handelns umso wertvoller und wichtiger werden.

Gestatten Sie noch einige Anmerkungen:

– Eine Verschiebung der deutschen Position zu VN-Friedensmissionen zeigt sich auch in den neuen Leitlinien der Bundesregierung „Krisen verhindern (..), Frieden fördern“ (s. meine Stellungnahme).

– Seit langem ein international sehr angesehenes Plus der deutschen VN-Politik ist das VN-Ausbildungszentrum in Hammelburg.

– Auch wenn das BMVg seit Ende 2014 über Leitlinien zu BW und VN-Friedenssicherung verfügt, ist die Abwehrhaltung in BMVg und BW gegenüber VN-Einsätzen noch erheblich. Über MINUSMA gibt es für diese Abwehrhaltung einerseits „Futter“, andererseits aber auch positive und ermutigende Erfahrungen. In der AG „Einsatzrückkehrer und -folgen“ des Beirats Innere Führung haben wir uns zweimal von Soldaten ausführlich über ihre Erfahrungen bei MINUSMA, EUTM Mali und aus Beobachtereinsätzen berichten lassen. Sehr aufschlussreich! Zugleich sind aus den Reihen des DBwV erhebliche Mahnungen zu hören, in Mali würden wieder dieselben Fehler wie in Afghanistan gemacht.

Irritierend ist die Tatsache, dass es zum deutschen Mali-Engagement, immerhin dem neuen deutschen Schwerpunkteinsatz, über die UdP hinaus kein regelmäßiges Berichtsformat der Bundesregierung ggb. dem Bundestag gibt.

– Zum International Day of UN Peacekeepers, der in Gao und Bamako gebührend begangen wurde, übersandten wir (DGVN/ZIF, ich) mehrere Grußworte, die gute Resonanz fanden.

Am letzten Donnerstag fand in Fritzlar die sehr würdige und bewegende Trauerfeier für die in Mali abgestürzten MINUSMA-Piloten der Bundeswehr statt. Es war zudem die erste öffentliche Trauerfeier für deutsche Blauhelmsoldaten. (Der Tod des Oberstabsarztes Dieter Eißing 2001 in Georgien durch Abschuss war damals, soweit es ging, „unter der Decke gehalten“ worden.)

Da Presseberichterstattung zwangsläufig kürzen muss, habe ich mir erlaubt, über die Trauerfeier in Fritzlar einen Bericht zu verfassen. Von ihr sollten einige Menschen mehr und genauer erfahren als die Trauergemeinde vor Ort, die Leser der Regionalzeitung HNA und die Besucher der Bundeswehrseiten (auch unter www.nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1488 , Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei ) Auf Facebook waren die Reaktionen bisher recht vielfältig.

Mit besten Grüßen, Ihr W.N.

19.10.2017

Von W.N. an Herrn K., Leiter Abteilung S im AA

Lieber Herr K.,

herzlichen Glückwunsch zu der Mali-Ausstellung, deren Eröffnung ich gestern miterleben durfte! An eine so ressortgemeinsame Ausstellung aus den Reihen der Bundesregierung kann ich mich kaum erinnern.

Koalitionsverhandlungen sind ein zentrales Fenster der Gelegenheit. 2002 konnte ich das Vorhaben Aktionsplan „Zivile Krisenprävention“ in der Koalitionsvereinbarung verankern. Im Hinblick auf die näher kommende Jamaika-Konstellation will ich im Sinne der neuen Leitlinien wirken und dabei immer noch bestehende persönliche Verbindungen in verschiedene Fraktionen nutzen. Wenn es Ihnen bei all Ihrer Aufgaben- und Termindichte möglich ist, würde ich mich gern mit Ihnen darüber austauschen: Was wäre aus Ihrer Sicht prioritär? Meine Berlinpräsenz ist sehr flexibel.

Mit herzlichen Grüßen, W.N.

 

23.10.2017

Peacekeeping und vernetztes Handeln mit Gesicht: Festakt zum Tag des Peacekeepers

in Berlin von W. Nachtwei

(…)

Wie die vorherigen war auch die diesjährige Feierstunde würdig, stimmungsvoll und ermutigend. Moderiert wurde sie von Dr. Christian Mölling, Stellvertrender Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).

Grußworte sprachen Staatssekretär Gerd Hoofe (BMVg), Rüdiger König (Leiter der Abteilung Stabilisierung im AA) und Staatsekretärin Dr. Emily Haber (BMI).

Die Videobotschaft des VN-Generalsekretärs Antonio M. d. O. Guterres war ein wenig persönliches VN-Werbevideo.

Bewegend und mit langem Beifall bedacht war dann die Lesung des nigerianischen Literatur-Nobelpreisträgers Wole Soyinka. (1986 hatte er als erster Afrikaner den Literatur-Nobelpreis erhalten. Der heute 83-Jährige mit seiner markanten weißen Haarkrone, laut Deutsche Welle „Nigerias unerschrockener Literat“, kritisierte unverblümt viele nigerianische Regierungen und etliche Diktaturen. Seine Friedensinitiativen beim Biafra-Krieg brachten ihm 22 Monate Haft ein. 2017 zerstörte er aus Protest gegen den neuen US-Präsidenten Trump seine Green Card.  http://www.dw.com/de/wole-soyinka-nigerias-unerschrockener-literat/a-18319016 ) (1)

Stellvertretend werden bei den Feiern zum Tag des Peacekeepers jeweils drei Soldaten, Polizisten und Zivilexperten geehrt. Heute waren es

(…)

– Hauptfeldwebel Vanessa Kistner (geb. Bohn), Gebirgsjäger, Mission multidimensionnelle intégrée des Nations Unies pour la stabilisation au Mali (MINUSMA), 1. Halbjahr 2017 Spähtruppführerin (Fennek) und stellv. Zugführerin; Aufgabe: Verdichtung des Lagebilds für die übergeordnete Führung, Bedrohungslage der Zivilbevölkerung. Mit Spähtrupp z.T. fünf Tage im Land unterwegs, um Detailinformationen über Gelände, Wegenetze und Gefährdungslage zu beschaffen, aber auch für Gespräche mit einheimischer Bevölkerung und Ältesten; „Auge und Ohr der Missionsleitung“.

