Seit über drei Jahren russischer Terrorkrieg gegen die Ukraine, zunehmendes Wegsehen hierzulande. Wer Frieden will, muss aber HINSEHEN.
Ukraine-Tage Juni 2025 in Münster: Eröffnung der Ausstellung „War up close“ und meine Rede, Winfried Nachtwei, Juni 2025, ( www.domainhafen.org , Fotos auf www.facebook.com/winfried.nachtwei )
Am 10. Juni wurde in der Bürgerhalle der Bezirksregierung Münster die Ausstellung „War up close“ („Krieg hautnah“) des „VR MUSEUM OF WAR IN UKRAINE“ eröffnet. Veranstalter der bis zum 20. Juni laufenden Ausstellung ist der Verein „You are. Ukraine-Hilfe aus aller Welt. UAre“.
An den Ausstellungstafeln Plakate mit den Fotos zerstörter Gebäude und Straßenzüge: Chernihiv – Hotel Ukraine, Kharkiv – Saltivka, Bucha – Kyiv Region und viele mehr, jeweils mit QR-Code „Watch in 360°“. Mit Virtual reality Brillen können Besucher:innen in die krass andere Umwelt der Kriegszerstörungen in der Ukraine wechseln, regelrecht eintauchen. Man blickt hoch zu aufgerissenen Wohnhochhäusern oder steht auf einem Kinderspielplatz, der gespickt ist mit Granatensplittern – ist mittendrin in den Zerstörungen des russischen Angriffskrieges. ( https://war.city/vr )
Olga Stromberger, die Gründerin und Vorsitzende von UAre, führt durch die Veranstaltung, stellt die Redner und die Sängerin vor. Sie weist darauf hin, dass die VR-Bilder „nur“ die physischen Zerstörungen zeigen nicht die menschlichen Opfer, Hinterbliebenen, entführten Kinder. Olga bringt den Anwesenden mit ihren Worten den Schmerz, die Verzweiflung der Bombardierten und Vertriebenen, aber auch ihren Zusammenhalt ganz nahe.
Regierungspräsident Andreas Bothe beginnt mit einem Rückblick auf die Geschichte der Kriegsfotografie, die Mitte des 19. Jahrhunderts während des Krimkrieges entstand und sofort manipulativ war, nur idealisiertes Soldatenleben abbildete, Tod, Verwundungen und Seuchen unsichtbar ließ. Alle Kriege danach waren zugleich Medienkriege. Ikonen der Kriegsfoto-grafie wie „Raising the Flag on Iwo Jima“ vom 23. Februar 1945 oder die Hissung der Sowjetfahne auf dem Reichstag am 2. Mai 1945 waren Inszenierungen von soldatischem Heldentum. Das Foto der neunjährigen Kim Phuc, die am 8. Juni 1972 in Südvietnam nackt vor einem Napalm-Angriff floh, oder die Fotos der nackten irakischen Gefangenen im Abu Ghraib Gefängnis bei Bagdad im Irakkrieg der USA 2003 machten Kriegsgrausamkeiten weltweit sichtbar.
Die Wirklichkeit des Krieges gegen die Ukraine lasse keinen Raum für Deals. Die Ausstellung sei beunruhigend und notwendig.
Meine Rede (Vorbemerkung: Ergänzungen ggb. dem gesprochenen Wort kursiv)
„Guten Nachmittag, meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
herzlichen Dank, dass Sie zur Ausstellung „War up close“ („Krieg hautnah“) gekommen sind. Ihnen, Herr Regierungspräsident Bothe, herzlichen Dank für ihre aufklärende Rede, Ihre Gastfreundschaft für diese Ausstellung und überhaupt die umfassende Unterstützung der Bezirksregierung für die Ukraine-Flüchtlingshilfe in den Städten und Kreisen.
