25 Jahren KFOR: UNSER DANK an 85.000 deutsche KFOR-Soldatinnen und Soldaten für gelungene Kriegsverhütung

Am 12. Juni jährte sich im Auftrag des UN-Sicherheitsrates der Einmarsch von 50.000 KFOR-Soldaten, darunter 5.000 aus Deutschand in das Kosovo.

DANKSCHREIBEN von

Monsignore Reinhold Bartmann, Militärgeneralvikar

Rolf Clement, Journalist

Karin Evers-Meyer, ehem. MdB

Winfried Nachtwei, ehem. MdB

Reinhold Robbe, ehem. MdB u. Wehrbeauftragter

Hans-Christian Witthauer, Oberst d.R., Vorstand der Bayer. Verwaltungsschule

Andre Wüstner, Oberst i.G., Bundesvorsitzender DBwV

AN FÜHRER DES DEUTSCHEN KFOR-KONTINGENTS

Herrn Oberst i.G. Sascha Mies, Kosovo, Per E-Mail, Berlin, den 10. Juni 2024

Großleistung 25 Jahre KFOR

Sehr geehrter Herr Oberst Mies,

am 12. Juni 2024 jährt sich zum 25. Mal der Einmarsch der KFOR-Truppen in das Kosovo mit rund 50.000 Soldaten aus mehr als 40 Nationen, davon knapp 5.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Damit ist der bis heute anhaltende KFOR-Einsatz der längste Auslandseinsatz der Bundeswehr. Seit vielen Jahren ist der KFOR-Einsatz in Deutschland weitgehend „vergessen“. Völlig zu Unrecht!

Gestatten Sie, dass wir uns aus diesem Anlass an Sie und das deutsche KFOR-Kontingent wenden. Wir sind Mitglieder des Beirats für Innere Führung des Bundesministers der Verteidigung und haben den deutschen Kosovoeinsatz von Anfang an persönlich aus politischer, militärischer, seelsorgerlicher und journalistischer Perspektive miterlebt und intensiv begleitet.

Gestützt auf die Resolution Nr. 1244 des VN-Sicherheitsrates vom 10. Juni 1999 stimmte der Deutsche Bundestag am 11. Juni dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen KFOR-Beteiligung mit der überwältigenden Mehrheit von 505 bei 24 Gegenstimme und 11 Enthaltungen zu.

Erstmalig in der Geschichte der Bundeswehr rückten deutsche Kampftruppen in voller Gefechtsbereitschaft – die Task Force Prizren mit 33 Leopard-Panzern und 32 Schützen-panzern Marder – in ein Kriegsgebiet ein, um zuvor vereinbarte Friedensregelungen abzusichern und gegebenenfalls die serbischen Kräfte militärisch dazu zu zwingen. Ungewiss war, ob das Schweigen der Waffen erkämpft werden musste.

Auf der Vormarschstrecke stießen die Soldaten auf völlig zerstörte und verlassene Dörfer, auf die Spuren von Greueltaten und Massengräber. Während die serbischen bewaffnete Kräfte insgesamt vertragsgemäß abzogen, begleitet von einem Exodus serbischer Fachkräfte, wurden die KFOR-Truppen von der kosovoalbanischen Bevölkerung mit Jubel begrüßt. Über den ursprünglichen Auftrag hinaus musste KFOR aus dem Stand auch die Organisation öffentlicher Dienstleistungen übernehmen und serbische und andere Minderheiten vor Racheakten schützen. Die SPIEGEL-Korrespondentin Susanne Koelbl beobachtete einen „glühenden Eifer der Soldaten, die in diesem Chaos virtuos improvisierten und einen beeindruckenden Balanceakt zwischen Sensibilität und Stärke demonstrierten.“

Der militärische Kernauftrag von KFOR – Absicherung des Friedensabkommens, ein sicheres Umfeld für die Flüchtlingsrückkehr und Stabilisierung – wurde verlässlich durchgesetzt. Gestoppt wurde die in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Balkan grassierende Kriegsseuche. Damals bestand die realistische Furcht vor weiteren kriegerischen Flächenbränden. Mit Unterstützung von KFOR konnte in den Jahren 2000 und 2001 im Presevo-Tal und in Mazedonien ein Wiederaufflammen von Kriegsgewalt verhindert werden.