(MINUSMA ist der größte Bundeswehreinsatz mit – heute – 1010 Soldatinnen und Soldaten, plus 142 bei EUTM Mali. Vgl. Friedenssicherung durch die VN in Mali und deutscher Beitrag zu MINUSMA: http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1476  Bei MINUSMA arbeiten zzt. auch vier deutsche zivile Experten.)

– Stabsunteroffizier Sascha Budde, MINUSMA, bis Mai 2017, Waffenmechaniker für das schwere MG.50 im Transporthubschrauber NH90 in Gao, Truppführer der Bordsicherungssoldaten im vorausfliegenden Begleitschutzhubschrauber.

– Polizeihauptmeister Jürgen Schindler, UNPOL MINUSMA, Feb. 2016 bis Mai 2017 Leiter Einsatz und stellv. Regionalkommandeur im HQ MINUSMA Gao.

(Zzt. 16 deutsche Polizeibeamte bei MINUSMA)

– Polizeioberrat Niels Zimmermann, MINUSMA, Nov. 2015 bis Sep. 2016, Einsatzreferent bei der Aus- und Fortbildung der Formed Police Units (Einsatzhundertschaften) der UN Police.

In einem 10-minütigen Film stellen die neun Peacekeeper ihre Motivation, ihre Aufgaben, Einsatzbedingungen und zentralen Erfahrungen vor, unterlegt mit Szenen aus dem Missionsalltag und landestypischer oder „kraftvoller“ Musik.

Zu Einsatzbedingungen:

In Mali Extremtemperaturen, höchste bei 73° C, im Schatten 45-53° C; Sandstürme, wo Sand durch alle Ritzen geht; Unterkunftscontainer mit Bett, Kühlschrank und – am wichtigsten – Klimaanlage; ein Polizist erlebte in seiner Zeit Anschlag im benachbarten Supercamp, auf den Straßen gingen fast täglich Minen hoch, „keine ungefährliche Situation“.

Besondere Erfahrungen:

– Das Arbeiten mit Kameraden anderer Länder (Mali)

– Gastfreundschaft und große Dankbarkeit (Libanon)

– Gefühle von Freude über Angst, Heimweh, aber auch die Emotion, mit diesen unterschiedlichen Menschen zusammen zu sein (Mali)

– Bewegt habe die Soldatin, als unterwegs „ein kleines Mädchen meine Hand nahm und sagte, ihr macht so eine tolle Arbeit, ihr dürft nie wieder weg gehen.“ (Mali)

– Bei Dienstreisen in entferntere Gebiete erlebt, wie UNPOL die malische Polizei begleitete und der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit gab. (Mali)

– Man versucht, was zu bewegen, Stück Sicherheit reinzubringen, vielleicht nur Tropfen auf den heißen Stein mit einem Trupp, aber vielleicht was Wirkung für die Gegend.

Persönliches:

– Zeit im Libanon für die Familie sicher schwieriger als für einen selbst. Aber man hatte regelmäßigen Kontakt, habe es gut überstanden. (Libanon)

– „Mein Einsatz in Mali war eine Lebenserfahrung, die ich in keiner Weise missen möchte und die mir gezeigt hat, wie gut wir in Deutschland leben und wie wichtig es ist, anderen Nationen zu ermöglichen, denselben Standard zu erreichen.“

– „Besonders stolz und glücklich bin ich für die Unterstützung meiner Familie in der Zeit, wo ich in Mali war. Und das ist jetzt an euch gerichtet: Ich möchte mich von tiefem Herzen bedanken, dass ihr so viel Vertrauen in mich gehabt habt und unterstützt habt und dass ich diese Erfahrung in Mali sammeln durfte. Vielen Dank!“ (Mali)

– „Ich schätze kleine Sachen viel mehr, bin reifer geworden, innerlich gefestigt; weiß auch jetzt, wohin ich will und was ich machen will. Ja, das haben die Auslandseinsätze bei mir bewirkt.“ (Mali)

01.11.2017

Von E.H., Staatssekretär im BMI

Sehr geehrter Herr Nachtwei,

haben Sie vielen Dank für Ihre mail und die anliegenden Artikel. Sie haben ja recht mit dem Hinweis auf die fehlenden Minister – es war aber ein Sonderfall. Und es stimmt, was Sie schreiben: das Verständnis in der Innenpolitik für die Bedeutung auswärtiger Polizeimissionen hat sich eindeutig verschoben. Ich habe jetzt im BMI seit etwa einandhalb Jahren den früher hier rountinemäßig und kritisch benutzten Ausdruck  „Fremdverwendung“ (Subtext: nachrangig, nicht förderfähig) nicht mehr gehört. Ich glaube, dass wir nicht nur die peacekeeper ehren sollten, sondern auch erreichen müssen, dass sich diese Verwendungen in der Karriere positiv auswirken (können). Und wir brauchen einen festen Pool und einen Prozess, der den Aufwuchs determiniert….