Charkiw, zweitgrößte Stadt der Ukraine, Industrie- und Kulturmetropole, zu Kriegsbeginn mit ungefähr so vielen Einwohnern wie München. Heute eine ganzseitige Reportage von Juri Larin aus Charkiw in der taz mit der Schlagzeile „Nacht des Horrors in Charkiw“:
„Dutzende zerstörte Häuser, Bildungseinrichtungen, Betriebe sowie Rettungskräfte, die schon den dritten Tag verzweifelt und mit letzter Kraft sechs verschütteten Arbeitern einer Fabrik suchen. (…) Es ist der massivste Beschuss der ostukrainischen Großstadt seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg am 24. Februar 2022. In der Nacht zum vergangenen Samstag werden innerhalb von nur zwei Stunden 48 Shaheed-Drohnen (ein Sprengkopf zwischen 50 und 90 kg), vier gelenkte Flugbomben mit einem Gewicht von je 250 kg und ein Marschflug-körper mit mehreren Hundert kg Sprengstoff auf Charkiw abgeschossen. „Die Charkiwerin Anna Gin schrieb auf Facebook: „In der Nacht war die Hölle. Wir haben in drei Jahren in Charkiw schon einiges erlebt, aber an so einen Horror kann sich niemand erinnern. Mehrere Stunden lang flog, pfiff, summte und explodierte alles gleichzeitig. Häuser bebten, auf Parkplätzen ging Alarm los, überall brachen Brände aus. Das Dröhnen war so laut, dass selbst absolut taube Menschen es aufgrund der starken Vibrationen gehört haben. Schwarzer Rauch hängt noch immer über der Stadt. Als ich nachts im Flur saß, habe ich zu Gott gebetet, dass es schnell und ohne Leiden über die Bühne geht. Am besten alle auf einmal samt ihren Haustieren.“ ( https://taz.de/Krieg-in-der-Ukraine/!6093343/ Weiteres zur Kriegsgeschichte von Charkiw im ANHANG)
Solche Nachrichten aus der Ukraine sind jedes Mal seelische Messerstiche für die ukrainischen Mitbürgerinnen und Mitbürger unter uns.
Solche Nachrichten werden im Westen, in Deutschland immer weniger wahrgenommen. Wegsehen dominiert. Mahnwachen, Proteste, von Deutschen, von Friedensgruppen gegen die täglichen Terrorangriffe auf die ukrainische Zivilbevölkerung, unsere europäischen Nachbarn? Dröhnende Stille.
Wer Frieden in Europa will, muss aber HINSEHEN:
Wahrnehmen, dass sich in der Ukraine keine Halbwüchsigen prügeln, sondern dass dort ein russischer Angriffskrieg wütet, systematisch die Zivilbevölkerung terrorisiert – sehen Sie die parallellaufenden Bilder der zerfetzten Wohnblöcke, das sind keine Fehlschüsse, das hat System -, laufend Kriegsverbrechen begeht und auf die Vernichtung der ukrainischen Selbstbestimmung, Identität, Kultur, Geschichte, Sprache zielt. Das erinnert an die 1930er Jahre, als unter dem Stalinismus fast die ganze ukrainische künstlerische Intelligenz ermordet wurde. (Dazu Victoria Amelina, Blick auf Frauen den Krieg im Blick, 2025, nach Franziska Davies, Vor den Augen der Welt, SZ 10.06.2025)
Wer Frieden in Europa will, muss wahrnehmen,
dass der russische Präsident das großrussische Imperium wiederherstellen und das demokratische Europa spalten und schwächen will. In Polen, im Baltikum, in Skandinavien sind die kollektiven Erfahrungen mit der Hitler-Stalin-Kumpanei gegen Polen und das Baltikum, mit dem sowjetischen Winterkrieg gegen Finnland und Jahrzehnten sowjetischer Okkupationen eingebrannt – und die aktuellen Befürchtungen besonders groß: Dass nach einem russischen Sieg über die Ukraine, z.B. in Gestalt eines „Kapitulationsfriedens“, die Gefahr einer nächsten russischen Aggression ganz und gar nicht unwahrscheinlich wäre.
In seiner Schrift „Wenn Russland siegt“ hat Carlo Masala das Szenario einer relativ begrenzten russische Spezialoperation gegen Narwa, die östlichste Stadt Estlands, zum „Schutz“ des großen russischstämmigen Bevölkerungsanteils entwickelt. Die Feststellung des Bündnisfalles in der NATO scheitert, weil die USA und südeuropäische Staaten wegen Narva „nicht den 3. Weltkrieg“ riskieren wollen. So zerbricht die NATO. Ich habe das Buch gelesen. Sein Szenario ist erschreckend realistisch!