Nach den Märzunruhen 2004 gelang es u.a. dem 9. Deutschen KFOR-Kontingents, die Lage wieder zu stabilisieren, die KFOR-Fähigkeiten gegenüber gewalttätigen Demonstrationen zu verbessern und Vertrauen zurückzugewinnen.

Dass bis heute im Kosovo nicht landesweit ein nachhaltig stabiler Frieden erreicht werden konnte, lag außerhalb der Wirkungsmöglichkeiten von KFOR. Die gewalttätigen Zwischenfälle im Mai und September 2023, bei denen mehr als 90 NATO-Soldaten zum Teil schwer verwundet und ein kosovarischer Polizist getötet wurden, offenbarten das durch die geopolitische Polarisierung beförderte Risikopotenzial im Kosovo. Sie bewiesen, wie unverzichtbar KFOR bleibt und wie notwendig die gerade erfolgte Verstärkung des deutschen KFOR-Kontingents um eine Einsatzkompanie ist.

Die Bundeswehr war an der Langstreckenleistung kollektiver Gewalt- und Kriegsverhinderung durch KFOR verlässlich, führend und vorbildlich beteiligt. Über 84.500 deutsche KFOR-Soldatinnen und Soldaten haben zusammen mit Kameraden vieler anderer Nationen Rückfälle in den Krieg verhindert und eine Grundstabilität gefördert. Sie taten das mit hohem Einsatz, Professionalität, Entschiedenheit und Klugheit. Sie haben damit Menschenleben gerettet, die Rückkehr von Hunderttausenden Vertriebenen ermöglicht und menschliches Leid gemindert.

27 Bundeswehrsoldaten verloren während des Einsatzes im Kosovo ihr Leben, niemand durch feindliche Einwirkung. Etliche tragen noch heute an seelischen Verwundungen, die sie vor allem in der Anfangsphase des Einsatzes erlitten hatten.

Die Soldatinnen und Soldaten von 65 deutschen KFOR-Kontingenten haben sich um die Menschen im Kosovo und Westbalkan, um Frieden und Sicherheit in Europa in hohem Maße verdient gemacht. Die KFOR-Veteranen können stolz auf ihren Einsatz sein.

Der deutsche KFOR-Einsatz geriet im Laufe der Jahre in den Schatten jeweils aktuellerer Großeinsätze, Konflikte und Kriege – und für weite Teile der Gesellschaft in Vergessenheit.

Umso mehr gilt: Die deutschen KFOR-Veteranen verdienen Aufmerksamkeit, hohe Anerkennung und herzlichen Dank für ihren persönlichen und erfolgreichen Einsatz: von Seiten der politischen Auftraggeber, aber auch der Gesellschaft insgesamt. Ihre Leistungen sind beispielhaft und ein Eckstein der bundeswehreigenen Tradition.

Sehr geehrter Herr Oberst M.,

wir wünschen den Soldatinnen und Soldaten des deutschen KFOR-Kontingents einen erfolgreichen Einsatz, dem Einsatzland Fortschritte bei der politischen Konfliktlösung und Ihnen allen persönlich alles Soldatenglück und wohlbehaltene Rückkehr in die Heimat.

Wir grüßen Sie in herzlicher Verbundenheit, Ihr

(Winfried Nachtwei)                                                      gez. Reinhold Bartmann

gez. Rolf Clement                                                          gez. Karin Evers-Meyer

gez. Reinhold Robbe                                                      gez. Hans-Cristian Witthauer

gez. André Wüstner

Das Schreiben auch auf Augen geradeaus , Link im Artikel “ Kosovo: Nach 25 Jahren der längste Auslandseinsatz der Bundeswehr“ (12. Juni), https://augengeradeaus.net/2024/06/kosovo-nach-25-jahren-der-laengste-auslandseinsatz-der-bundeswehr/

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