Herzlichst Ihre E.H.

14.11.2017

Von N.Z., beim Tag des Peacekeepers geehrter Polizist

Lieber Herr Nachtwei,

vielen Dank für Ihre sehr aufmerksame Mail und die Übersendung der Fotos. Ich war zum einem sehr überrascht über die Ehrung, aber natürlich besonders erfreut. Insbesondere meiner Frau hat die Veranstaltung sehr gefallen. Ich denke schon, dass über solche Zeichen auch bei den Familien deutlich wird, welchen Stellewert der Einsatz Ihrer Angehörigen in fernen Ländern hat.

Mich bedrücken hier zwei Angelegenheiten, mit denen wir als Polizisten wohl auf Dauer leben müssen:

Leider gibt es immer noch Probleme der Akzeptanz der Einsätze bei Kollegen und Vorgesetzten. Dieses ist nicht immer direkt durch behinderndes Verhalten spürbar. Vielmehr sind es die „im Spaß“ gemeinten Bemerkungen, die man immer wieder in Nebensätzen hört. So wie „im Ausland sind ja eh alle gut“, „Wie war der Urlaub in Mali denn so?“ oder „Auf welcher Bank liegen denn nun die Millionen?“. Das kann schon ziemlich an den Nerven ziehen und sorgt in der Regel dafür, dass sich viele Auslandsgänger direkt wieder in eine Auslandsverwendung bewerben.

Dazu kommt aber genauso – und das war insbesondere in Mali spürbar – die Mediendominanz der Bundeswehr. Ich versteh sehr gut, dass durch das wesentlich größere Engagement der Bw diese auch einen prominenten Platz in der Berichterstattung erhalten. Alleine in Mali war das Verhältnis 750 Soldaten zu 20 Polizisten (30 wäre die maximale Kontingentstärke von EU/UN gewesen, die bisher nie erreicht wurde). Aber dafür leben und arbeiten Polizisten in wesentlich anderen Verhältnissen: meistens nicht in Camps, sondern zur Miete und damit vergleichsweise schutzlos, ohne deutschen Arzt, ohne deutsches Essen, ohne gesicherte Unterkunft und ohne sauberes Wasser sowie dann bleiben sie meistens drei bis vier Mal so lange wie Soldaten im Einsatzgebiet.

Lieber Herr Nachtwei,

ich bedanke mich auch bei Ihnen, dass Sie sich schon seit so langer Zeit so intensiv dafür einsetzen und den deutschen Polizisten eine Stimme geben. Wir haben uns übrigens bereits im Kosovo getroffen. Ich war damals Angehöriger des German Support Teams in Pristina von Mai 2003 bis Mai 2004 (siehe Anlage). Denn deutsche Polizeiarbeit ist ein wertvoller Einsatz für Friedensmissionen, der weltweit sehr geschätzt wird. Wir symbolisieren die zivile Unterstützung beim Wiederaufbau, mit zivilen Methoden und als Bürgerpolizei, die das Gegenüber ernst nimmt und nicht von oben herab behandelt. Selbst dann, wenn aufgrund der Gefahren ein robuster Schutz zwingend notwendig ist.

Vielleicht sehen wir uns ja spätestens am 7./8. Februar 2017 beim Behördenspiegel in Berlin. Herr Wehe bat mich dort einen Vortrag zu halten. Ansonsten wünsche ich Ihnen derweil ein gutes Restjahr 2017!

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin. Im Auftrag N. Z.

2017, November

MALI & DEUTSCHLAND – Partner für Frieden und Stabilisierung, Ausstellung im Lichthof des Auswärtigen Amts bis 30. November 2017 von W. Nachtwei

(Fotos unter www.facebook.com/winfried.nachtwei )

Am 18. Oktober 2017, fünf Tage vor der Feier zum Tag des Peacekeepers in Berlin, wurde die Ausstellung „MALI & Deutschland – Partner für Frieden und Stabilisierung“ im Lichthof des Auswärtigen Amtes eröffnet. Zu den vielen Gästen sprachen Dr. Patricia Flor, Leiterin der Abteilung Internationale Ordnung, VN und Rüstungskontrolle im Auswärtigen Amt, sowie dem stellvertretenden Botschafter der Republik Mali in Berlin, Méhidi Diakité. Erfreulich und überfällig ist, dass deutsches Krisenengagement in dieser Ausstellung ressortübergreifend dargestellt wird.

„Mali ist seit mehr als 1.000 Jahren kulturelles und wissenschaftliches Zentrum der Region und spielt auch beim Handel eine zentrale Rolle. Als Kernland der Sahelzone ist Mali geostrategisch wichtig für Stabilität, Frieden und Entwicklung in der gesamten Region. Bedroht wird die Stabilität des Binnenlandes Mali durch zahlreiche grenzüberschreitende Herausforderungen. (…)

Deutschland und Mali verbindet eine langjährige und enge Zusammenarbeit. Als erster Staat erkannte Deutschland Malis Unabhängigkeit im Jahre 1960 an. Das Telegramm des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, durch das die Anerkennung Malis und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen erfolgten, ist Gegenstand der Ausstellung und vermittelt den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck vom Handwerkszeug der Diplomatie. In den Jahren und Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit hat Deutschland das Land in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung begleitet und, insbesondere seit 2012, sein Engagement stetig ausgebaut.

Die Ausstellung widmet sich den zentralen Aspekten deutschen Engagements im Rahmen des Friedens- und Stabilisierungsprozesses in Mali. Die Projekte vor Ort reichen von Versöhnungsvorhaben über Kleinwaffenkontrolle bis hin zu Maßnahmen zum Kulturerhalt.