Deshalb geht uns – unserer Zukunft wegen – der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hautnah an!
Weitsicht: Worte eines fürchterlich erfahrenen Mannes, der europäische Geschichte seit den 1930er Jahren hellwach erlebt, durchlitten und erforscht hat: Margers Vestermanis aus Riga, Holocaust-Überlebender, Historiker mit enzyklopädischem Gedächtnis, fast 100 Jahre alt, enger Freund seit mehr als 30 Jahren. Mit ihm trafen in Riga viele Besuchergruppen aus Westfalen zusammen, die dort die Spuren der nach Riga deportierten jüdische Nachbarn aufnahmen.
Der ehemalige Ghetto- und KZ-Häftling, dann Partisan wurde am 9. Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Anfang Mai telefonierten wir. Seine Worte:
Beim Kampf gegen Hitler sei Russland für Juden im damaligen Lettland die große Hoffnung gewesen. Jetzt sei Russland der Feind, der Feind Europas. Ganz Europa werde in der Ukraine angegriffen. Wenn wir bloß nationale Interessen verteidigen würden, werde Russland weitere Aggressionen anzetteln. Mit Plakaten und Demonstrationen sei wenig geholfen. Es gehe um die Verteidigung Europas, militärischen Widerstand! Dazu sei aber Europa nicht bereit. Das sei dramatisch! Verbreitet seien Verdrängung und Wunschdenken. Es sei wie am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, als viele nicht sehen und kämpfe wollten. Dass man das am Lebensende erleben müsse, dass die Fehler sich wiederholen, dass die Urenkel da ihr Leben beginnen – eine abscheuliche Zeit!
Ich werde Margers von dieser Ausstellung des HINSEHENS berichten, von den vielen Veranstaltungen der Ukraine-Tage rund um die 7. Deutsch-Ukrainische kommunale Partnerschaftskonferenz am 16. bis 18. Juni in Münster. Das wird ihn nicht von seiner erfahrungsbegründeten, elementaren Sorge befreien. Aber dass Menschen hinsehen, sich zusammentun, anpacken, sich helfen in kommunalen Partnerschaften (inzwischen 250), das sind Lichtblicke in der Düsternis, begründete Hoffnungen.“
Zwischen und nach den Redebeiträgen singt Maria Akhrameshina, die nach Kriegsbeginn aus Zaporizhzhia floh und in Osnabrück lebt, ukrainische Lieder, darunter das bekannte Klagelied. Direkt neben ihr zeigt ein Video Bilder zerstörter ukrainischer Wohngebiete. Umgeben von der fürchterlichen Wirklichkeit ihrer Heimat bewegen ihre Lieder mit ihrer Leidenschaft, ihrem Schmerz, ihrer Liebe und Lebenskraft zutiefst.
ANHANG zu CHARKIW
Auf www.facebook.com/winfried.nachtwei
02.06.2024, SCHAUT AUF CHARKIW! (5) Hier zur Reportage „Über uns die Bomben“ von Cathrin Kahlweit in der SZ vom 24. Mai: Über eine Bevölkerung, die physisch und psychisch um ihr Überleben kämpft. Unter einem täglichen Raketen- und Gleitbombenterror von jenseits der Grenze, gegen den sich die ukrainischen Streitkräfte trotz ihres „naturgegebenen Rechts der Selbstverteidigung“ (UNO-Charta) nicht verteidigen konnten und durften. Weitere Beiträge zu Charkiw „Schaut auf Charkiw- seit 27 Monaten unter Beschuss, jetzt schutzlos gegen Gleitbomben von jenseits der Grenze“ auf
29.05.2024, SCHAUT AUF CHARKIW (4), GENAUER HINSEHEN, was für eine Stadt im Visier der russischen Raketen und Gleitbomben ist. Heute der Freiheitsplatz, einer der größten Plätze Europas. Das 1928 vollendete Gebäude der staatlichen Industrie „Derschprom“, daneben die 1805 eröffnete Karasin-Universität, an der Metro-Station gleich drei Universitäten. Auf Bild Nr. 5 und 6 (mit der 2014 gestürzten Leninstatue) Blick über den Freiheitsplatzes nach Süden auf das Gebäude von Stadt- und Gebietsparlament, das am 1.3.2022 von einem Marschflugkörper zerstört wurde. Die Metropole und ihre immer noch über eine Million Einwohner sind den russischen Luftangriffen wehrlos ausgeliefert, weil die Angriffe von jenseits der nahen russischen Grenze starten und die ukrainischen Streitkräfte nicht mit westlichen Waffen gegen die Terrorstützpunkte vorgehen dürfen. Auch das ist eine Art verweigerter Nothilfe, die nach dem Geist des Völkerrechts eigentlich geboten ist.