Mit den Projekten zur Unterstützung des Friedens- und Stabilisierungsprozesses – das Versöhnungsvorhaben – hilft Deutschland bei der Implementierung des Abkommens über Frieden und Aussöhnung. Erfahren Sie, in welchen Bereichen und auf welchen Ebenen wir gemeinsam mit unseren malischen Partnern an der Umsetzung arbeiten.

Ein zentraler Aspekt zur Stabilisierung Malis ist die Unterstützung bei der Befähigung zu eigener Krisenprävention und -bewältigung sowie zur Friedenskonsolidierung. Deutschland unterstützt unter anderem die UN-Blauhelmmission Mission MINUSMA, die EU-Ausbildungsmission EUTM sowie die zivile Ausbildungsmission EUCAP Sahel in Mali.

Die Ausstellung umfasst darüber hinaus das im Kulturerhalt-Programm der Bundesregierung laufende Projekt zur Rettung der Handschriften von Timbuktu und gewährt Einblicke in die Maßnahmen, Ziele und Erfolge dieses Vorhabens. Die jahrhundertealten Timbuktu-Manuskripte, von denen wir einzelne in der Ausstellung präsentieren können, gehören zu den wichtigsten Sammlungen an schriftlichen Zeugnissen der westafrikanischen literarischen Tradition.

Diese und andere Themen werden in unserer Ausstellung anschaulich aufbereitet, um Ihnen einen detaillierten Einblick in außenpolitische Instrumente der Bundesregierung am Beispiel der deutsch-malischen Kooperation zu gewähren.“ (https://www.auswaertiges-amt.de/DE/AAmt/ZuGastimAA/Ausstellungen/171004_Mali/Ausstellung_text.html?nn=352220 )

Auswärtiges Amt und Verteidigungsministerium wollen die besondere Partnerschaft zwischen Deutschland und Mali mit der

Ausstellung „Mali und Deutschland: Partner für Frieden und Stabilisierung

würdigen. Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, Berlin,

  1. Oktober bis 30. November 2017, Mo-Fr 10.00-19.00 Uhr

Die Ausstellung gibt einen Überblick und teilweise vertiefte Einblicke in die deutsch-malische Zusammenarbeit, insbesondere das politische, zivile, militärische und polizeiliche Engagement Deutschlands in und für Mali.

Ausführlich berichtet das Verteidigungsministerium über die Ausstellung und die Eröffnung: https://www.bmvg.de/de/aktuelles/mali-und-deutschland—eine-besondere-beziehung-19160 .

Weitere Beiträge zu Mali, zu UN in Mali (MINUSMA) und UN-Friedenssicherung

– Vorm „Tag des Peacekeepers 2017“: Staatsaufbau in Chaos und Krieg, z.B. Libyen: 25 Lehren des dt. UN-Peace Pioneers Martin Kobler nach zwei Jahren als VN-Sondergesandter in Libyen, 8. Oktober 2017, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1500

Stärkung des VN-Peacekeeping: Übergabe von Bundeswehrfähigkeiten an VN-USG Lacroix, 08.09.2017 , http://frieden-sichern.dgvn.de/meldung/staerkung-des-un-peacekeeping-uebergabe-von-bundeswehrfaehigkeiten-an-un-untergeneralsekretaer-lacroix/

Festakt zum Tag des Peacekeepers am 23. Oktober 2017 in Berlin am Vorabend des Tages der Vereinten Nationen und des 369. Jahrestages des Westfälischen Friedens, 27.09.2017, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1497

– Drei aktuelle friedenspolitische Beiträge: Zivile Krisenprävention (W. Nachtwei), deutsches Engagement in internationalen Konflikten (A. Wieland-Karimi), die Notwendigkeit von MINUSMA (M. Hauenstein), 01.09.2017, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1492

– Hubschrauberabsturz bei MINUSMA in Mali: Bericht von der Trauerfeier in Fritzlar und Beileidsschreiben zum Tod der deutschen Blauhelme, 4.08.2017, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1488

International Day of UN Peacekeepers in Gao und Berlin: Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen in Mali – Deutschlands Beitrag zu MINUSMA, 5. Juni 2017, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1476 , Fotos auf www.facebool.com/winfried.nachtwei

– International Day of UN Peacekeepers 29. Mai 2017 – Zum Beispiel MINUSMA/Mali – Offizielle Feierstunde zum Peacekeeper-Tag in Deutschland leider auf den Herbst verschoben, 26. Mai 2017, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1474

Wegweiser zur Geschichte: Mali, im Auftrag des Zentrums Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, hrsg. Von Martin Hofbauer und Philipp Münch, Paderborn 2016, http://www.mgfa.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/meumalizweiteauflageinternet.pdf?PHPSESSID=5c119851a11ec2cf6add5c028ece4ffa

2018/Juni

Keine Floskel, sondern Praxis: Einsatz für den Frieden – gemeinsam. Feierstunde zum Tag des Peacekeepers am in Berlin, von W. Nachtwei

(…)

In einer Gesprächsrunde stellt Dieter Wehe, Vorsitzender der Bund-Länder-AG Internationale Polizeimissionen und ehemaliger Inspekteur der Polizei NRW, die neun Peacekeeper vor, die heute stellvertretend geehrt werden und von „ihren“ Staatssekretären anschließend eine Glasskulptur zum Tag des Peacekeepers 2018 überreicht bekommen:

(…)

Martina Störmer, Polizeihauptkommissarin, 2017/18 MINUSMA: Polizei NRW, Bereitschaftspolizei, seit 2014 Zugtruppführerin; bei MINUSMA/UN Police in Gao zunächst Officer im Regional Joint Operation Center, dann Deputy Patrol Team Leader.

(…)

2019, August

Truppenbesuch der AG „Einsatzrückkehrer und Einsatzfolgen“ im Beirat Innere Führung bei der Luftlandebrigade 1 in Zweibrücken

Gesprächsrunde Innere Führung, Einsatz und Einsatznachbereitung in der Praxis in der Truppe mit KpChefs, KpFw, Angehörige PSN (auch Sozialdienst der Bw, Militärseelsorge):

– Vorstellungsrunde: aktuell Einsatzerfahrene vor allem Mali, auch Irak, Afghanistan, Truppenpsychologen, Sozialdienst, Militärpfarrer

– Ein  KpFw: Herausfordernd in Mali war vor allem das Klima, immer gleich heiß, bei Regenzeit noch schlimmer. Wenn nicht im Einsatz, dann war man im Container. Das war dann eine eigene Lebenswelt. Die Kommunikationswege waren dadurch erschwert. Da war es schwierig, die Männer einmal am Tag an einem Punkt zu haben.

– Ein Major: Von Juni bis September bei EUTM Mali zur Zeit der dortigen Sommerferien. Sechs Wochen Lehrgänge waren angesetzt, die Mali`s waren aber nicht da. Als es Aufträge gab, hatten auch die eigenen Soldaten keinen Bock mehr. Im Irak lief Ausbildung nur von 7.00 Uhr bis 11.00. Sehr ungleiche Belastungen.

Zur Verlegung ins Einsatzgebiet und zurück: Nicht zu wissen, wann man rauskomme – gruselig. Das habe auch Folgen für Familien. Ein Olt: Am Montag kam kurzfristig die Nachricht, dass am Dienstag doch kein Abflug – massiver Unmut. Ein OStFw: Für Mali kein Visum nötig. Aber die Verlegung war problematisch. Plötzlich stand keine Maschine zur Verfügung. Also zivil über Istanbul nach Gao. In einem Fall 25 Männer mit zweimotoriger Propellermaschine und drei Zwischenstopps (Tunesien, Algerien) nach Mali. Wegen der Hitze zugleich geringere Zulast. In der Weise wurde ein ganzer Zug nach Mali transportiert. Ergebnis: Zweieinhalb Wochen Verspätung. „In Friedenszeiten bekommt man es nicht hin, von A nach B zu fliegen.“

– Ein Militärpfarrer: Vier Tage brauchte es, um aus Mali rauszufliegen. Einen ganzen Tag wurde erzählt, eine A400M sei unterwegs. Über einen Kameraden erfuhr er, dass das gar nicht stimmte. Als Soldat mache man sowas mit. Aber wie soll man das der Familie erklären? 2017 gab es Verzögerungen um vier Wochen.

– Ein Truppenpsychologe: Die Bw habe inzwischen reagiert. Die zivile Verbindung über Bamako funktioniere inzwischen ganz gut.

– Ein Militärpfarrer: Viele im Einsatz, die zu Hause kleine und sehr kleine Kinder haben. Bei Mangelfunktionen gebe es weniger Rücksicht auf familiäre Verhältnisse.

– Ein Militärpfarrer: Lob dem San-Zentrum. Moderatoren gebe es fast nur auf Honorarbasis. Da seien persönliche Netzwerke wichtig.

Zu Präventivkuren: Sechs Monate habe man Zeit, sich für eine zu entscheiden. Aus Infanteriezügen gebe es die geringste Inanspruchnahme (10%).

– Ein Militärpfarrer: Fachberatungsseminare für Geschädigte mit Angehörigen seien sehr hilfreich.

Aus dem Beirat: Sind aus den jüngeren Einsätzen (insbesondere Afrika) spezifische Belastungen erkennbar?

Ein Major: In Mali und Irak habe man mehr Zeit für sich. Frau und Kinder spielen da eine größere Rolle. In Afghanistan standen die Gefechte an erster Stelle. Jetzt habe man auch mehr Zeit, sich mit Nachbarn anzulegen. Kein Feind außerhalb. „Feind“ jetzt mehr innerhalb. Manche hätten sich dabei richtig verhakt. Deshalb seien auch einige Personalmaßnahmen nötig geworden. In Mali gebe es eine andere Bedrohungslage und viele eher abstrakte Aufgaben. Jeder suche sich Komfortzonen, es gebe Unverständnis, Missmut. In Kunduz war Feindesland. In Mali gebe es mehr Erklärungsbedarf. Mit anderen Bildern im Kopf sei man hingekommen.

– Aus dem Beirat: Laut ISAF-Langzeitstudie wurde die Rückkehr in den Heimatdienst als besonders belastend empfunden. Jetzt? Runde: Ja. Das sei weiter so. Die „Rückkehr“ brauche vier bis sechs Wochen. Für Lessons Learned fehle die Zeit. (…)

2020/21

Deutsche Akteure für Krisenprävention, Friedenssicherung/-förderung und Humanitäre Hilfe in Mali – Materialien zur Kommunikation des deutschen Engagements (staatliche + nichtstaatliche Akteure) in Mali, von W. Nachtwei (19 S.)