27.05.2024, Charkiw, die Industrie- und Kulturmetropole von der Größe Münchens, 1.600 km nah an Berlin, erlebt täglich Terrorangriffe: Gleitbombe gegen Baumarkt zur besten Einkaufszeit, Zerstörung der größten Druckerei der Ukraine mit 50.000 Büchern, Bombardierung eines beliebten Stadtparks im Zentrum. Wegen westlicher Zögerlichkeit und Langsamkeit fehlt es an Luftverteidigungssystemen. BSW, AfD, Die Linke und die Mehreit der ehemaligen Friedensbewegung fordern Einstellung aller Waffenlieferungen, also Verweigerung von Nothilfe für Überfallene, die aus der Stadt vertrieben werden sollen. Proteste gegen den russischen Staatsterrorismus auf deutschen Straßen? Keine Spur! SCHAUT AUF CHARKIW! (3)
16.05.2024, „SCHAUT AUF CHARKIW (2) – zweitgrößte Stadt der Ukraine, Industrie- und Kulturmetropole, jetzt schutzlos gegen Gleitbomben von jenseits der Grenze„: Hintergrundinfos auf www.domainhafen.org FÜR Hinsehen statt WEGSEHEN. Fotos: a) Sehr treffender Kommentar von Dominic Johnson, Leiter Auslandsressort der taz; b) Terrorangriffe gegen Zivilbevölkerung; c) ISW-Karte Brennpunkte in der Region Charkiw 15. Mai; d)/e) ISW-Karten zu den russischen Angriffsoptionen aus dem sicheren Hinterland; f) Angriffe auf die Lebensadern der Ukraine; g) Aus den ersten Tagen des russischen Großangriffs.
28.04.2024, An diejenigen, die Waffenlieferungen zur Unterstützung der ukrainischen Selbstverteidigung ablehnen: SCHAUT AUF CHARKIW, zweitgrößte Stadt der Ukraine, Einwohnerzahl vorm Krieg wie München, seit 26 Monaten unter Beschuss, jetzt unter Dauerfeuer. Mehr dazu in Kürze auf www.domaninhafen.org . Vernichtungsangriffe gegen die Lebensadern der Ukraine: Radio + TV, Energieversorgung: Zerstörung des Fernsehturms, Zerstörung von Kraftwerken, z.B. Trypilska durch 11 Hyperschallraketen gleichzeitig, von denen die ersten sieben zerstört werden konnten – dann gab es keine Abwehrraketen mehr. 1941-43 tobten im Rahmen des deutschen Angriffskrieges vier Schlachten mit Hunderttausenden Toten. Wie kann man da gerade aus Deutschland zur Solidaritätsverweigerung aufrufen!?