Vorbemerkung

(a) Die Kommunikation von Krisenengagements, insbesondere ihrer zivilen Dimension, wird stark beeinträchtigt durch etliche Wettbewerbsnachteile im ständigen Kampf um Aufmerk-samkeit: ihre Komplexität, Langwierigkeit und ihrer schwer erkennbare Wirksamkeit; die Konkurrenz sich häufender Krisen; das Unspektakuläre und der fehlende Streitfaktor der zivilen Krisenprävention. Aber: Bei vielen Live-Veranstaltungen zu internationalen Krisenen-gagements habe ich erlebt, dass dieses Politikfeld sehr wohl rüberkommt und zünden kann.  Die Frage ist:

  • Wie können diejenigen besser erreicht werden, die eigentlich hierzu Bescheid wissen sollten, und diejenigen, die grundsätzlich aufgeschlossen und interessiert sind?

(b) Die folgende Zusammenstellung skizziert die deutsche Akteurs-Landschaft in/zu Mali im Handlungsfeld der Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dabei sind Informationen nur zur Kommunikation in Richtung deutsche Öffentlichkeit zusammengestellt (relevant für mehr oder weniger Akzeptanz in der deutschen Gesellschaft), nicht zur

– Kommunikation im Einsatzland Richtung Bevölkerung + verschiedener Akteuren angesichts massiver Propagandakampagnen z.B. seitens China (sehr relevant für die Einsatzwirkung)

– Kommunikation innerhalb der zivilen und militärischen Einsatzkräfte (zentral für die Einsatzmotivation, Sinnfrage)

– Kommunikation im internationalen Umfeld gegenüber Verbündeten und Partnern.

(…)

Deutsche Polizisten, Soldaten, Zivilexperten bei den multinationalen Friedenseinsätzen MINUSMA, EUTM und EUCAP Mali

ZIF-Schwerpunkt Mali: neun ZIF-kompakt, Links zu den sechs internationalen Einsätzen in der Sahel-Region, https://www.zif-berlin.org/de/analyse-und-informationen/aktuelle-informationen-zu-friedenseinsaetzen/afrika/mali.html

Polizisten von Bund und Ländern

Seit Juli 2013 bei MINUSMA zunächst bis zehn, zzt. 12, mehrfach Chef des Stabes; seit Januar 2015 bei EUCAP, zzt. 0.

Internationale Polizeimissionen der Bundespolizei“ zu den Mandatsgebern, Leitlinien, Missionsbeteiligungen, aktuelle Weltkarte mit den Einsatzstärken (nichts zu Mali speziell), https://www.bundespolizei.de/Web/DE/03Unsere-Aufgaben/04Internationale-Aufgaben/polizeimissionen.htmlInternationale%20Polizeimissionen%20der%20Bundespolizei

Bericht über das deutsche Engagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in Internationalen Polizeimissionen 2017 (zur MINUSMA-Beteiligung S. 8), 13.12.2018 (Drs. 19/6540), https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/065/1906540.pdf ; Bundestagsdebatte zum Bericht am 06.06.2019, https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw23-de-polizeimissionen-643302

(Darüber hinaus ist auf Bundesebene keine mediale Öffentlichkeitsarbeit zu erkennen, anders bei einzelnen Bundesländern, z.B. NRW: https://polizei.nrw/artikel/internationale-polizeimissionen )

Jährliche Feierstunden des BMI für polizeiliche Einsatzrückkehrer

– Feierstunde am 07.09.2016 mit Rede von KOR Felix Schwarz, Chief of Staff der MINUSMA Police (hervorragende + packende Rede eines Praktikers, leider nicht veröffentlicht)

– Feierstunde am 06.11.2019 für aus Auslandsverwendungen zurückgekehrte Polizistinnen und Polizisten der Jahre 2018 und 2019 & 30 Jahre deutsche Beteiligung an Friedensmissio-nen, 25 Jahre Bund-Länder-Beteiligung an mandatierten Friedensmissionen und Bund-Länder-AG „IPM“, http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1608 ,

– Regelmäßig Vorstellung + Ehrung von Mali-Rückkehrern bei Feierstunden zum „Tag des Peacekeepers“, z.B. 2016, 2017, 2018  DGVN-Veranstaltung zu MINUSMA 2017,   http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1476

NRW

– „Was bleibt nach 15 Monaten Auslandsmission in Mali?“ von Guido Henn/Mönchen-gladbach; Rückblick auf seinen MINUSMA-Einsatz anlässlich der Feierstunde des BMI für polizeiliche Einsatzrückkehrer in Berlin, https://polizei.nrw/artikel/was-bleibt-nach-15-monaten-auslandsmission-in-mali

– Gespräch mit einer MINUSMA-Rückkehrerin bei der Feierstunde „25 Jahre Internationale Polizeimissionen NRW“ am 02.10.2019  im Haus der Geschichte Bonn,

http://nachtwei.de/index.php?module=articles&func=display&aid=1605

Soldaten der Bundeswehr

Seit 2013, zzt. bis 1.100 bei MINUSMA

„Ziel der Mission ist die Sicherung des Friedens in Mali. Die Schwerpunkte des Einsatzes sind, dafür zu sorgen, dass die Waffenruhe eingehalten und das Abkommen für Frieden und Aussöhnung umgesetzt werden. Eine weitere Kernaufgabe sind daher auch vertrauensbildende Maßnahmen zwischen den Konfliktparteien wie etwa der Austausch von Verbindungsoffizieren.

Der UN-Einsatz in Mali unterstützt den politischen Dialog im Land, die Sicherheit und Stabilisierung sowie den Schutz von Zivilpersonen. Die malischen Behörden bleiben hauptverantwortlich für den Schutz der Bevölkerung vor drohender körperlicher Gewalt und Kriminalität. Außerdem wird das Wiederherstellen der staatlichen Autorität im gesamten Land, der Wiederaufbau des malischen Sicherheitssektors, der Schutz der Menschenrechte sowie die humanitäre Hilfe gefördert.“  https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/minusma-bundeswehr-un-einsatz-mali

Einsatzkräfte und –räume: Vor allem in Gao mit Aufklärungskräften und Patrouillen sowie im VN-Hauptquartier in Bamako. Flyer Stand Januar 2020: https://www.bundeswehr.de/resource/blob/54076/20df078036f1612b59403074b33f0d68/die-bundeswehr-in-afrika-bei-minusma-data.pdf

Seit 2013 bis zu 350 Soldaten bei EUTM

Beratung und Ausbildung der malischen Streitkräfte vor allem im Koloukori Training Center, Flyer Stand Januar 2020, https://www.bundeswehr.de/resource/blob/54236/a3a2d01c3379ec3c583b5115f84a73a3/die-bundeswehr-in-afrika-bei-eu-einsatz-in-mali-data.pdf

Aktuelle Lage in den Einsatzgebieten der Bundeswehr: Unterrichtungen der Öffentlichkeit, BMVg, (wöchentlich), https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/aktuelle-lage-einsatz-bundeswehr

Unterrichtungen des Parlaments über die Auslandseinsätze der Bundeswehr (UdP), BMVg Abteilung Strategie und Einsatz, wöchentlich an die MdB der Fachausschüsse, VS – Nur für den Dienstgebrauch (zeitweilig auch mit Maßnahmen der anderen Ressorts)

„Ich bin im EINsatz in Mali“ – MINUSMA und EUTM: Portraits von 68 Soldatinnen und Soldaten und zwei Hunden : Was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? (Sehr anschaulich, informativ, persönlich, differenziertes Einsatzbild), https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/ich-bin-im-einsatz/ich-bin-im-einsatz-in-mali

Youtube: „MALI – Folge uns in den Einsatz“, Bundeswehr Exclusive, 29 Videos ab 16.10.2017, https://www.youtube.com/playlist?list=PL0nyHde37tIZ5ZqdL9UTwXEXv4PFcINIa

Bei den alljährlichen „Tag des Peacekeepers“-Feierstunden von AA, BMVg und BMI regelmäßig Vorstellung und Ehrung von Mali-Rückkehrern (2014, 2015. 2016, 2017, 2018, 2019), Berichte auf www.nachtwei.de

(Anm.: Von Mali-Rückkehrern wird immer wieder bemängelt, dass es an einem klaren Narrativ der militärischen Einsätze fehle. Was sind die konkreteren Ziele des Einsatzes, was soll erreicht werden, dass es für die Einheimischen überzeugend ist und für die Soldaten Sinn macht? Was sagt der Patrouillenführer dem Dorfältesten? Da hätte es einen kohärenten Sprechzettel oder eine Taschenkarte gebraucht. Dazu gab es aber nichts aus Berlin oder Potsdam. Das musste die taktische Ebene vor Ort hinkriegen.)

Zivilexperten bei MINUSMA: zzt. 12. Zum Beispiel Melanie Hauenstein, seit 2005 für die VN tätig: DR Kongo, Sudan, Leiterin des Stabilisierungsprogramms von MINUSMA in Gao und Leiterin des Regionalbüros in Mopti, zzt. New York und Mitglied im Beirat Zivile Krisenprävention. („Riskant, aber richtig“, Gastbeitrag in der ZEIT 26.01.2017, https://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/mali-bundeswehreinsatz-verlaengerung-mandat-sicherheit-terrorismus )

Erfahrungen mit Besuchen deutscher Journalisten in Mali: Diese kommen fast nur mit Delegationsreisen in Begleitung von Bundesministern nach Mali. In Gao besuchen die Delegationen nur das Dt. MINUSMA-Kontingent in Camp Castor, in  Bamako gibt es auch politische Kontakte. In Briefings wird immer auch das zivile Engagement dargestellt und das zivil-militärische Zusammenwirken im vernetzten Ansatz betont. Das scheint bei den journalistischen Besuchern bzw. ihren Redaktionen aber kaum zu interessieren. Die Berichterstattung in den deutschen Medien bleibt auf den militärischen Einsatz beschränkt. So wird das verkürzte Bild von Kriseneinsätzen = Militäreinsätzen und die notorische Nichtbeachtung des zivilen Engagements  perpetuiert.  

17.06.2020

Textsammlung „Von Deutschland unterstütztes ziviles Engagement in Mali“

(8 Seiten)

(1) im Lagebericht der Bundesregierung vom 25.03.2020

(2) im MINUSMA-Antrag vom 06.05.2020

(3) im FDP-Antrag „Vorausschauende humanitäre Hilfe für die Sahel-Zone“

(4) in den AfD-Anträgen zum Abzug aus MINUSMA und EUTM Mali

(5) in vier Bundestagsdebatten zu EUTM Mali + MINUSMA und 32 Reden am 13. und 29. Mai 2020

(…)

2021, März

Zur Medienresonanzanalyse: Deutsches Engagement für Stabilisierung, Entwicklung, Friedensförderung in Mali, Schlüsselereignisse und Schlüsselprojekte (insbesondere zivile Dimension) (6 Seiten) von W. Nachtwei

Vorbemerkung

Bisher konnte ich die folgenden (potenziellen) Schlüsselereignisse und Schlüsselprojekte ermitteln, von denen einige Stoff für eine Medienresonanzanalyse liefern (könnten). Beim zivilen Engagement auf den Feldern Stabilisierung und Entwicklungszusammenarbeit sind naturgemäß viel seltener Schlüsselereignisse zu finden. Deshalb ist es sinnvoll, ergänzend auch Schlüsselprojekte in den Blick zu nehmen.