Auf meiner Übergangs-Website https://domainhafen.org/2024/05/16/schaut-auf-charkiw-seit-27-monaten-unter-beschuss-jetzt-schutzlos-gegen-gleitbomben-von-jenseits-der-grenze/
SCHAUT AUF CHARKIW! Sammlung von Texten. Seit 27 Monaten unter Beschuss, jetzt schutzlos gegen Gleitbomben von jenseits der Grenze, 02.06.2024:
– „Was auf dem Spiel steht – Charkiw steht unter Beschuss. Kaum ein Ort in der Ukraine symbolisierte so sehr das Ineinander, Miteinander und Gegeneinander europäischer Geschichte. Eine Erinnerung“ von Cathrin Kahlweit, SZ 01.03.2022
– Über uns die Bomben – Charkiw, das bedeutet Theater im Bunker, Schule in Metrostationen, Essen, Feiern und Arbeiten, wo Putins Raketen im Idealfall nicht hinreichen. Vom Leben im Untergrund und der Frage, wie sich der Wahnsinn des Krieges aushalten lässt“ von Cathrin Kahlweit, SZ 24.05.2024,
– Russlands Angriffe auf Charkiw: Ein Zentrum der ukrainischen Kultur ist in Gefahr. „Dieses Bauwerk ist Jazz, gegossen in Beton“ – Expedition in eine Stadt, die einmal die Zukunft war, von Thomas Avenarius, 28.05.2024,
– „Schaut auf Charkiw, nicht auf Malmö. Wir interessieren uns zu sehr für den Nahostkonflikt und zu wenig für die Ukraine. Putin schafft derweil Fakten. (Dominic Johnson, taz 13.05.2024,
– „Charkiw unter Dauerfeuer – Seit Wochen greift Russland die ostukrainische Stadt an. Jüngstes Beispiel: der zerstörte Fernsehturm. Hinzu kommen Befürchtungen vor einer Invasion.“, Juri Larin taz 23.04.2024
– „Die vierte Schlacht – Charkiw im Nordosten der Ukraine steht unter Beschuss. Erinnerungen an vergangene Kriege prägen die Millionenmetropole – und die vielen Studierenden aus aller Welt, die jetzt wie die alteingesessenen Bewohner um ihr Leben bangen müssen“, Thomas Gerlach taz 07.03.2022,
Deutscher Angriffs- und Vernichtungskrieg im Raum Charkiw (Charkow) Oktober 1941 – August 1943: Vier Schlachten, Massenmorde hinter der Front
Mit Beginn des deutschen Angriffskrieges gegen die Sowjetunion bahnte die Heeresgruppe Süd der Wehrmacht mit 1 Millionen Soldaten dem deutschen Vernichtungskrieg auf dem Boden der Ukraine den Weg. Die Wehrmacht besetzte am 24. Oktober 1941 Charkiw (1. Schlacht von Charkiw). Auf Befehl von Generalleutnant Alfred von Puttkamer wurde an 14. Dezember ein Judenghetto eingerichtet, aus dem täglich 250-300 jüdische Gefangene in die Schlucht von Drobyzkyi Jar gebracht und dort vom Sonderkommando SK 4a unter Paul Blobel erschossen wurden. Insgesamt sollen in der Schlucht 16.000 Menschen ermordet worden sein. Schon die Ereignismeldung UdSSR Nr. 132 vom 12.11.1941 meldete, das SK 4a habe bisher 55.432 Exekutionen durchgeführt. Der „Hungerpolitik“ der deutschen Besatzer fielen in Charkiw allein im Winter 1941/1942 mindestens 12.000 Menschen zum Opfer.
Charkiw-Kessel im Mai 1942 (2. Schlacht von Charkiw): Offensive der Roten Armee zur Rückeroberung von Charkiw mit 765.000 Soldaten, Einkesselung durch die 17. Armee der Wehrmacht von Süden und der 6. Armee von Norden, die Rote Armee verlor 29 Divisionen, 170.000 Rotarmisten fielen oder gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, über 100.000 werden verwundet. Das Oberkommando der Wehrmacht meldete 240.000 Gefangene.
3. Schlacht um Charkiw im Februar / März 1943: Nach erneuter Rückeroberung durch die Rote Armee erneute Eroberung durch die Wehrmacht.
Im August 1943 in der 4. Schlacht von Charkiw die endgültige Rückeroberung durch die Rote Armee.
Insgesamt verhungerten in Charkiw während der deutschen Besatzung mindestens 30.000 Menschen, in der gesamt Oblast Charkiw kamen rund 270.000 Menschen ums Leben. (Vgl. Hunger, Krieg, Massaker – die bittere Geschichte Charkiws von Daniel Huber, 25.09.2022, https://www.watson.ch/wissen/international/739752198-hunger-krieg-massaker-die-bittere-geschichte-charkiws , hier auch ein Kapitel zum Holodomor 1932/1933: binnen weniger Monate verhungerten allein in Charkiw mehr als 45.000 Menschen.)