Beim zivilen Engagement sollte die zivile GSVP-Mission EUCAP Sahel Mali nicht übersehen werden, die für einen Stabilisierungsprozess von strategischer Bedeutung ist.

Spannend werden kann die Ankündigung eines „Civilian Surge“ beim G5 Sahel Gipfel im letzten Februar mit seiner Fortsetzung am 19. März. (s.u.)  (….)

2022, Juli

Kommunikation als strategische Herausforderung – Medienresonanzanalyse zum deutschen Engagement in Mali,  https://beirat-zivile-krisenpraevention.org/publikation/kommunikation-als-strategische-herausforderung/

Autor:innen

Extern

Stephan Becker-Sonnenschein, mfm – Menschen für Medien

Peter Blechschmid, mfm – Menschen für Medien

Isabella Pfaff, mfm – Menschen für Medien

Prof. Dr. Joachim Trebbe, Freie Universität Berlin

In Mali engagiert sich Deutschland mit außen- und sicherheitspolitischen, entwicklungspolitischen sowie friedensfördernden Maßnahmen. Seit dem Ende des internationalen militärischen Engagements in Afghanistan 2021 ist der Sahelstaat der wichtigste Einsatzort der deutschen Bundeswehr. Dennoch wird in den Medien vergleichsweise wenig darüber berichtet und in der deutschen Öffentlichkeit sind die vielfältigen Aktivitäten der Ressorts und zivilgesellschaftlicher Akteure in Mali kaum bekannt. Auf Regierungsebene werden vor allem Terrorismusbekämpfung und die Regelung von Migration als sicher­heitspolitische Interessen von Deutschland und der EU in Mali benannt. Diese Aspekte dürften nicht zuletzt für die Zustimmung des Bundestags zur fortgesetzten Beteiligung der Bundeswehr am UN-Einsatz MINUSMA ausschlaggebend gewesen sein.

Die vorliegende Studie untersucht, wie sich die bisherigen Kommunikationsmaßnahmen der Bundesregierung zum deutschen Engagement in Mali in deutschen Printmedien niederschlagen und ob die von der Bundesregierung bzw. den einzelnen Bundesministerien beabsichtigten Kernbotschaften aufgegriffen wurden. Dazu erhebt die Studie anhand von ausgewählten Schlüsselereignissen aus den Jahren 2013 bis 2020 thematisch dazu veröffentliche Artikel. Außerdem analysiert sie die Kernbotschaften und gibt Empfehlungen für zukünftige gemeinsame Kommunikationsmaßnahmen der Bundesregierung.

2023, Dezember

Was lässt sich wie mit wem erreichen? Erfahrungen aus Afghanistan, Mali und Niger – Heidelberger Forum zur Friedensethik an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft FEST

Prof. Dr. Georg Klute (Ethnologie Afrikas): „Die Konfliktkonstellation und politische Situation in Mali und Niger“

Drei Thesen:

  1. Mali ist ein Staat in der Sahara-Sahel Region, der zu klein und zugleich zu groß ist, um mit den heutigen Herausforderungen fertig zu werden.

– Zu klein, um allein die Kräfte und Bewegungen, die insbesondere seit der Jahrtausendwende von außen nach Mali dringen, zu bewältigen: (Illegaler) grenzüberschreitender Handel (…);

internationale Goldsucher (…); zunehmender Einfluss globaler Strömungen der islamischen Welt (Salafismus) in Mali (…); Rückkehr malischer Tuareg aus Libyen (…); ausländische Mächte (…).

– Zu groß, um interne Verschiedenheiten und Unterschiede zu integrieren. Lange, kaum kontrollierbare Grenzen, zumeist in der Vollwüste: 7.243km Landesgrenzen, davon 1.376km mit Algerien, 2.237km mit Mauretanien, 821km mit Niger, 1.000km mit Burkina Faso.

35 Sprachen (Ethnologue zählt 80), davon sind 13 Amtssprachen + Französisch als Arbeitssprache. Die Sprachen gehören drei großen Sprachfamilien an: Niger-Kongo, Nilo-Saharanisch, Afro-Asiatisch. Die Sprachgrenzen entsprechen – cum grano salis – den ethnischen Grenzen. Lebensweisen und Mentalitäten unterscheiden sich vergleichsweise

stark zwischen Nord und Süd.

  1. Entgegen einer bis 2012 verbreiteten Vorstellung, ist Mali kein „demokratischer Musterknabe“ gewesen, sondern seine nachkoloniale Geschichte seit 1960 ist stärker von Allein- oder Militärherrschaft und gewaltsamen Konflikten geprägt als von den relativ kurzen demokratischen und friedvollen Phasen. Das gilt im Übrigen auch für seine

vorkoloniale Geschichte, die ebenso friedlich / gewaltsam gewesen ist wie die in anderen Teilen der Welt. (…)

  1. Die Literatur befasst sich mehr mit den – vielfältigen – Ursachen von Gewalt und Krieg als mit möglichen „Wegen zum Frieden“. Lassen sich aus der jüngeren Geschichte Malis,

namentlich aus dem Bürgerkrieg der 1990er Jahre, Lehren zur Beendigung von Gewalt und Krieg in Mali ziehen? (…)

Christian Klatt (FES Mali): „Was ließ sich wie mit wem erreichen? Erfahrungen aus Mali“

(Die Beiträge der Konsultation werden in der Publikationsreihe des Heidelberger Forum zur Friedensethik veröffentlicht. https://heidelberger-forum-friedensethik.de/zyklus-1 )

Translate »